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Heimatgeschichte Die vergebliche Suche

In Schönebeck war der Name Allendorff einst allgegenwärtig.

Von Jürgen A. Schulz 09.04.2017, 02:00

Schönebeck l Immer, wenn ich bei schönem Wetter Richtung Kurpark im Stadtteil Bad Salzelmen in der Heinrich-Heine-Straße unterwegs bin, dann kommt mir in den Sinn, dass diese Straße einmal den Namen Allendorff getragen hat.

Wohlwissend, dass in der Regel Straßennamen sich im Gange der Geschichte verändern, macht es mich aber doch ein wenig nachdenklich, warum ich eine Allendorffstraße vergeblich suche. Gerade in der Zeit der politischen Wende hätte es uns doch gut zu Gesicht gestanden, wenn nach dem alten Geheimen Kommerzienrat Otto Allendorff wieder eine Straße benannt worden wäre.

Er hätte es auf jeden Fall verdient, denn der Name Allendorff gehört auch heute noch historisch betrachtet, zu Schönebeck und Bad Salzelmen, wie die Elbe oder der Solgraben. Nicht seine wirtschaftlichen Erfolge sind es, die Otto Moritz Allendorff (geboren am 20. Februar 1841 in Schönebeck, gestorben am 19. September 1912 in Groß Salze) so wertvoll als historische Persönlichkeit machen, sondern besonders sein soziales Engagement und sein Wirken für die Allgemeinheit bewegen mich da. Ich denke da zum Beispiel an die 1893 von ihm eingerichtete Kinderbewahranstalt in Groß Salze oder an die Stiftungen zu Gunsten der Waisenhäuser in Schönebeck und Groß Salze, dem Kindersanatorium oder den Kirchen in Schönebeck, Groß Salze und Frohse.

Dass diese Stiftungen schon ab 1905 mit 500 000 Reichsmark unterlegt waren, sollte schon ein wenig Beachtung finden und auch genannt werden.

Dass diesem Bürger ganz sicher schon zu Lebzeiten Ehre und Anerkennung gezollt wurde, ist sicher nicht von der Hand zu weisen, aber ich habe bei meiner historischen Suche zu Allendorff auch in der „Chronik des Landwehrvereins Groß Salze von 1865 – 1914„ eine Abhandlung gefunden, die sich mit der Trauerfeier anlässlich seiner Bestattung am 23. September 1912 beschäftigt.

Der Königliche Geheime Kommerzienrat Otto Allendorff war Ehrenmitglied im genannten Landwehrverein und der Chronist hat mit wohlgeformten Worten diesen Tag für die Nachwelt in der Chronik erhalten. „Wir haben einen Mann begraben, doch uns war er mehr“ – Unter diesem Motto und mit den Worten des Dichters Matthias Claudius, wurde der Verstorbene nach einer ergreifenden Trauerfeier auf der Kaiserbrauerei zur Beisetzung auf den Schönebecker Friedhof geleitet.

Gemeinsam mit den Familienangehörigen standen Hunderte Arbeiter seiner Betriebe, die Abgeordneten der Städte und Einrichtungen, vor dem Privathaus auf der Kaiserbrauerei, wo der Tote aufgebahrt war. Die Gedächtnisfeier wurde durch Chöre musikalisch umrahmt und Pastor Häselich aus Groß Salze hielt eine ergreifende Trauerrede. Die Flaggen der Städte Schönebeck und Groß Salze wehten auf Halbmast.

Als der Trauerzug sich von der Kaiserbrauerei auf den Weg machte, folgten dem Leichenwagen Tausende und Abertausende, so lässt der Chronist uns wissen.

Musikkorps, Feuerwehren, Vereine und Verbände, Kriegerkameradschaften, Abordnungen von Behörden und Verwaltungen und eine große Anzahl von Bürgern und Einwohnern gaben ihm das letzte Geleit.

Während der Zeit des Trauerzuges in Richtung Schönebecker Friedhof erklangen die Glocken der Kirchen in Schönebeck und Groß Salze. Die Welsleberstraße hatte sich in eine Trauerstraße verwandelt.

Weiße mit schwarzem Trauerflor und Girlanden umwickelte Pfosten und Ehrenpforten grüßten den Toten auf seinem letzen Weg. An der Familengruft angekommen wurde der Verstorbene an der Seite seiner Eltern bestattet. Ich glaube, würdiger kann man einen Mann nicht zu Grabe tragen. Auch daran muss ich immer denken, wenn ich durch die ehemalige „Allendorffstraße“ gehe.

Wir haben immer noch eine „Heinrich-Rau- und eine V.-Feldmann-Straße,“ die weit aus weniger mit Schönebeck zu tun hatten. Da wäre es nicht vermessen, die Stadträte und die Verwaltung daran zu erinnern, dass da noch einige Hausaufgaben gemacht werden sollten.