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Gynäkologin Chefärztin geht in den Ruhestand

Babys auf die Welt helfen und Frauenleiden behandeln, das hat Dr. Christine Lehmann 40 Jahre lang im Schönebecker Krankenhaus getan.

Von Kathleen Radunsky-Neumann 25.08.2017, 03:00

Schönebeck l Bodenständigkeit, Herzlichkeit, immer ein offenes Ohr ... „Sie können alle positiven Eigenschaften von A bis Z nehmen“, sagt Ute Rommel auf die Frage, was sie von ihrer Vorgesetzten hält. Nur gute Worte, die findet auch Michael Koch für seine Chefin. „Sie war immer da für uns und sie war eine fantastische Lehrerin“, sagt er. Und mit einem fast schon wehmütigen Blick sehen die beiden Gynäkologen auf ihre Chefärztin Dr. Christine Lehmann. Wehmütig deshalb, weil sie sich zum 1. September in den Ruhestand verabschiedet.

Für die Schönebeckerin ist es der richtige Zeitpunkt. Sie ist 63 Jahre alt. Nun freut sie sich auf die Zeit danach. „Die ersten vier Wochen werde ich erst einmal nichts weiter tun, mir nichts vornehmen. Einfach die Zeit genießen“, sagt sie. Dann stehen die Familie, zu der eine Tochter und drei Enkel gehören, ihr Mann und Reisepläne ganz oben auf der Liste. Denn lange genug habe das Privatleben eine eher untergeordnete Rolle gespielt, sagt Christine Lehmann, die 40 Jahre lang in der Frauenklinik gearbeitet hat. Angefangen hat sie 1977, damals kam sie direkt vom Studium in Jena zurück in ihre Heimatstadt. 1988 wurde sie zur Oberärztin ernannt. Und 2014 übernahm die Medizinerin den Posten des Chefarztes.

In 40 Dienstjahren hat Dr. Christine Lehmann zahlreichen neuen Erdenbürgern auf die Welt geholfen. Gibt es dazu eine Statistik? Die Frauenärztin winkt ab. „Das habe ich nicht gezählt“, sagt sie entschieden. Selbst auf eine Schätzung möchte sie sich nicht einlassen. Nur so viel: „Anfangs hatten wir um die 1200 Geburten im Jahr.“ Heute sind es rund 570 pro Jahr am Schönebecker Standort. „Das ist immer noch eine gute Zahl“, schätzt sie ein. Und was sie freut ist, wenn sie heute die zweite Generation im Kreißsaal trifft – also jene Kinder, denen sie einst auf die Welt half, inzwischen selber Kinder gebären.

Doch für Christine Lehmann macht nicht nur die Geburtshilfe ihren Beruf aus. „Es ist die Mischung“, sagt sie. Einerseits könne sie sich als Gynäkologin den Kranken widmen und habe andererseits die Geburtshilfe. Sie ist auch heute nach 40 Dienstjahren noch von ihrem Beruf überzeugt. „Ich würde es immer wieder so machen“, sagt sie. Da seien die Herausforderungen, die täglich wechseln, da sei das Handwerk und da sei der Umgang mit den Menschen. „Es gibt jeden Tag etwas Neues“, nennt sie ihre Einschätzung. Dabei sei sie damals im dritten Studienjahr eher zufällig zu dieser Fachrichtung gekommen. „Während meiner Famulatur war ich drei Tage lang in der Gynäkologie und durfte direkt im OP assistieren“, blickt sie zurück. Und: „Das fand ich spannend.“

Also war die Entscheidung gefallen und als sie dann nach dem Studium in ihre Heimat zurückkehren konnte, war sie glücklich. Noch einmal der Elbestadt den Rücken zu kehren, kam für sie nicht in Frage. „Das Team hat immer vom Ausbildungsstand, von der Qualität und vom Menschlichen gepasst“, sagt sie. In den vergangenen drei Jahren war sie als Chefärztin dann selbst dafür zuständig, ihr aktuelles Team, das aus insgesamt neun Gynäkologen besteht, zusammenzuhalten und zu leiten.

„Mein Ziel war es nie gewesen, Chefarzt zu werden“, sagt Dr. Christine Lehmann. Doch 2014 habe es sich ergeben. Dabei habe die Schönebeckerin immer vermieden, „mich hinter dem Schreibtisch zu verkriechen“, sagt sie. Die administrativen Aufgaben mussten trotzdem erledigt werden. „Das habe ich versucht, zwischendurch zu erledigen“, sagt sie. Darauf nicken ihre Kollegen zustimmend.

Wer neuer Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe wird, ist noch unklar. Gespräche mit potenziellen Kandidaten seien gelaufen, sagt die kommissarische Krankenhausdirektorin Sina Ebeling auf Nachfrage und verrät nur so viel, dass der oder die neue Chefärztin von außen kommen wird.

Derweil weiß Christine Lehmann, dass sie den Kontakt zu den Menschen und die Kommunikation vermissen wird. Und worauf kann sie nun getrost verzichten? „Ich werde nicht mehr jeden Schritt mit einem Telefon in der Hosentasche machen müssen“, sagt die Chefärztin.