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Glyphosat Imker in Schönebeck sind auf der Hut

Auf der Jahresversammlung der Bienen- und Honigfreunde aus Schönebeck ging es auch um ein Problemthema.

Von Dan Tebel 09.02.2018, 19:29

Schönebeck l Es könnte alles so einfach sein – und ist es doch nicht. Aber die Augen vor Problemen zu verschließen, ist ja auch nicht der richtige Ansatz. Wolfram Böhm, der Vorsitzende des Imkervereins Schönebeck, machte am 8. Februar bei der Jahreshauptversammlung unter anderem Glyphosat zum Thema. „Ich will damit keine Panik schüren, aber auch wir sollten mit Kontrollen rechnen“, sagt er vor den Mitgliedern und ergänzt: „Auch damit, dass wir dann unsere Ernte vernichten müssen.“ Denn mit Unkrautvernichtungsmittel verunreinigter Honig sei nicht mehr verkehrsfähig, so Böhm.

Auch wenn das Thema schon lange in der Fachliteratur von Imkern behandelt werde, an diesem Abend hat der Vereinsvorsitzende zwei Artikel der Volksstimme vor sich liegen, die jüngst erschienen sind und das Thema aufgreifen. In Kurzform geht es dabei um den Vorfall eines Imkers aus dem Jerichower Land, dessen Honig in Braunschweig nach einer behördlichen Kontrolle aus dem Verkehr gezogen werden musste. „Der Grenzwert war um das 40-fache überschritten“, hatte die Volksstimme berichtet. Was die Bienen und ihr Imker nicht wussten – die angeflogenen Blüten enthielten Glyphosat. Der Imker war verärgert, blieb er doch auf allen anstehenden Kosten, inklusive der Untersuchung, sitzen. Und letztendlich damit auch auf seiner ganzen Arbeit. „Und das obwohl alle gesetzlich richtig gehandelt haben“, merkt Wolfram Böhm an.

Den Imkern aus Schönebeck könnte es bald ähnlich gehen. Und dabei können sie und alle anderen Imker absolut nichts dafür. „Aber vor dem Problem stehen wir alle“, äußert der Vorsitzende seine Bedenken. Von welchen Blüten und Pflanzen die Bienen den Blütennektar beziehen, liegt nicht in der Hand des Imkers. „Die Bienen fliegen sich auf einen Standort ein“, erklärt der Vorsitzende.

Prekär an der Situation ist auch die Aussichtslosigkeit. „Ich weiß auch nicht, wie ich mich dagegen wehren sollte und wie das ausgeht, wissen wir alle nicht“, sagt Wolfram Böhm und malt damit ein dunkles Szenario in die Zukunft. Dann halte er eben nur noch so viele Bienen, wie er selber nutzen könne, so Böhm und spielt damit auf mögliche rückläufige Verkäufe an.

Frank Freitag, Landwirt aus Biere, ist ebenfalls bei der Jahreshauptversammlung anwesend. Er verweist auf die Nahrungsmittelbranche, die „piekfeine Mittel“ erwarte. Beide Seiten zeigen Verständnis. „Auch der Landwirt muss von seinem Acker leben“, erklärt Wolfram Böhm. Keiner sei Schuld an der Situation.

Den vermutlich einzigen Lichtblick in der ganzen Thematik wirft ein anderes Mitglied ein. Man müsse ja auch immer bedenken, dass strengere Kontrollen auch positiv seien, heißt es von einem Vereinsmitglied aus der Runde.

Außerhalb dieser Thematik blickten die Mitglieder auf ein solides Jahr 2017 zurück. Aktuell zählt der Verein 23 Mitglieder, davon vier Frauen und ein Mitglied ohne Bienen. Stolz ist der Verein auch auf sein jüngstes Mitglied, den 15-jährigen Tim Mutsch. Insgesamt betreuten die Mitglieder im vergangenen Jahr 160 Bienenvölker, das sind rund sieben Völker pro Mitglied. Wilhelm Pischkule wurde zudem für 60 Jahre Mitgliedschaft im Imkerbund eine Ehrenurkunde überreicht, erzählt der Vereinsvorsitzende.