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Jugendkonferenz Jeder 10. Lehrling schmeißt

Die 3. Jugendkonferenz des Salzlandkreises ist am Mittwoch im IGZ Inno-Life im Schönebecker Kurpark ausgerichtet worden.

Von Ulrich Meinhard 20.10.2016, 19:34

Schönebeck l Das menschliche Leben ist gekennzeichnet von allerlei Übergängen. Einmal geht es vom Elternhaus in die Kita, dann von der Kita in die Grundschule, von der Grunschule in die Sekunadarschule oder ins Gymnasium. Ein heikler Übergang kann der von der Schule in die Berufsausbildung sein. Dieses Thema begleitet Pädagogen, Psychologen, Soziologen und natürlich auch Eltern und Ausbildungsbetriebe seit Jahrzehnten. Und auch die mittlerweile 3. Jugendkonferenz im Salzlandkreis hat sich am Mittwoch mit diesem Thema befasst. Ausgerichtet worden ist sie im IGZ Inno-Life im Kurpark von Bad Salzelmen. Organisatoren waren neben dem Salzlandkreis die Bundesagentur für Arbeit, das Jobcenter und das Landesschulamt. Es gab mehrere Vorträge verschiedener Referenten.

Zwölf Prozent der Schüler im Landkreis verlassen ohne einen Abschluss die Schule, sagte Dr. Per Kropp vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) Sachsen-Anhalt/Thüringen in seinem Vortrag. Betroffen sind vorrangig Hauptschüler. Insgesamt sinke zwar die absolute Zahl der betroffenen Jugendlichen – allerdings steht das wohl mit der ebenfalls sinkenden Zahl der Hauptschüler insgesamt in Zusammenhang. Das sei aber kein spezifisches Problem für den Salzlandkreis, sondern deutschlandweit zu beobachten. Mit zehn Prozent ähnlich hoch ist die Zahl der Auszubildenden, die ihre Lehre abbrechen. „Jeder zehnte Jugendliche schmeißt das Handtuch“, beschrieb es Kropp. Seinen Ausführungen nach zieht es die meisten jungen Menschen in Verkaufsberufe, in den Metallbau und die Kraftfahrzeugtechnik. Dokumentierte Rückgänge bei den Ausbildungszahlen gebe es im öffentlichen Dienst und in den hauswirtschaftlichen Berufen.

Landrat Markus Bauer (SPD) verwies in seinem Grußwort auf die vergleichsweise geringe Zahl arbeitsloser Jugendlicher im Salzlandkreis. Im Jahr 2014 waren es 508, ein Jahr später noch 455. Bauer findet es wichtig, dass „wir unseren Kindern ein Heimatgefühl geben“, damit sie gern in ihrer Heimat bleiben und - sofern sie für eine Ausbildung in andere Bundesländer gehen - gerne zurückkommen.

Menschen zu halten oder zu gewinnen, hat der Salzlandkreis bitter nötig. Die Einwohnerzahl sank von 1993 (damals noch die Landkreise Schönebeck, Staßfurt, Aschersleben und Bernburg) von 275 000 auf jetzt nur noch 196 000. Der Landrat monierte: „Die Zahl der Jugendlichen, die ohne Abschluss von der Schule gehen, ist trotz aller Bemühungen noch immer überdurchschnittlich.“ Hingegen als positiv bewertet er die Versorgung der Schulen im Kreis mit moderner Medientechnik. „IT macht Schule“ sei ein Begriff, der im Salzlandkreis geprägt wurde. Bauer begrüßte das Zusammenkommen von Menschen aus dem gesamten Landkreis in Schönebeck zur Jugendkonferenz. Beim Umgang mit dem Thema Schule - Ausbildung dürfe es auch keine alten Gebietsgrenzen mehr im Kopf geben.

Die Veranstaltung eröffnet hatten Schüler der Bernburger Schule Campus Technicus mit Musik und Texten. Markus Bauer anerkennend: „Ich hätte mich in diesem Alter bestimmt nicht getraut, vor so vielen Menschen zu sprechen.“

Nach der Konferenz sagte die Vorsitzende des Unterausschusses Jugendhilfeplanung des Salzlandkreises, Katrin Schütze-Dittrich, auf Anfrage der Volksstimme: „Ich war bei allen drei Jugendkonferenzen dabei, und das Thema Übergang Schule zum Beruf stand immer im Mittelpunkt. Es muss einfach versucht werden, Hemmnisse, die beim Übergang in eine Ausbildung bestehen, abzubauen.“ Insgesamt habe sich die Situation aufgrund der sinkenden Schülerzahlen für die Ausbildungsbetriebe verändert. „Sie müssen sich darauf einstellen, dass eine so große Auswahl von Schulabsolventen mit guten Zeugnissen, wie noch vor einigen Jahren, jetzt nicht mehr besteht. Deshalb wird es sicherlich auch nötig sein, dass sie mehr Zeit und vielleicht auch Geld aufwenden, um Jugendliche für den Beruf fit zu machen.“ Katrin Schütze–Dittrich hält es für angeraten, dass die Verantwortlichen in der Gesellschaft Modelle entwickeln, um die Zahl der Ausbildungsabbrecher zu minimieren. Ihr Tipp: „Keinen Jugendlichen zu einem Beruf überreden, dessen Ausbildung gerade angeboten wird, mit dem er aber persönlich gar nichts verbindet.“ Damit sei ein Abbruch schon vorprogrammiert.

Teilnehmer der 3. Jugendkonferenz waren Vertreter aus den Fachbereichen der Kreisverwaltung, wie Dezernentin Petra Czuratis, Mitarbeiter von Schulen, Bildungsanbietern und Maßnahmeträgern, kommunale Vertreter sowie Arbeitgeber. Im vergangenen Jahr ist die damals 2. Jugendkonferenz in Staßfurt ausgerichtet worden.