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Jubiläum Fuhrbetrieb feiert 60. Geburtstag

Der Fuhrbetrieb Manfred Kuhnert aus Schönebeck feierte 60. Geburtstag. Die Firma wird in Zukunft von Sohn Marko Kuhnert weitergeführt.

Von Ulrich Meinhard 21.06.2016, 03:30

Schönebeck l Es ist das Jahr 1956, als sich Manfred Kuhnert entschließt, eine eigene Transportfirma zu gründen. 1956? Stimmt: Keine eben einfache Zeit in politischer und gesellschaftlicher Hinsicht. In der restriktiven DDR wird der Verkauf von Kirchenzeitungen verboten, sowjetische Truppen schlagen in Georgien und Ungarn Demonstrationen blutig nieder. Wie konnte im antikapitalistisch eingestellten Arbeiter- und Bauernstaat die Gründung einer Privatfirma gelingen? „Für den Transport von Lebensmitteln fehlten Fahrzeuge“, erklärt Manfred Kuhnert das Entgegenkommen der damaligen Behörden. Er bekam die Genehmigung und schaffte sich sein erstes Fahrzeug an, einen Trecker Primus.

Kürzlich feierten Manfred Kuhnert und seine all` die Jahre im Betrieb tätige Ehefrau Marlies den 60. Firmengeburtstag. Der Betriebshof in der Magdeburger Straße war rammelvoll mit Gästen. Das ist ein großer, ein auch emotional beeindruckender Tag gewesen, wie das Paar gegenüber der Volksstimme festhält. Marlies Kuhnert ging in ihrer Ansprache auch auf die Firmengeschichte ein. Deshalb noch einmal zurück in die 1950er Jahre:

Das Geschäft mit dem Lebensmitteltransport lief ganz gut, so dass Manfred Kuhnert schon ein Jahr später zwei weitere Fahrzeuge anschaffen konnte. 1959 kam der erste Lastwagen hinzu. „Da wir Lebensmittel fuhren, gab es eine Freistellung, und die ersten zwei W 50 kamen zur Firma“, sieht Kuhnert diese Anschaffung förmlich noch vor sich. Die beiden Traktoren wurden ausgemustert und durch zwei weitere W 50 ersetzt, später folgte ein fünfter. Diese robusten Fahrzeuge fuhren zum Teil sogar noch 30 Jahre später, also nach der Wende von 1990.

Anfang der 1960er Jahre wurde der Betrieb umgerüstet. „Wir fuhren Porzellan, technische Gase, Fernsehapparate, Gasbeton, Stahl, Kies und Sand. Ein großes Portfolio, würde man heute sagen.

Die staatlichen Stellen ließen die private Firma relativ in Ruhe. Es gab nur den Versuch, die Kuhnerts zu überreden, als Kommissionspartner für den VEB Kraftverkehr zu fahren. „Das haben wir nicht gewollt“, stellt Marlies Kuhnert klar. Und ja, man musste erfinderisch sein zu DDR-Zeiten. Die Nachwendezeit war für die beiden „die erste große Baustelle“. wie sie es sagen. 1992 investierte die Firma in Kipper, denn der Transport von Sand und Kies wurde zu einem Schwerpunkt. Belustigt erinnern sich Marlies und Manfed Kuhnert an ein halbes Jahr, in dem sie mit W 50 und einer Sattelzugmaschine TV-Geräte transportierten.

In der nun verwaisten Zentrale der Firma Kuhnert senior hängen Dutzende Urkunden: sie zeugen von einem von vielen Seiten anerkannten Arbeitsleben. Sohn Marko Kuhnert, selbst Inhaber einer Transportfirma, will nun den elterlichen Betrieb mit übernehmen. Marlies Kuhnert lässt kurz den Blick durch den Raum schweifen. „Wir haben klein angefangen, bescheiden gelebt, alles in die Firma gesteckt. Das war unser Leben“, sagt sie und ein bisschen Wehmut schwingt in ihren Worten mit. „Ich hätte noch fünf Jahre machen können“, sagt Marlies Kuhnert.