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Hohe Kosten Das Blech ist weg

Orts-, Vorfahrtsschilder, Geschwindigkeitsbegrenzungen - die Diebe machen in Schönebeck und Staßfurt vor nichts Halt.

Von Julia Puder 14.10.2018, 23:01

Schönebeck/Staßfurt l Eine Trophäe für den Partykeller oder eine Mutprobe nach einer durchzechten Nacht. Für einige scheinen Verkehrsschilder der letzte Schrei zu sein. Jüngstes Beispiel ist der Klau des Ortseingangsschildes von Förderstedt in der Nähe von Staßfurt. Allein in Schönebeck wurden laut Aussagen der Stadt in den letzten neun Monaten fünf Verkehrsschilder entwendet. Wenn man dazu noch die Anzahl der durch Vandalismus und Witterung beschädigten Schilder hinzuzählt, kommt man auf über 100 Schilder, die jährlich ersetzt werden müssen.

Laut Aussagen der Schönebecker Stadtverwaltung werden Schilder oft während der Fußballsaison mit blauer Farbe beschmiert. „Die Farbe ist von den Vorfahrtsschildern sehr schwer entfernbar und kann die Reflektionsschicht beschädigen“, berichtet Silvia Franke, die Sachgebietsleiterin für Straßenverkehrswesen. „Dadurch werden die Schilder funktionslos und müssen ausgetauscht werden“, erklärt sie weiter. Außerdem werden Schilder auch oft umgefahren oder mutwillig aus dem Boden gerissen, berichtet Franke. „Dafür muss man schon sehr viel Kraft anwenden, aber es kommt sehr oft vor“, stellt sie entrüstet fest. Am häufigsten betroffen seien nach Angaben der Stadt die Regionen rund um Plötzky und Pretzien.

Strafanzeige stellen dann die zuständigen Behörden und Ortschaftsräte, da zwischen Landes- und Gemeindestraßen unterschieden werde, so Silvia Franke. Diese müssen dann auch die finanziellen Ausgaben für den Ersatz übernehmen, welche, ihren Angaben nach, zwischen 150 Euro bis mehreren hundert Euro betragen können.

In Schönebeck kümmert sich der zentrale städtische Bauhof um die Wiederbeschaffung und Reparatur von Straßenschildern. Dessen Streckenkontrolle, auch motorisierte Straßenaufsicht genannt, untersucht regelmäßig die Straßengegebenheiten und meldet, wenn Schilder entwendet wurden oder nicht mehr zu lesen sind. Auch die Polizei und das Ordnungsamt geben Hinweise. „Ab und zu meldet sich auch mal ein Anwohner bei uns“, erzählt Dennis Eckert, Leiter des Meisterbereichs Straßenunterhaltung.

Einen Großteil der Schilder müsse man wegen Kratzern, Beulen oder Rissen entsorgen. Am häufigsten betroffen sind Schilder, die der Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Diese zerstört nämlich im Laufe der Jahre deren Reflektionsschicht, so Eckert. In der Regel halten die gängigen Verkehrsschilder aber mindestens bis zu fünf Jahre ohne, dass man sie austauschen muss, erklärt Eckert.

Viele Schilder hätte man auf Vorrat, verrät Dennis Eckert. „Spezielle Schilder, wie Zusatzschilder müssen wir bestellen und teilweise bedrucken lassen. Das kann bis zu einer Woche dauern“, erklärt er. Damit währenddessen keine Anarchie im Straßenverkehr ausbricht, werden, wie am Beispiel Förderstedt gesehen, Ersatzschilder aufgestellt, die zum Beispiel auf die Geschwindigkeitsbegrenzung aufmerksam machen.

Dadurch wird auch bewusst, dass der Schilderklau nicht nur ein Schönebecker Problem ist. Wenn ein Ortseingangsschild, wie im Fall Förderstedt entwendet wird, ist dafür oft kein sofortiger Ersatz da. Da solche Schilder oft nicht bei der zuständigen Straßenmeisterei vorrätig sind, müssen sie gesondert angefertigt werden, was zwei bis drei Wochen dauern kann, bestätigt der Stadtpflegebetrieb Staßfurt. „Bei uns ist vor allem das Ortseingangsschild von Lust nahe Staßfurt sehr beliebt“, erzählt Rainer Busse, Teamkoordinator Straße des Stadtpflegebetriebs. „Es wird jährlich ein bis zweimal entwendet“, erklärt er weiter. Auch in Staßfurt finden deshalb monatliche Kontrollen statt, die von der Verkehrsbehörde unterstützt werden.

Der Vandalismus schlägt da schon deutlich höher zu Buche. Da auch dort die Schilder unter anderem mit Aufklebern des FCM „geschmückt“ werden, müsse man wohl über 100 Schilder im Stadtgebiet und Umgebung reparieren oder erneuern, so Rainer Busse.

Um die Anwohner zur Mithilfe zu animieren, wurde in Staßfurt ein Bürgermelder eingerichtet, wo sich aufmerksame Beobachter von Beschädigungen an Verkehrsschildern direkt bei der Stadt Staßfurt melden können. Auf der Internetseite www.melder.stassfurt.de kann man seine Beobachtungen schildern.

Laut Landesstraßenbaubehörde sind Ortseingangsschilder oft nach Gebietsreformen und Ortsumbenennungen sehr beliebt. Viele wollen die alten Schilder als Souvenirs behalten. „Den meisten ist dabei nicht bewusst, wie gefährlich es sein kann, wenn ein Ortseingangsschild übersehen wird oder gar fehlt“, so Regionalbereichsleiter Stefan Hörold. „Durch die Geschwindigkeitsüberschreitungen können auch oft Menschenleben in Gefahr geraten“, warnt er. Seiner Meinung nach ist die Entwendung von Straßenschildern kein Kavaliersdelikt, denn schließlich dienen sie zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit.

Auch die Veränderung von Vorfahrtsregelungen durch die Deformierung von Vorfahrtsschildern könne zu erheblichen Unfällen führen, erklärt Silvia Franke vom Bereich Straßenwesen. Um dem Vandalismus an Verkehrsschildern aktiv entgegen wirken zu können, seien laut Angaben der Stadt Schönebeck, intensivere, nächtliche Kontrollfahrten wichtig.

Außerdem ruft Silvia Franke zu mehr Beteiligung von Seiten der Bürger auf. Im Gegensatz zu Staßfurt gibt es in Schönebeck bislang noch keinen Bürgermelder. Daher könnte man am besten direkt beim Ordnungsamt oder der Polizei anrufen. „Es reicht schon, kurz bei der Polizei oder dem Ordnungsamt anzurufen und die Beobachtungen zu schildern“, erklärt Franke.