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JubiläenStück Geschichte soll an Geschichte erinnern

Das Programm für das Dorffest Elbenau steht jetzt.

Von Olaf Koch 17.07.2018, 01:01

Elbenau l „1000 Jahre Elbenau“: Diese Zahl steht über dem bevorstehenden Dorffest. Der geneigte Leser wird sich wundern: 1000 Jahre Elbenau? Richtig, die Elbenauer feiern gleich zwei Daten. So besteht der Schönebecker Ortsteil in diesem Jahr 725 Jahre und die Fachwerkkirche 275 Jahre – so kommend die Elbenauer am Ende auf 1000 Jahre.

Das Organisationskomitee hat für das dreitägige Fest nun das Programm aufgestellt. Den Auftakt bildet am Freitag ein Fußballturnier auf dem Sportplatz und eine Disco im Festzelt. Der Sonnabend gehört bis zum Abend den Vereinen und den Familien. Es gibt ein Kinderfest, einen Flohmarkt und Programme der Schulen. Außerdem wird in der Kirche eine Ausstellung zur Geschichte Elbenaus und der Vereine gezeigt. Am Abend wird im Festzelt zum Tanz aufgespielt. Der Sonntag beginnt mit einem Festgottesdienst in der Kirche, anschließend gibt es einen musikalischen Frühschoppen und am Nachmittag Theater.

„Während der gesamten Festtage ist die Versorgung mit Speisen und Getränken auf dem Festplatz organisiert. Während des Fußballturniers gibt es auch auf dem Sportplatz Getränke“, berichtet Mitorganisator Thoralf Winkler.

Unter- dessen haben die Elbenauer etwas ganz Besonderes für ihr Fest vorbereitet. „Wer ein altes Haus in Elbenau besitzt, findet vielleicht noch ein paar uralte Blechplatten in einer Ecke des Grundstückes“, schreibt Thoralf Winkler weiter. Auch Gerald Ohle von der Elbenauer Chronikgruppe besitzt einige solche Platten und hatte dafür auch gleich eine Idee für das bevorstehende Dorffest, wie er gestern der Volksstimme berichtete.

Die ganz alten Elbenauer kennen auch noch die Geschichte dieser Platten. „Da gibt es viele überlieferte Erzählungen“, so Ohle. Sie wissen, dass es sich dabei auch nicht um „irgendein“ Blech handelt, sondern dass diese Platten aus einer speziellen Alulegierung, aus „Dural“, bestehen. „In Schönebeck gab es ein Zweigwerk der Dessauer Junkerswerke, das Zubehörteile für Flugzeuge fertigte. Zur Rüstungsproduktion der Junkerswerke in Schönebeck wurden Häftlinge der Außenstelle ‚Julius‘ des KZ Buchenwald eingesetzt. Das Junkerswerk und auch das KZ-Lager befanden sich dort, wo später an der Barbyer Straße das Traktorenwerk errichtet wurde“, erklärt Thoralf Winkler weiter.

Während des Krieges wurden einige der Materialien auch außerhalb Schönebecks gelagert. Unter anderem in Elbenau, in einer Scheune auf dem alten LPG-Gelände an der Schulzenstraße.

Wie die Chronikgruppe der Volksstimme weiter mitteilte, erreichten im April 1945 amerikanische Truppen Schönebeck und das Westufer der Elbe. In der Nähe des Appelwerders setzten diese über und bildeten einen Brückenkopf, der bis zur Kirche in Elbenau reichte. Durch den Einsatz von deutschen Reservetruppen wurden die Amerikaner zurück über die Elbe gedrängt. Daraufhin wurde Elbenau und Umgebung zwei Tage lang von jenseits der Elbe mit Artillerie beschossen, so Winkler.

Die meisten Häuser und Dächer in Elbenau wurden von den Granaten getroffen und beschädigt. In den „herrenlosen“ Tagen zwischen den Fronten, schreibt Thoralf Winkler, ergriff die Bevölkerung die Selbstinitiative und „beschlagnahmte“ die in Elbenau gelagerten Aluminiumplatten. „Damit wurden die Dächer vorläufig abgedichtet“, weiß auch Gerald Ohle zu berichten.

Nach der späteren ordentlichen Reparatur der Dächer wurden die Platten für verschiedene Zwecke wie Kaninchen- und Hühnerstalldächer verwendet. Die Platten gab es in unterschiedlichen Dicken, von biegsamen dünnen Blechen bis zu etwa zehn Millimeter dicken Platten und in unterschiedlichen Größen.

Und nun? „Wie wäre es, wenn wir daraus Plaketten für das Dorffest herstellen“, dachte sich Gerald Ohle, „ein authentisches Material aus Elbenau, das Geschichte erzählen kann.“ Er besprach seine Idee mit dem Geschäftsführer einer Schönebecker Metallbaufirma. Dieser war auch gleich von der Idee angetan und probierte, ob er mit seiner Laserbearbeitungsmaschine etwas mit dem Material anfangen konnte. „Was dabei entstand, sind kleine Erinnerungsstücke – nicht nur an die Elbenauer, sondern eigentlich auch an die Schönebecker Geschichte“, meint Thoralf Winkler.

Aus vier Millimeter dickem Flugzeugblech wurden mit dem Laser Plaketten von etwa 3,5 x 5 Zentimeter geschnitten und mit einem gelaserten Aufdruck versehen. Der Laser hat bei der Beschriftung den originalen Glanz des Materials wieder hervorgeholt. Der Rest der Oberfläche sieht noch so aus, wie die Platten in Elbenau lagerten. Durch die jahrzehntelange Oxidation ist die Oberfläche mit einer grauen Patina überzogen. Thoralf Winkler freut sich: „Damit ist jedes Stück ein klein wenig anders und ein historisches Unikat.“

Die Plaketten werden demnächst und zum Dorfjubiläum – zusammen mit einem kleinen Infoblatt – verkauft.