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Investition Suche nach passendem Grundstück

Eine neues Unternehmen soll in Schönebeck entstehen. Ein Investor plant eine Recyclinganlage.

Von Ulrich Meinhard 11.11.2016, 18:33

Schönebeck l Schönebeck hat einen neuen Investor. Der will auf einem verwilderten Grundstück an der Wilhelm-Dümling-Straße einen Betrieb errichten lassen, der Lösungsmittel und Kunststoffe recycelt. Doch der Bauausschuss des Stadtrates hat das Vorhaben abgelehnt. Was ist da los?

„Aus unserer Sicht ist es eine positive Ansiedlung mit Arbeitsplätze-Gewinn“, sagt Baudezernent Guido Schmidt während der Sitzung. Allerdings ist das betreffende Grundstück nicht erschlossen, somit besteht auch kein Baurecht. Das müsste erst einmal hergestellt werden. Die Fläche befindet sich auch nicht im Besitz der Stadt. Laut Guido Schmidt habe kürzlich ein Gespräch mit dem Investor stattgefunden, bei dem das Problem des fehlenden Baurechtes zur Sprache kam. Die Stadt habe ein anderes Grundstück im erschlossenen Gewerbepark West angeboten. „Der Investor will sich für die wirtschaftlichere Variante entscheiden“, so der Baudezernent.

Detlef Lorbeer von der kommunalen Wirtschaftsförderung berichtet, dass der Investor seit neun Monaten das Projekt verfolge, jetzt aber festgestellt habe, dass das Grundstück problematisch ist. „Deshalb hat er bei der Stadt angefragt, wo eine alternative Fläche mit Baurecht verfügbar ist.“

Im Ausschuss ist die Rede von einer Neun-Millionen-Investition. „Und diese Fläche gehört also nicht der Stadt“, fragt Stadtrat Manfred Pöschke (FDP/Rettet die Altstadt) nach. So sei es, bestätigt Baudezernent Schmidt. Seinen Worten nach gebe es jetzt diese den Stadträten vorliegende Beschlussvorlage für den Bebauungsplan Nummer 66 „Recyclinganlage Wilhelm-Dümling-Straße“, die Variante also, wie sie der Investor ursprünglich in Angriff nehmen wollte. Und dann gebe es mit einem alternativen Angebot durch die Stadt eine „Vorzugsvariante“. Schmidt: „Ich glaube es spricht nichts dagegen, beiden Vorlagen zuzustimmen. Der Investor wird letztlich entscheiden.“

Doch die Stadträte votieren schließlich mehrheitlich für eine Ablehnung der Ursprungsvariante mit dem Hintergedanken, dem Investor gleich ein attraktiveres Grundstück anzubieten, für das Baurecht besteht.

Zur Erläuterung: Der Vorhabenträger ist die Firma EPA Entwicklung, Projektierung, Applikation mit Sitz in Osterholz-Scharmbeck in der Nähe von Bremen. Vertreten wird das Unternehmen von Dr. Wolfgang Koczott. Er ist über einen Bekannten auf das Grundstück in Schönebeck aufmerksam geworden. Dieses Grundstück ist Teil des ehemaligen Betriebsgeländes der Anhaltischen Chemischen Fabrik (vormals Sprengstoffwerk Schönebeck).

Vorhabenträger Dr. Wolfgang Koczott erklärt gegenüber der Volksstimme, dass er jetzt erst einmal abwarten will, wie sich die Stadt positioniert. Das ursprünglich anvisierte Grundstück bezeichnet er als „Sahnestück“. Allerdings mit Schattenseiten. Die Sanierungsaufwendungen der mit massivsten Bunkeranlagen belasteten Fläche stehen in keinem Verhältnis zu den ortsüblichen Flächenpreisen. Die Stadt, so sein Eindruck, wäre durchaus erfreut darüber, wenn gerade hier eine Bereinigung stattfände. Doch die gesetzlichen Auflagen seien sehr hoch, entscheidend sei allerdings der Zeitverlust durch die Erstellung eines B-Plans. Für den kommunalen Wirtschaftsförderer Detlev Lorbeer hat er ein Lob parat. „Er hat sich reingekniet.“ Mit den Schwierigkeiten der Geländenutzung habe niemand gerechnet, was letzten Endes neun Monate Zeitverlust erbrachte. „Wir haben nach und nach einsehen müssen, dass es so nicht geht. Das wirft uns zurück“, räumt der Investor ein.

Trotzdem will er das Vorhaben in Schönebeck nicht abschreiben. Logistisch sei der Standort quasi mitten in Deutschland gut, auch wenn seine Kunden eher in Süd- und Westdeutschland zu finden sind. Auch das Landesverwaltungsamt Halle reagiere ausgesprochen zeitnah und kompetent. Was ihm die größten Bedenken bereitet, ist die Frage nach der Gewinnung von Facharbeitern. Zwölf bis 15 seien für die Anfangsphase des Betriebes nötig, vom technischen Betriebsleiter über Maschinenschlosser und Laboranten bis zu Chemiefacharbeitern.

Die Volksstimme wollte gestern von Detlef Lorbeer erfahren, wo denn die Stadt dem Investor ein Ausweichgrundstück anbieten wird. Doch der Wirtschaftsförderer sagte, dass er dazu nichts sagen könne.