1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Boote, die das Miteinander fördern sollen

Jugendprojekt Boote, die das Miteinander fördern sollen

Die Besucher des Teen-Club Barby des Kreisverbandes Salzland der Arbeiterwohlfahrt haben ein neues Projekt: Integrationsboote.

Von Heike Liensdorf 07.09.2017, 21:31

Barby l Sie heißen „Awo-Linchen I“ und „Awo-Linchen II“, die sogenannten Integrationsboote. Sie stehen für ein Projekt des „Teen-Club“, das Barbyer Jugend- und Freizeitzentrum des Kreisverbandes Salzland der Arbeiterwohlfahrt (Awo). Dieser Tage werden die Mannschaftsschlauchboote unter fachlicher Anleitung von Marius Brattke aus Calbe farbenfroh und vielfältig gestaltet. Von Kindern und Jugendlichen, von Flüchtlingen, Interessenten und Engagierten. Es wird deutlich, warum der Projektname gewählt worden ist. Die Boote sollen zur Integration beitragen. Ob jetzt beim gemeinsamen Gestalten, nächste Woche beim groß angelegten Aktionstag oder später, wenn diese von jedermann genutzt werden können.

Das Projekt „Integrationsboote“ wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert, über das Programm „500 Land-Initiativen“. Das Ehrenamt auf dem Land soll gestärkt werden, das Engagement zur Integration von Flüchtlingen wird finanziell unterstützt.

Der Awo-Kreisverband Salzland hat sich beworben und einen Zuschlag erhalten. Für 8000 Euro sind zwei Mannschaftsschlauchboote für etwa zehn Personen, Westen in unterschiedlichen Größen und Paddel gekauft worden. Geschäftsführerin Ines Grimm-Hübner freut sich, viele Kooperationspartner mit „im Boot“ zu haben. Von allen Seiten gebe es Unterstützung, unter anderem vom hiesigen Jugendforum im Rahmen des Bundesprogrammes „Demokratie leben“.

Sie erklärt zum Hintergrund: „Die Stadt Barby ist mit 8500 Einwohnern mit fünf Flüchtlingsfamilien eine typische Kleinstadt in der Elbe-Saale-Region. Viele der in Barby lebenden Flüchtlingsfamilien kommen aus Syrien und finden in der Kommune nur schwer Anschluss. Ehrenamtliche Initiativen konnten nur bedingt unter den Kindern und Jugendlichen eine offene Willkommenskultur anbieten. Wassersport ist in der Region ein fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Viele Flüchtlingsfamilien sehen keine Möglichkeit, in etablierten Vereinen anzukommen, scheuen sich, wegen fehlender Geldmittel und der homogenen Struktur der Vereinslandschaft in Kanu- oder Bootsvereine einzutreten und in das gesellschaftliche Leben zu integrieren. Zudem gibt es in der örtlichen Bevölkerung Vorurteile und Ängste in Bezug auf Flüchtlinge und Migranten.“

Die „Integrationsboote“ sollen das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und Kulturen in der Region stärken. Vor allem junge Geflüchtete sollen trotz Krieg und Fremde eine Kindheit und Jugendzeit ohne Ausgrenzung erfahren.

Unter dem Motto „Wir sitzen alle in einem Boot“ werden nun die Schlauchboote zusammen mit allen Jugendlichen gestaltet. Gemeinsame Aktionen und Ausflüge auf Elbe und Saale sowie im „Seepark“ in Barby sollen ein Pilotprojekt bilden, erklärt Ines Grimm-Hübner, das sich in den nachfolgenden Jahren wiederholen soll und Modellcharakter für weitere ähnliche Projekte haben kann. „Das Angebot ist als Ergänzung, nicht als Konkurrenz zur örtlichen Vereinslandschaft zu sehen“, betont sie. Eine Öffnung des Angebotes in Richtung bestehender Vereine und Organisationen sei wünschenswert. Es ist zwar ein Projekt des „Teen-Club“, doch es sollen sich alle Familien und Jugendliche mit Flüchtlingsbezug sowie einheimische Jugendliche und Erwachsene, die sich beteiligen wollen, angesprochen fühlen. Im Vordergrund stehe das Miteinander.

Dieser Tage verschönern schon viele Jungen und Mädchen vom Kinder- und Jugendhof Calbe, vom „Teen-Club“ Barby sowie Interessenten die Boote. Tipps gibt Sprayer Marius Brattke, der im „Teen-Club“ auch schon einen Graffiti-Workshop gegeben hat.

Das Ergebnis gibt es dann beim Aktionstag am Dienstag, 12. September, ab 14.30 Uhr im „Seepark“ zu sehen. Eingeladen ist, wer ein Programm mit vielen Aktivitäten am, im und auf dem Wasser erleben will wie Riesenrutsche, Riesen- dart, DJ-Musik und vieles mehr. „Gemeinschaftlich wollen wir dann gegen 15.30 Uhr das erste Boot zu Wasser lassen. Um 17 Uhr beginnt dann die erste Awo-Bootsrallye“, lädt Ines Grimm-Hübner ein.