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Hobby Schottischer Dudelsack ist tabu

Der gebürtige Calbenser Gernot Ecke trägt keinen Kilt. Muss er auch nicht, wenn der Dudelsack spielt.

Von Susann Salzmann 26.06.2018, 01:07

Calbe/Gottesgnaden l Gernot Ecke trägt keinen Kilt, nur um in Stimmung zu sein für das Spiel mit dem Dudelsack. Nein, nein, winkt der 60-jährige, gebürtige Calbenser ab. Er benötige keinen Schottenrock, um die Melodien spielen zu wollen.

Im Jahr 1978 verschreibt sich der studierte Elektrotechniker der Musik; im Besonderen der Folkmusik. Mit Gitarre, Blockflöte und sogar der Mandoline. Ein Jahr darauf folgt sein Mitwirken in der Band „Feuertanz“, doch vom Dudelsack ist er zu dieser Zeit noch entfernt. Aufmerksam macht ihn erst das Geschenk eines Freundes etwa 1987. Ein bulgarischer Dudelsack; die sogenannte „Gaida“. Das Instrument spielt er. Das Wie bringt er sich im Tüfteln selbst bei. Das Warum sei ganz simpel und liege im Reiz der alten, traditionsreichen Instrumente verborgen.

Heute genießt das bulgarische Exemplar weitgehend seinen instrumentalen Ruhestand. Noch zu DDR-Zeiten wurde er abgelöst von Eckes selbstgebauter Sackpfeife. Nach Anleitung in einem Dudelsackbauworkshop. Ein eintägiges Unterfangen, das „wirklich kompliziert war“ und bei dem allerhand gedrechselt wurde. Ecke stellt sich trotzdem der Herausforderung. Eine solche war es auch für seine Ohren. „Denn der Klang war mies, aber ich war begeistert“, strahlt Gernot Ecke, wenn er sich an den Zeitpunkt zurückerinnert. Fasziniert davon, ein seltenes und traditionsbehaftes Instrument zu spielen.

In seinen ganzen Jahren als Sackpfeifer hat Ecke eine Erfahrung stetig wiederkehrend gemacht: „Bei den Leuten polarisiert das Instrument total“, erzählt er mit Verweis auf seine Erfahrungen als Straßenmusiker. Öffentliche Plätze waren seine Bühne. Jedes seiner Instrumente hat er dort ausprobiert. Beim Dudelsack scheinen ihm nach eigenen Erzählungen nur die zwei „Extreme“ der bloßen Begeisterung oder der blanken Ablehnung begegnet zu sein.

Auch wenn der Eigenbau nicht so professionelle, wohlklingende Töne abgegeben hat, wie der vom Deutschen Dudelsackbauer aus der Dübener Heide: Er hat sich an ihm weiterentwickelt. Berufsbedingt bläst er die Pfeifen nicht täglich; an freien Tagen dafür aber ausgiebiger. Grundsätzlich, sagt der Ilmenauer über sich selbst, „bin ich niemand, der sich hinsetzt und übt“. Sein Credo lautet dabei stets: Musik ist kein Leistungssport. Nichtsdestotrotz bestehe natürlich der Anspruch der musikalischen Weiterentwicklung - aber nur an beziehungsweise mit einem deutschen Dudelsack. Vehement schüttelt er den Kopf als Antwort auf die Frage, ob er nicht gern eine schottische „Bagpipe“ spielen möchte. Eine (selbst einstige) Waffe möchte er nach eigenen Angaben nicht spielen. So sei die schottische Sackpfeife eine militärische Waffe gewesen. Mit ihren grellen Lauten sollte der Feind eingeschüchtert werden. Diese lauteren, schrillerein Töne seien auch nicht das, was ihn am Instrument anspräche. Die deutschen „Schäferpfeifen“ streicheln das Zuhörerohr dagegen in wohlklingender Manier mit der typischen einen Melodie- und den drei Bordunpfeifen, welche die Töne bilden.

Emsige Spieler wissen, dass das Melodieerzeugen Luftreserven aufbraucht. Viel Luft und darüber hinaus viel Druck benötige Ecke bei Auftritten mit diesem Instrument. Eine noch größere Portion dieser beiden „Ingredienzien“ brauche nur noch der nachgebaute Mittelalter-Dudelsack. Das beantwortet zudem die Frage, ob jede Sackpfeife gleich ist. Die Antwort ist „Nein“. Jeder hat eine andere Griffweise und Ecke bereit, diese zu lernen.