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Jubiläum 125 Jahre Feuerwehr: Feiern mit Freunden

Im Jahr 1893 gründet sich die Ortsfeuerwehr Großmühlingen im Bördeland. Anlass genug für ein großes Fest zum Jubiläum

Von Dan Tebel 03.06.2018, 20:19

Großmühlingen l „Da bin ich! Da war ich noch in der Jugend“, hallt es am Sonnabend durch den Beratungsraum der Freiwilligen Feuerwehr Großmühlingen. Helmut Deichfuß hat sich auf einem Foto wiederentdeckt. Der gebürtige Großmühlinger zeigt auf einen Jugendlichen auf dem Bild, der vor einem Feuerwehrauto im niedersächsischen Otze, Stadt der Partnerwehr der Großmühlinger Einsatzkräfte, steht. Vor 28 Jahren entstand dieses Bild, dass den ersten Besuch der Kameraden aus dem Bördeland-Dorf bei den Freunden aus der Region um Hannover zeigt. Lang ist es her, resümiert der heutige Zenser.

Sonnabend ist es nun umgekehrt – die Kameraden der Partnerwehr folgten der Einladung zum 125-jährigen Jubiläum nach Großmühlingen. Und natürlich nicht ohne Geburtstagsgeschenk. Eine große Holzscheibe (siehe Foto), augenscheinlich in viel Kleinarbeit bemalt, wird den Kameraden überreicht. Es sehe ja ein bisschen kahl aus am Gerätehaus, einem ehemaligen Handelsdepot aus DDR-Zeiten, monierten die Freunde aus Niedersachsen.

Der Großmühlinger Ortswehrleiter Wolfgang Lohse nimmt es mit Humor und versucht das Geschenk auf den ohnehin schon voll bepackten Armen unter zu bringen. Denn auch andere Gäste sind nicht ohne Präsent – überwiegend Geld wie auch „Löschwasser“ – erschienen, zum Beispiel Ortsbürgermeisterin Ute Möbius, Bördelands Bürgermeister Bernd Nimmich, Gemeindewehrleiter Hans-Georg Fabian aber auch der Felgeleber Carneval Club (FCC). Karneval und Feuerwehr hängt nicht zusammen? In Großmühlingen schon. Das Männerballett des FCC probt regelmäßig für seine Auftritte im Schulungsraum der Kameraden. „Dafür wollen wir uns einfach mal bedanken“, sagte FCC-Präsident Volker Haring. Mit der kleinen Prämie über 100 Euro hofft er, die Nachwuchsarbeit der Großmühlinger unterstützen zu können. „Wie alle Vereine, müssen auch die Großmühlinger um ihren Nachwuchs kämpfen. Und da braucht es jede müde Mark“, so der Präsident.

Um den Nachwuchs steht es in Großmühlingen konstant bestellt. Sieben junge Leute – drei Jungs, vier Mädels – zeigen sich interessiert am Feuerwehrleben. Von ihnen ist zu hören, dass sie in Großmühlingen bleiben wollen. Ob das so bleibt, wird sich zeigen.

Das Nachwuchsproblem, dass so viele Wehren im Land schon lange umtreibt, wirft beim Ortswehrleiter Lohse auf Nachfrage natürlich auch Sorgenfalten auf die Stirn. Dabei gehe es nicht darum, dass Interesse der Jugendlichen zu wecken, sondern eher sie zu halten. Wenn die Lehre kommt, würden viele Jugendliche wegziehen. Das beobachtet der Wehrleiter seit nunmehr fast 30 Jahren, die er für die Großmühlinger Feuerwehr – die zweitgrößte der Gemeinde – im Dienst steht, acht davon als Wehrleiter.

Umso wichtiger ist für ihn die Präsenz im Ort, insbesondere die der Jugendabteilung. „Hier bist du nicht nur Feuerwehrmann, sondern musst auch viele Veranstaltungen mitorganisieren“, erklärt Lohse. Dazu zählt unter anderem das Weihnachtsbaumverbrennen, das Osterfeuer, das Kinderfest und und und. Die Feuerwehr ist der Helfer im Dorf – in jeglicher Hinsicht. Und immer mit dabei ist die Jugend. Man zeigt sich und versucht auch junge Menschen für die Aufgaben bei der Feuerwehr zu begeistern.

Ein Garant dafür, der Erfolg verspricht, sind in den Augen des Wehrleiters keine Wettkämpfe, sondern ein Tag der offenen Tür, der in diesem Jahr gleich mit dem Jubiläums-Festakt verbunden wurde. Dabei blieben meist ein oder zwei Kinder oder Jugendliche bei den Ehrenamtlichen „hängen“, wie es der Ortswehrleiter formuliert.

Eine einfache Methode, könnte man sagen. Aber: „Die Zeit in die Schulen zu gehen und in den Klassen für das Ehrenamt zu werben, haben wir nicht“, ergänzt Wolfgang Lohse. Es sei schon schwierig eine Alarmbereitschaft am Tage zu stellen – teilweise gebe es nur zwei aktive Mitglieder die ausrücken könnten. Insgesamt seien in den vergangenen Jahren aber auch einige aktive Ehrenämtler zugezogen. Lohse spricht von einigen Quereinsteigern unter den derzeit 19 aktiven Mitgliedern, die sich tatkräftig einbringen. Insgesamt zählt der Verein aktuell 33 Mitglieder.

Von der Werbekampagne – das Land stellte den Wehren vor kurzem unter anderem Bierdeckel zur Verfügung, um mehr Werbung zu betreiben – hält der Ortswehrleiter übrigens nichts. „Das war ein voller Schuss in den Ofen“, sagte Lohse. Nur die Plakate habe man genutzt.

Aber Ärger und Sorgen sind an diesem Sonnabend erstmal vergessen. Im Gerätehaus gibt es einige Informationen aus der Chronik, zum Beispiel die erste Satzung, zu sehen. Während die Kinder auf der Hüpfburg spielen, sich die Feuerwehrautos von innen anschauen oder beim Kinderschminken aktiv sind, sitzen die Feuerwehrleute aus Großmühlingen und den umliegenden Dörfern zusammen und tauschen sich aus.

Vor Helmut Deichfuß liegen noch viele weitere Fotoalben, die nicht nur die Geschichte der Wehr, sondern auch Fotos von Geburtstagen der Kameraden und weiteren Veranstaltungen zeigen. Alles auf Fotopapier gebannt und gut eingeklebt. Für die nächsten 125 Jahre.