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Industriemuseum Werke aus der Region im Rampenlicht

Im Imdustriemuseum gibt es eine neue Ausstellung mit dem Titel "Künstlerstadt Schönebeck".

Von Thoralf Winkler 14.05.2017, 16:27

Schönebeck l Wer die Schaltwarte im Originalzustand kennt, mit den gemauerten Schächten und den Löchern im Boden, durch die einst Stromschienen mit zehntausend Volt führten, hätte nie geglaubt, dass daraus eine schmucke Veranstaltungshalle werden kann. Das Innere weiß gestrichen, die Fenster geputzt und die Löcher im Fußboden geschlossen, versteckt die Halle im Obergeschoss dennoch nicht ihren industriellen Hintergrund.

Zur Eröffnung der Ausstellung „Künstlerstadt Schönebeck“ im Industriemuseum (Imuset) Schönebeck hatte Georg Plenikowski am Sonnabend in die neue Multifunktionshalle eingeladen. Und das nicht nur aus Platzgründen, sondern auch, um den neuen Raum zu zeigen und allen Beteiligten zu danken.

Georg Plenikowski blickte auf eine nicht nur technische Geschichte zurück, als er sagte: „Schönebeck hat viele industrielle Errungenschaften hervorgebracht, aber auch viele Künstler. Nur, wer kennt sie noch?“ Folglich nannte er ein paar unbekanntere Namen. Namen wie Karl Ludwig Heinrich Salze, ein Maler des Expressionismus. Bereits bei der Ausstellung von Dario Malkowski kam die Idee auf, die Künstler der Region ins öffentliche Bewusstsein zu holen. „Über 50 Künstler kamen zusammen“, sagte Plenikowski und ergänzte: „Da blieb für jeden nur Platz für ein Bild.“

Wer mehr über die einzelnen Künstler und ihr Schaffen erfahren will, für den gibt es in den Ausstellungsräumen ein neues Computersystem. „Hier können bedienungsfreundlich die gesamten Werke und Lebensläufe der über 50 Künstler digital abgerufen werden“, so Plenikowski.

Wer Plenikowski kennt, weiß, dass er nicht mit Superlativen spart: „Ich behaupte, dass wir da etwas auf die Beine gestellt haben, das sich auch bundesweit sehen lassen kann: Alt steht neben Jung, Profi neben Amateur.“ Auch die Tatsache, dass Schönebeck nun die größte Kunstausstellung des Salzlandkreises habe, erwähnt er.

So erklärt er: „Schönebeck ist die Stadt im Salzlandkreis, die zwei dauerhafte Kunstausstellungen aufgebaut hat, die in dem Umfang und der Form keine andere Stadt im Salzlandkreis hat.“ Er fügt hinzu: „Wir beschäftigen uns mit unseren Künstlern nicht genug – genau deshalb haben wir die Ausstellung ins Leben gerufen.“

So habe Schönebeck laut Plenikowski eine bedeutende Industriegeschichte. „Die Künstlerszene in Schönebeck ist aber genauso bedeutend“, sagt er.

Kultur-Staatssekretär Gunnar Schellenberger blickte in seinem Grußwort weit zurück, bis ins Jahr 1993, in dem die Idee zum Aufbau eines Industriemuseums aufkam. „Da muss man schon ein wenig ‚verrückt’ sein, um über Jahre hinweg solche Ideen zu verwirklichen“, sagte er über Plenikowski, der es immer wieder schafft, andere für seine Vorstellungen zu begeistern, der auch „nicht locker lässt, bis ich ihm auch vom Land eine Unterstützung vorbeibringe“. Weiter sprach Schellenberger von der „Kulturmetropole Schönebeck“ und sagte: „Auch, wenn manche bei einem solchen Wort lachen werden – wir sind gut aufgestellt.“

Auch Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch hob die Künstler der Stadt Schönebeck, „die man auch gern Kunststadt nennen könnte“ hervor und betonte die übergreifenden Ideen. „Industriegeschichte mischt sich mit Kunst und Wirtschaft – vielleicht ist es diese Mischung, die das Imuset ausmacht.“ Knoblauch nannte Künstler, die inzwischen völlig selbstverständlich zur Stadt gehören. Darunter der Künstler Anders Nyborg, dessen Salzblume gar nicht mehr wegzudenken ist.

Ebenso machte Knoblauch den Vorschlag, dass das Imuset doch eigentlich in das „Industrie- und Kunstmuseum“ umbenannt werden könne. Plenikowski sagte nach der Veranstaltung: „Wir werden darüber nachdenken.“

Mark Kowolik überreichte im Namen von Erdgas Mittelsachsen (EMS) eine Spende von 1500 Euro und erinnerte an die Geschichte des Museums, dessen Gebäude ehemals zum Unternehmen gehörten. Ihm war es wichtig, das öffentliche Bewusstsein für die Geschichte von Industrie und Handwerk zu stärken und diese vor dem Vergessen zu retten: „Bevor Sie Dachbodenfunde wegwerfen, fragen Sie das Museum“, sagte er.

Karl-Heinz Klappoth kam mit einer Karikatur zur Ausstellungseröffnung nach Schönebeck, auf der er die Organisatoren der Ausstellung verewigt hat. Das Original ist ab sofort in der Ausstellung zu sehen, jeder der fünf Abgebildeten bekam eine Kopie. „Wir fünf Kuratoren waren zwar für die Ausstellung wichtig, aber man darf die monatelange unermessliche Anstrengung der Imuset-Mitglieder nicht vergessen“ betonte Plenikowski.

Für das Kulturprogramm brachten Klaus Gumpert, der ebenfalls in der Ausstellung vertreten ist, und Dieter Giesemann ihre Akkordeons mit. Nach Frühlingsliedern zum Mitsingen präsentierten sie ein von Georg Plenikowski geschriebenes und von Wolfgang Mader komponiertes Schönebeck-Lied.

Die Ausstellung selbst – in einem Nebengebäude der Technik-Hallen – war voller Besucher. Darunter Künstler der Region, mit denen sich interessante Gespräche ergaben. Auch Frank Löbig, Kurator des Salzlandmuseums, war unter den Besuchern. Sieht er die neue Kunstausstellung als Konkurrenz? „Nein, dazu sind unsere Aufgaben und Konzepte zu unterschiedlich“, sagte er und wies vielmehr auf die Kooperation hin: „Auch von uns hängen Leihgaben in der neuen Ausstellung.“

Die Ausstellung ist sonnabends und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.