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Industriemuseum Neues Dach für eine alte Lady

Mit einer Notsanierung wird gegenwärtig das Hauptgebäude des Industriemuseums Schönebeck gerettet.

Von Olaf Koch 05.09.2017, 16:22

Schönebeck l Das kann das Meisterstück werden. Was die Mitglieder des Industriemuseums Schönebeck (Imuset) auf ihrem Vereinsgelände leisten, dürfte Bauherren in Deutschland ein wenig erblassen lassen. Trotz der zeitlichen Probleme zu Beginn muss die Notsanierung des Daches bis zum Ende dieses Jahres abgeschlossen sein. Zudem soll das finanzielle Budget nicht überzogen werden. Ergo: Zeitlich und finanziell alles im Lot. Wo gibt es das heute in Deutschland nochmal?

Wer Georg Plenikowski, Präsident des Vereines des Industriemuseums, kennt, der weiß, mit welchen Argusaugen er den Bauverlauf überwacht. Fast täglich ist er mit seinem Vereinsfreunden selbst auf der Baustelle und scheut sich nicht, bis zum Dach der großen Industriehalle hinaufzuklettern und mit den Arbeitern der beauftragen Firmen zu fachsimpeln.

„Das läuft“, fasst Plenikowski die Sanierung während eines Gespräches mit der Volksstimme zusammen. Vor wenigen Monaten noch sah das etwas anders aus. Da sich das Gesamtvolumen der Sanierung der Industriehalle und der Villa auf rund 1,8 Millionen Euro summiert, musste das Vorhaben vom Landesbauamt auf Korrektheit überprüft werden. Die Stadt Schönebeck hatte das beim Marktneubau leidvoll erfahren müssen – auch dann, wenn in verschiedenen Jahresscheiben gebaut wird. Die Gesamtsumme zählt.

Nach der erfolgreichen Prüfung des Landes startete der Imuset-Präsident wie ein nagelneuer ZT 300 aus heimischer Produktion und lief auf Hochtouren. „Speziell für dieses Sanierungsvorhaben haben wir eine Gruppe gebildet: eine Holzbaufirma aus Schönebeck, eine Gerüstbaufirma aus Biederitz, ein Blitzschutz-Unternehmen aus Schönebeck und eine Dachdeckerfirma aus Quedlinburg“, so Georg Plenikowski. „Sie alle haben es sich zugetraut, an diesem alten Haus zu bauen.“

Die Industriehalle wurde von Februar bis November im Jahr 1907 gebaut, weiß Rainer Ulrich zu berichten, der so gut wie alle Zahlen und Fakten der Industriegeschichte der Stadt im Kopf hat. Eingeweiht wurde der Bau ein Jahr später.

Für die Dachdecker und Holzbauer ist die Sanierung an so einem historischen Objekt wie eine Zeitreise. „Klar, es wurde deutlich, wie vor mehr als 100 Jahren die Menschen gebaut haben“, so Plenikowski. Das sagt er nicht mit übersprudelnder Begeisterung, sondern vielmehr leicht resigniert. Der Grund: Als die Gerüste außen und innen aufgebaut waren und sich die Fachleute an den Austausch des Holzes machen wollten, wurde festgestellt, dass die Dachkonstruktion im unteren Bereich der Halle nicht stabil genug war. Doch gemeinsam mit dem Denkmalschutz und den Baufirmen konnte das Industriemuseum eine Lösung finden, die am Ende alle zufrieden stellt. Auch die alten Kapitelle, die Verzierungen am oberen Ende der Säulen, können wieder neu angefertigt werden.

Bis zum Ende dieses Jahres soll der erste Abschnitt der Notsanierung abgeschlossen sein. „Wir wollen ab 1. Januar wieder mit unseren Ausstellungsobjekten in die Halle. Wir können es uns einfach nicht leisten, das Museum so lange zu schließen. Wir benötigen die Einnahmen für die nächsten Sanierungen“, so Georg Plenikowski.

Nun warten die Imuset-Mitglieder auf den zweiten Fördermittelbescheid. Dann wird die Aufgabenliste weiter abgearbeitet: Fassade, Dach Nebengebäude, Fenster, Balkon, Blitzschutz, Villa ... Ein Meisterstück eben. „Nebenbei“ plant der Verein die Wiedereröffnung im Frühjahr nächsten Jahres – genau 110 Jahre nach der Einweihung im Jahr 1908. Und wer Georg Plenikowski kennt, der weiß: An diesem Termin müssen sich alle halten. Auch die Baufirmen.