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Jäger-Treff Insektenpolizei ausgewildert

Einen Rückblick auf die Arbeit seiner Jagdgemeinschaft hält Jäger Uwe Kornut aus Tornitz.

Von Thomas Linßner 15.03.2018, 23:00

Tornitz l Seit November 1993 kümmert sich Uwe Kornut um die Belange der Tornitzer Jagdpächter, nachdem sein Vorgänger Walter Bedau verstorben war. „In den vergangenen 29 Pachtjahren können wir stolz auf einige jagdliche und gesellschaftliche Aktivitäten sein“, blickt der leidenschaftliche Jäger zurück.

Man habe sich aktiv für Hege- und Pflegemaßnahmen des Wildbestandes in den Revieren eingesetzt. So wurden zum Beispiel in den Jahren 2002 und 2016 Rebhühner ausgewildert. Kornut nennt die sehr selten gewordenen Vögel „Insektenpolizei“. Die Hühnervögel ernähren sich ebenso wie Fasane überwiegend von Sämereien, Wildkräutern; sie vernichten aber auch viele Insekten. Rebhuhn und Kiebitz, aber auch Feldlerche, Wiesenpieper, Schafstelze und andere Feldvögel sind seit einigen Jahren auf Schutzmaßnahmen angewiesen, denn ihre Bestandssituation wird landesweit immer dramatischer. 2002 wurden 15 Paare ausgesetzt, vor zwei Jahren sechs Paare. Wie Kornut sagt, würde man besonders nach der letzten Auswilderung „Rebhuhn-Ketten“ beobachten. (Die Vögel bleiben bis in den Winter im Familienverband, was „Kette“ genannt wird).

„Bis heute führen wir regelmäßig diverse Jagdhundprüfungen durch. Dazu zählen die Herbstzuchtprüfung und der Wassertest“, erzählt Uwe Kornut. Bei letzterem muss der Hund nach Abgabe von zwei Schrotschüssen eine tote Ente aus dem Wasser apportieren.

Die Tornitzer Jäger übernahmen in der Vergangenheit diverse Baumpflanzungen in der Gemarkung. Die waren bitternötig, da der Baum und Buschbestand in unserer „ausgeräumten Landschaft“ immer geringer wird. So starb nach dem verheerenden Hoch- und Drängewasser 2013 eine alte Süßkirschenallee zwischen Tornitz und Barby komplett ab. „Wir haben Wildaufwuchs aus Martin Freitags Garten kultiviert. Das hat uns keinen Cent gekostet“, erzählt Kornut. Dabei pflanzten die Weidmänner rund hundert Eichen und Kastanien an der Grube Alfred, der Bahnunterführung oder am Deich aus.

Natürlich spiele auch die Raubwilddezimierung eine gewichtige Rolle. Was oft nur mit der Fallenjagd gelinge, weil Waschbär & Co. schwer mit Pulver und Projektil zu bejagen sind. Laut Uwe Kornut wurden 86 nachtaktive Waschbären, Marderhunde, Minks und Füchse gefangen oder geschossen. Wobei der Anteil der Neozoen, also der eingeschleppten Arten, immer mehr zum Problem wird.

Die Tornitzer waren auch dabei, wenn der Landesjagdverband zusammen mit dem Hegering Barby in der Grundschule mit Hilfe der „rollenden Waldschule“ elementares Wissen über die Hege und Pflege des Wildes vermittelte.

Uwe Kornut und seine Weidgenossen Bernd Lichtenfeld, Udo Rau und Werner Schröder bedanken sich bei den Landeigentümern mit deren Vorstand Fritz Didicke, Heiner Möbus und Elke Lehmann für die „harmonische Zusammenarbeit“ in all den Jahren. Denn ohne Pachtvertrag, der jeweils über neun Jahr geht, wären jagdliche Hege und Pflege nicht möglich. „Leider wurde der Verlängerung unseres Pachtvertrages durch den neuen Jagdvorstand für weitere neun Jahre bisher noch nicht zugestimmt, obwohl sich die Landeigentümer mehrheitlich dafür aussprachen“, bedauert Kornut.