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Jägerprüfung Strauch: „Jagd ist, die Natur verstehen“

Ihre Jägerprüfung haben 38 Teilnehmer aus dem Altkreis Schönebeck erfolgreich absolviert.

Von Julia Schneider 10.05.2016, 20:03

Schönebeck l 11 Uhr am Schießstand des Schönebecker Schützenvereins „Hubertus 1990“: Eingefunden haben sich 48 Teilnehmer, um den ersten Teil ihrer Jägerprüfung zu absolvieren. Drei Disziplinen müssen sie meistern, um überhaupt erst für den schriftlichen und mündlichen Teil des Tests zugelassen zu werden. Mit der Büchse muss im Stehen auf eine 100 Meter entfernte Rehbockscheibe geschossen werden, 25 von 50 Punkten müssen dabei wenigstens erreicht werden. Von fünf Schüssen mit dem Revolver oder der Pistole müssen außerdem zwei auf einer 25 Meter entfernt stehenden Scheibe landen, zudem müssen mit der Schrotflinte mindestens drei von zehn Tontauben geschossen werden. Wer eine dieser Prüfungen nicht besteht, ist zu den Folgeteilen gar nicht erst zugelassen.

In den einzelnen Bundesländern, so erklärt Kreisjägermeister Jens Hennicke, seien die Regeln für die Gestaltung der Jägerprüfung zwar recht unterschiedlich. Strenge Gesetze gebe es allerdings besonders, was die Schießprüfung angehe. „Schließlich befähigen wir damit Menschen, mit Waffen und scharfer Munition umzugehen“, weiß er um die Verantwortung der Prüfer, zu denen auch er selbst gehört.

Wer den Jagdschein anstrebe, so weiß Jens Hennicke aus Erfahrung, sei meist aus dem Familien- oder Bekanntenkreis „vorbelastet“ und wolle deshalb Jäger werden. So beispielsweise auch Mandy Rosemeier aus Calbe. „Mein Papa ist seit 21 Jahren Jäger. Ich bin damit aufgewachsen und es wird Zeit, dass jemand in seine Fußstapfen tritt“, erklärt die junge Frau und freut sich, denn gerade hat sie als eine der ersten 45 von 50 Punkten beim Schießen auf die Rehbockattrappe erreicht. Der Vater, mit dem sie sich auf die Prüfungen vorbereitet hat, steht im Wartebereich und ist aufgeregter als die zu Prüfende selbst. Am Ende, so sei hier schon verraten, absolviert sie die Jägerprüfung, die auch als Grünes Abitur bezeichnet wird.

„Jagd ist nicht, wie oft gedacht, einfach Tiere töten. Es ist rausgehen und abschalten, die Natur verstehen und Zusammenhänge sehen – auch in Bezug auf Nahrung“, sagt Edgar Strauch. Er kommt extra aus Leipzig, um an der Jägerprüfung des Salzlandkreises teilzunehmen. In seiner Familie hat das Jagen Tradition, zudem suchte der Arzt eine Möglichkeit, dem Alltagsstress zu entkommen. Aus vielen Bundesländern reisen an den drei Prüfungstagen die Teilnehmer an. Im Salzlandkreis, so sagen viele, sei die Prüfung hochwertig. Und die Ausbildungsstandards im Salzlandkreis, so findet auch Edgar Strauch, seien hoch.

Dafür zeichnet unter anderem Daniel Brauer verantwortlich, der nicht nur Jagdaufseher des Kreises sowie Revierhegemeister ist, sondern vor 15 Jahren auch eine Jagdschule in Schönebeck gegründet hat. Seitdem, so bestätigen viele Jäger, sei die Qualität der Ausbildung und der Prüfungen gestiegen. 14-tägige Kurse kann man bei Daniel Brauer absolvieren, in denen man von morgens, 7 Uhr, bis abends, 20 Uhr, alle Themengebiete für den Jagdschein bearbeitet. Jagdrecht, Waffenkunde und Waffenrecht, jagdbare Tierarten, Ökologie und Naturschutz, Jagdhundewesen, Wildkrankheiten und die Verwertung erlegten Wildes sowie Hege und Jagdbetrieb – das sind die sieben großen Themenkomplexe, zu denen jeweils 20 Fragen in der schriftlichen Prüfung beantwortet werden müssen. Teils werden die Antworten angekreuzt, teils ausformuliert. Danach wartet noch eine mündliche Prüfung auf die Teilnehmer. Dabei müssen sie Tierpräparate erkennen, Spuren deuten, mit Waffen und Munition vor den Prüfern umgehen können und vieles mehr.

„Man leidet mit den Prüflingen mit“, gibt Daniel Brauer zu – der Polizist nimmt sich dreimal im Jahr für zwei Wochen frei, um seine Prüflinge ausbilden zu können. Eine einheitliche Prüfung für alle Bundesländer würde er begrüßen.

Vorerst freuen er und die anderen Prüfer sich allerdings über die bestandenen Jagdprüfungen. 38 von 49 Teilnehmer haben es diesmal geschafft.