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Heimatstube Calbe Den Blick auf Unauffälliges lenken

Die Schönebecker Hobbyfotografin Agnes Schulz stellt in der Neuen Galerie der Heimatstube Calbe aus.

Von Andreas Pinkert 25.01.2017, 00:01

Calbe l Südlich vor den Toren der Landeshauptstadt, am Elbkilometer 314, befindet sich der traditionsreiche Hafen Schönebeck-Frohse. Früher war dort der zentrale Schulungsort für die Binnenschiffer der DDR beheimatet. Heute wird der Hafen hauptsächlich für den Umschlag von Gütern bis zu einem Gewicht von 150 Tonnen genutzt, die verschifft werden. Dazu zählen vor allem Schrotte und Schwerlastteile.

In diesem Areal unternimmt Agnes Schulz gern ihre Streifzüge. Immer mit dabei ist ihre digitale Spiegelreflexkamera, oft auch Stativ und Makro-Objektiv.

Die gebürtige Erzgebirglerin wohnt seit mehr als 22 Jahren ganz in der Nähe der Frohser Kirche, von wo aus sie Störche beim Aufziehen ihrer Jungen beobachten kann. Ihr fotografisches Interesse richtet sich auf das Sichtbarmachen von Unauffälligem. Was andere unbeachtet links liegen lassen, das rückt Agnes Schulz gekonnt in den Mittelpunkt. „Ich finde in vielen Fundstücken am Elbufer interessante Strukturen, die ich einfach fotografiere und damit sammle. Einige von ihnen sind leicht vergänglich“, sagt sie bei der Vernissage am Sonnabend in der Heimatstube und blickt auf eine ihrer Fotografien. Dort festgehalten sind im gefrorenen Elbwasser eingeschlossene Luftblasen, die ein Muster zu bilden scheinen. Die diplomierte Agraringenieurin, suchte bereits im Malen und Zeichnen – unter anderem beim Calbenser Künstler Hans Both – ihren künstlerischen Ausdruck, bevor sie sich der Fotografie zuwandte. Seit 2000 werden ihre Fotografien im Schönebecker Raum, in Markkleeberg, Quedlinburg oder in den Nationalparkhäusern des Harzes ausgestellt. Nach 2011 ist sie zum zweiten Mal von der Schönebecker Elbe an die Calbenser Saale gekommen.

Neben dem Frohser Hafen ist es auch der dortige Schrottplatz, dem Agnes Schulz mindestens einmal im Monat einen Besuch abstattet, wie sie sagt. Dort findet sie ständig wechselnde Motive, sei es altes Werkzeug, ausgediente Bauteile, korrodierte Heizspiralen, Drahtgeflechte, kaputte Haushaltsgeräte und vieles weitere.

Doch auch die Naturschönheiten weiß sie mittels Makrofotografie in Szene zu setzen. Dabei kommt ihr das Stillleben, das sie nicht komponiert, sehr entgegen, da es ein längeres, intensives Betrachten voraussetzt. Was beispielsweise auf den ersten Blick wie ein abstrakte Muster aussieht, ist beim genauen Hinsehen ein Tulpenblatt in Schwarz-Weiß, das sich in verschiedene Formen windet.

„Dieses Mal sind unwöhnlich viele Fotos von Agnes Schulz zu sehen, die Gesichter zeigen“, sagt Heimatvereinsvorsitzender Uwe Klamm bei der Vorstellung in der Neuen Galerie. Dafür habe Agnes Schulz wieder den Frohser Hafen besucht und die dortigen Arbeiter beim Be- und Entladen der Schiffe beobachten können. Denn eines ist Agnes Schulz bei ihrem Hobby nicht: Thematisch festgelegt.

Die Ausstellung ist bis Mitte März zu den Öffnungszeiten der Heimatstube zu sehen.