EIL

Hollywood Ein Bördeländer Krimi?

Wer ist DiCaprio gegen Bernd Nimmich oder Kate Winslet gegen Angelika Fricke? Ein kleines bisschen Hollywood-Flair weht in Eggersdorf.

Von Sebastian Rose 26.09.2019, 10:00

Eggersdorf/Kleinmühlingen l Bördeland. Zehn Uhr 15. Genauer gesagt Eggersdorf, Friedhofsmauer. Gelassen lächelt der Gemeindebürgermeister in die Kamera. Eine Hand am Papier, die andere in der Hosentasche. Plötzlich zieht er wie in einem Westernfilm die Hand aus der Tasche. Etwas Helles blitzt auf. Doch nicht etwa ein Colt ist gemeint. Es ist bloß sein Ehering. Nach kurzem Zögern beantwortet er die Fragen von Angelika Fricke.

Nicht etwa ein Actionfilm wird gedreht. Etwa ein Krimi? Den Friedhof hinter der Mauer werden die Darsteller jedenfalls nicht genauer kennenlernen. Denn ein sogenannter Imagefilm steht an. Image ist Englisch und bedeutet „Bild“. So eine Art von Film wird verwendet, um Projekte vorzustellen und über weitere Dinge zu informieren.

„Für unsere Internetseite machen wir jedes Jahr einen Film in diesem Stil“, erklärt Angelika Fricke von der Leader Aktionsgruppe. „In diesem Jahr ist die Gemeinde Bördeland an der Reihe. Hier wollen wir die Friedhofsmauer in Eggersdorf, die Kirchenfassade in Kleinmühlingen und das sogenannte grüne Klassenzimmer in Biere vorstellen“, so Fricke weiter.

An der Friedhofsmauer in Eggersdorf angekommen, beginnen sofort die angeregten Gespräche zwischen Angelika Fricke von der Leader-Aktionsgruppe und Gemeindebürgermeister Bernd Nimmich. Währenddessen stellt Dagmar Reimann ihr Stativ auf, richtet die Kamera auf die beiden Protagonisten und stellt das mitgebrachte künstliche Licht ein. Reimann ist vom Harzer Regionalfernsehen angereist. Die Firma erhielt in diesem Jahr vor zwei anderen Mitbewerbern den Zuschlag für den Film. „Wir arbeiten schon seit Jahren gut mit dem Harzer Regionalfernsehen bei den Imagefilmen zusammen“, weiß Angelika Fricke.

Los geht‘s mit dem Interview vor der Kamera. Angelika Fricke stellt Fragen zum Friedhofsmauerprojekt, der Förderung durch die Leader-Aktionsgruppe mit Geldern, die von der Europäischen Union für innovative Ideen im ländlichen Raum bereitgestellt werden, und wie die Mauer bei der Gemeinde und den Bürgern angekommen ist.

Einige neugierige Friedhofsbesucher staunen über Präsenz der Kamera. Wann gibt es so etwas schon in Eggersdorf? Bernd Nimmich begrüßt fast alle mit Namen und einem lockeren Spruch. „Der Friedhof ist nicht nur ein Ort, sondern eine Begegnungsstätte“, erläutert Bürgermeister Bernd Nimmich. „Hier treffen sich viele ältere Bürger und halten Pläuschchen. Deswegen ist es auch so wichtig, dass die Mauer wieder einladend wirkt. Wir von der Verwaltung und die Bürger selbst sind sehr froh über die Sanierung im letzten Jahr“, so Nimmich weiter.

Anschließend werden noch schnell ein paar Szenen von der Mauer selbst durch Dagmar Reimann gedreht. Aber ohne Ton. „Ihr könnt euch ruhig weiter unterhalten“, meint sie zu den Schaulustigen. Dann geht es auch schon weiter zur Kirche nach Kleinmühlingen.

Vor dem heiligen Gebäude in dem Bördedorf wartet schon Ulrich Conert vom Gemeindekirchenrat. Der Landwirt hatte sich neben seiner eigentlichen Arbeit noch mit um die Sanierung des alten Gotteshauses gekümmert. Im letzten Jahr stand dann die dringend erforderliche Erneuerung der Außenfassade an. Auch hier das gleiche Procedere. Stativ aufstellen, Scheinwerfer ausrichten und Mikro prüfen. Das Ausrichten der Kamera fällt in diesem Fall ein wenig schwerer, da Ulrich Conert fast zu groß für die Standhalterung ist. Gerade so gelingt das Interview dann doch noch. „Auch hier ist der soziale Begegnungsaspekt des Gebäudes im Vordergrund. Die Kirche soll einfach einladend wirken und das haben wir mit der Renovierung der Außenfassade sicherlich erreicht“, so Bernd Nimmich. „Wir wollen den Leuten zeigen, was mit der Leader-Förderung erreicht werden kann“, erklärt Angelika Fricke am Ende. „Ortsprägende Gebäude, Räume und Ereignisse stehen im Vordergrund.“

Einzig das „grüne Klassenzimmer“ in Biere wird noch in den kommenden Wochen und Monaten gefilmt. Dann geht es ans Schneiden des Films. Folglich doch kein Krimi in Bördeland. Eigentlich Schade. Denn die „Schauspieler“ haben ihre Sache herausragend gemeistert. Das wird sicherlich tolle Quoten geben.