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Grabungen Pömmelte, das "gelobte Land"

Im Ringheiligtum Pömmelte wurden erste Ergebnisse der jüngsten Grabungen präsentiert.

Von Thomas Linßner 27.06.2018, 06:15

Pömmelte l Kulturstaatssekretär Gunnar Schellenberger strahlte über das ganze Gesicht, als Landesarchäologe Prof. Harald Meller die Gegend an der Elbe mit einem „frühen Silicon Valley“ der Vorgeschichte verglich. Hier hätten ideale Bedingungen für Ackerbau und Viehzucht geherrscht, was die Menschen magisch anzog. „Was aber auch zur Folge hatte, dass es Auseinandersetzungen gab“, so Meller. Der fruchtbare Siedlungsraum - das „gelobte Land“ (Meller) - sei sehr begehrt gewesen.

Das Faszinierende: Mehr als 4.000 Jahre alte Monumente aus der ausgehenden Jungsteinzeit und beginnenden Frühbronzezeit wurden in den 2.000er Jahren vollständig ausgegraben und umfassend wissenschaftlich untersucht. Es handelt sich um die einzige sogenannte Kreisgrabenanlage auf dem europäischen Kontinent, die eine ähnliche Komplexität wie das berühmte und zeitgleiche englische Stonehenge aufweist.

Die aktuelle Ausgrabungskampagne soll klären, in welcher Beziehung der Siedlungsraum und das Ringheiligtum zueinander standen. Daneben suchen die Wissenschaftler eine Antwort auf die Frage, wie lange der Ort als Siedlungsplatz genutzt wurde. Zudem erhoffen sich die an den Untersuchungen beteiligten englischen und deutschen Archäologen Erkenntnisse über das Verhältnis des Ringheiligtums von Pömmelte zu der nur 1,2 Kilometer entfernten Kreisgrabenanlage von Schönebeck.

Insgesamt soll eine Fläche von etwa 2,8 Hektar erforscht werden. Das sechsköpfige Grabungsteam erhielt Anfang dieser Woche Unterstützung durch zehn Studenten der englischen University of Southampton und der Martin-Luther-Universität Halle. Bislang wurden rund 300 Befunde dokumentiert. Anhand von Pfostenstellungen, die sich als dunkle Verfärbungen im Boden abzeichnen, konnte ein 29 Meter langes und sieben Meter breites Haus der Frühbronzezeit zugeordnet werden. Zu den weiteren Befunden zählen Bestattungen, deren genaue zeitliche Einordnung noch aussteht.

Dass das Gelände der frühbronzezeitlichen Siedlung auch im Mittelalter genutzt wurde, belegen die Überreste eines Altweges mit Fahrmulden sowie eine Gruppe von fünf weiteren Bestattungen. Die Toten, darunter zwei Kinder, waren in gestreckter Rückenlage in West-Ost-Ausrichtung beigesetzt worden.