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Grüne Lunge Schwarzbau in Calbe legalisieren?

Die Grüne Lunge in Calbe ist von ihrer einstigen Bedeutung heute weit entfernt. Wunsch und Wirklichkeit passen nicht mehr zusammen.

Von Thomas Höfs 06.10.2020, 01:01

Calbe l Als „blühende Wiesen, sattgrüne Bäume und bunte Sträucher soweit das Auge reicht, ein Farbenspiel der Natur im Wechsel der Jahreszeiten“, beschreibt die Saalestadt Calbe die Grüne Lunge. Die Anfang der 1930er Jahre aus einem ehemaligen Tonabbaugebiet entstandene Freizeitanlage ist der Treffpunkt für die Bürger. Bis heute. Doch so malerisch, wie die Stadt die Anlage malt, sei sie nicht, meldete sich kürzlich Torsten Göhr (ALC/SPD) im Stadtrat.

Vor allem störe ihn, dass die Internetseite der Stadt Calbe mit einer Gaststätte inklusive Biergarten werbe. Die gab es auch einmal, wie am Mühlgraben unschwer zu sehen ist. Allerdings ist die Einrichtung schon längere Zeit verlassen. Die Natur breitet sich hier wieder aus und holt sich das Land zurück. Nur habe die Situation vor Ort nichts mit der Beschreibung der Anlage im Internet zu tun, wunderte sich der Stadtrat und fragte nach, was in Zukunft damit geschehe.

Die Kommune, antwortete Bürgermeister Sven Hause, arbeite an dem Thema bereits seit einiger Zeit. Allerdings stehe die Verwaltung hier auch vor einigen anspruchsvollen Problemen, führte er aus. So sei das Gebäude für die Gaststätte noch zu DDR-Zeiten errichtet worden. Das Problem aus heutiger Sicht sei dabei, dass es für den Bau offenbar keine Baugenehmigung gibt. Nicht unüblich setzte eine großer Betrieb das Haus hin. Damals interessierte sich kaum jemand dafür, ob der Bau eine Genehmigung hatte.

Heute sieht dies anders aus. Zwischen den Verwaltungen von Stadt und zuständigem Landkreis werde nach einer Lösung gesucht, das Gebäude auch in Zukunft weiter nutzen zu können, kündigte der Bürgermeister an. Allerdings brauche dies noch etwas Zeit. Erst müssten die formellen Dinge geklärt werden, bis der Gaststättenbetrieb dort wieder anlaufen könne. Ohne eine Genehmigung für das Haus sei dies nicht denkbar. Die Kommune habe zudem Vorstellungen, wie das einstige Lokal in der Zukunft genutzt werden könne.

An anderen Stellen der Grünen Lunge macht sich zudem noch immer das Hochwasser aus dem Jahr 2013 bemerkbar. Die einst schönen Teiche, Hinterlassenschaften des Tonabbaus, sollen ausgebaggert werden. Die Saale hatte das Gelände einst überflutet. Die Kommune ist seit Jahren damit beschäftigt, die für die Teichsanierung notwendigen Genehmigungen zu erhalten. Trotzdem lieben die Calbenser ihre Grüne Lunge. Täglich sind viele Menschen auf dem Areal unterwegs. Manche führen ihre Hunde hier aus, andere Bürger treffen sich hier, um sich ungestört zu unterhalten.

Früher sei die Grüne Lunge noch attraktiver gewesen, heißt es von Bürgern. Vor allem aber verlangt die Freizeitfläche viel Pflegeaufwand. Noch attraktiver könnte die Grüne Lunge aber für die Bürger wieder werden, wenn der Zustand der Anlage wieder an die Beschreibung der Stadt im Internet heranreiche, ist Torsten Göhr der Meinung.

Einen Zeitplan für die Lösung des Problems um die Gaststätte nannte der Bürgermeister im öffentlichen Teil der jüngsten Stadtratssitzung nicht. Sollte es der Stadt gelingen, den nicht genehmigten Bau im Nachhinein zu legalisieren, wäre eine Gastronomie an der Grünen Lunge nicht nur für die Calbenser ein Gewinn.

Nur unweit der Gaststätte verläuft jetzt der Saaleradweg durch die Stadt. Täglich pendeln hier Radfahrer in den warmen Monaten durch Calbe. Der Saaleradweg bringt den Unternehmen im Gastronomiebereich so täglich eine wechselnde Kundschaft. Aber auch die Calbenser, die sich täglich in der Grünen Lunge treffen, würden sich über ein Angebot sicherlich freuen und es auch nutzen.