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Hilfswerk Amazonien hautnah erleben

Im Schönebecker Gymnasium ist Friederike Peters vom Lateinamerika-Hilfswerk „Adveniat“ zu Gast. Sie erzählt über Ecuador.

Von Maria Anderl 19.12.2016, 18:21

Schönebeck l Wie man Fünftklässlern ein Leben im Amazonas-Gebiet von Ecuador näher bringt? Ganz einfach – man erzählt es ihnen. So wie Friederike Peters, Angestellte des Lateinamerika-Hilfswerk „Adveniat“ der katholischen Kirche. Im Rahmen der bundesweiten Weihnachtsaktion 2016 „Schützt unser gemeinsames Haus/Bedrohte Schöpfung – bedrohte Völker“ von „Adveniat“ war sie unter anderem im Bistum Magdeburg unterwegs und berichtete von den Schwierigkeiten, mit denen die Leute in Ecuador zu kämpfen haben.

Der Hintergrund dieser Vorträge? „Die Weihnachtskollekte der Kirche geht in diesem Jahr über ,Adveniat‘ nach Lateinamerika. Wir wollen den Menschen einfach nahe bringen, für welche Menschen, für welche Arbeit sie eigentlich spenden“, erklärt Maria Faber, Weltkirchen-Referentin des Bistums Magdeburg, die den Vortrag mitorganisiert hat. An diesem Tag ist Friederike Peters zu Gast im Dr.-Carl-Hermann-Gymnasium in Schönebeck und berichtet einer fünften und einer elften Klassen von ihren Eindrücken. „Auch die Kinder und Jugendlichen sollen informiert werden. Es geht hier um globale Probleme, und die gehen jeden etwas an“, erklärt sie.

Als der Klassenleiter und Geografie-Lehrer der 5/2, Kevin Tschisgale, das Angebot bekam, Friedrike Peters als Gast zu begrüßen, hat er nicht lange gezögert: „Es passt thematisch gut zu den laufenden Stoffen, da wir gerade die Naturzonen der Erde durchnehmen. Vor allem aber finde ich es sehr schön, wenn Kinder die Möglichkeit bekommen, mit jemanden zu sprechen, der selbst vor Ort war.“ Und dass die Kinder es wirklich genießen, merkt man von Anfang an. Denn: Friederike Peters ist die geborene Erzählerin. Sie nimmt ihre kleinen Zuhörer ernst und erklärt ihnen ganz unkompliziert, ganz einfach, um was es heute geht: Das Leben in Ecuador, genauer gesagt, das Leben am östlichsten Punkt Ecuadors, der Gemeinde Nuevo Rocafuerte. Ganz behutsam führt Friederike Peters zum Thema der Stunde heran. Klärt mit den Schülern zusammen erst einmal eine wichtige Frage: Wo Ecuador denn eigentlich auf der Welt liegt? Und zeigt mithilfe von Bildern, wie man sich das Leben in diesem fernen Land so vorstellen muss.

Sei es, dass es dort, wo Friederike Peters wohnt, wenig Straßen, aber dafür viele Flüsse gibt – die Menschen sich also meistens mit Booten fortbewegen. Sei es ein Bild eines sogenannten Schamanen, der in den Dörfern die Funktion eines Arztes und Priesters einnimmt und die Geheimnisse des Urwalds genau kennt, wie Friederike Peters erklärt. Oder sei es ein Bild einer schwarzen, zähflüssigen Substanz. Ob die Kinder denn wissen, was das sei, fragt Friederike Peters. Sie wissen es nicht.

Die Antwort: Es handelt sich um Erdöl. Erdöl, das im Amazonas-Gebiet Ecuadors lagert, heiß begehrt ist und viele Probleme schafft, wie Friederike Peters den Kindern berichtet. Warum es so viele Schwierigkeiten gibt? Die Förderung des Erdöls zerstört die Umwelt der indigenen Völker. Daher kämpfen sie für ein Mitspracherecht, wollen Entschädigungen. Wie diese „Entschädigungen“ manchmal so aussehen, erklärt Friederike Peters den Kindern anhand eines Beispiels. So wurde in einem Fall den Indianern für die Förderung des Öls der Bau einer Schule versprochen. Das Erdöl wurde aus der Erde gewonnen, doch die Schule nie gebaut. Denn: Im Vertrag wurde für die Errichtung kein genaues Datum festgelegt.

Die Kinder hören sich all das ruhig und aufmerksam an. Wie sehr sie die schwierige Thematik bewegt hat, wird erst richtig bei der Fragerunde am Ende klar. Ob die Geschichte mit der Schule wirklich stimmt, will da einer wissen. „Ja, das tut sie“, antwortet Friederike Peters. Ob es nicht Betrug sei, will ein anderer wissen? „Leider ist es legal, da alle unterschrieben haben“, erklärt Friederike Peters. Aber illegal wäre es ja wohl, wenn die Indianer die Schule am Ende nie bekommen, lässt der Schüler nicht locker. „Das wäre es, aber sie sagen, dass die Schule irgendwann gebaut wird. Nur weiß niemand, wann genau das passieren wird“, sagt Friederike Peters.

Nach dieser teilweise recht schweren gibt es für die Kinder ganz zum Schluss auch leichte Kost. Friederike Peters hat Kakaobohnen aus Ecuador mitgebracht. Ein Hauch Lateinamerika zum Selberschmecken.

 

Weitere Infos zur Aktion unter www.adveniat.de.