Historie Premiere für Ehrenbuch

Historiker Dieter Engelmann und Pömmelter Lehrer Heinz Warnecke sind die ersten, die sich ins neue Ehrenbuch von Barby eintragen.

Von Thomas Linßner 08.04.2019, 11:06

Barby l Zwar gibt es so etwas ähnliches wie ein Ehrenbuch, das Anfang der 1990er Jahre im Rahmen eines ABM-Projektes angelegt wurde. In Zeiten seiner Entstehung war es zwar gut gemeint - heute wird es dem Begriff Ehrung allerdings nicht mehr gerecht. Es ist ein Durcheinander von Eintragungen und Fotos, die sich mittlerweile gelöst haben. Daran ändert auch nicht die Tatsache, dass ein paar ganz illustere handschriftliche Eintragungen darin zu finden sind: Von Bundeskanzler Helmut Kohl neben dem Prinz von Preußen über Schauspielerin Witta Pohl bis hin zu Sachsen-Anhalts Ex-Ministerpräsident Werner Münch.

Es ist konzeptlos vollgeschrieben, die Spalten für Autogramme der Ehrengäste sind voll. Deshalb schaffte Bürgermeister Torsten Reinharz ein neues Buch an. Pro Doppelseite soll es fortan nur einen Bürger- oder Gasteintrag geben. Was vor allem neu und nicht unwichtig ist: Der Geehrte soll per Foto abgebildet werden. Im vergangenen Jahr machte sich eine Jury Gedanken über die Premiere-Einträge. Letztendlich fiel die Wahl auf Dieter Engelmann und Heinz Warnecke.

Neben verschiedenen geschichtlichen Fachpublikationen machte sich Dieter Engelmann besonders durch die Herausgabe der „Chronik der Stadt Barby 1900 bis 2000“ verdient, bei der er von dem gebürtigen Barbyer Heinz Ulrich unterstützt wurde. Das 360-seitige Werk schließt im wesentlichen dort an, wo der Chronist Karl Höse vor dem Ersten Weltkrieg endete. Engelmanns Vater Karl war Arbeiter, Mutter Martha (geb. Behrendt) Hausfrau. Erstes Interesse für die Barbyer Regionalgeschichte weckte in ihm sein Großvater, der Steinsetz-Polier Albert Behrendt, der noch im März 1933 bei der Gemeindewahl für die Kommunistische Partei kandidierte und einen der beiden KPD-Sitze im Stadtrat errang.

Für die Barbyer Chronik war Engelmann „Stammkunde“ in der Universitäts- und Landesbibliothek Halle, die eine umfangreiche Sammlung der „Barbyer Zeitung“ (bis 1899 „Elb- und Saal-Bote“) und des „Barbyer Hauskalender“ besitzt. Daraus ließen sich zeitgenössische Fakten schöpfen. Auch das Barbyer Stadtarchiv, das zwar in einem relativ ungeordneten Zustand ist, lieferte so manchen historischen Fakt. Die Barbyer Hauskalender, die zwischen 1900 und 1938 jährlich im Verlag von Hermann Kropp erschienen, waren weitere gute Quellen.

Fragt man den ehemaligen Geschichtslehrer Heinz Warnecke nach seinen Ur-Impulsen für die Regionalgeschichte, antwortet er knapp: „Das war mein Fotoapparat.“ Den hatte er seit 1940 „am Mann“, wodurch während des Krieges faszinierende Bilder entstanden, die es heute noch gibt. Der aus Lübs stammende Warnecke heiratete nach Pömmelte und ist dort seit den frühen 1950er Jahren heimatgeschichtlich unterwegs. Wobei er unentwegt fotografierte, recherchierte und Uralt-Fotos von Einwohnern für die Chronik reproduzierte. In DDR-Tagen regelrecht sensationell war, wenn Warnecke nachmittags Familienfeiern ablichtete und abends der fidelen Feierrunde die Schwarzweißfotos in die Hand drückte. Heute setzt der 98-Jährige mit Hilfe seines Laptops die Chronikarbeit fort.