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Kammerphilharmonie Orchester verzaubert Berlin

Die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie aus Schönebeck begeistert bei ihrem Konzert in Berlin die Zuschauer.

Von Maria Anderl 15.12.2016, 17:15

Schönebeck/Berlin l Strahlender Sonnenschein über einem winterlichen Schönebeck. Dieses Bild bietet sich mir, als ich meine Reise zusammen mit der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie beginne. Wohin sie uns an diesem Tag führen wird? Nach Berlin. Denn dort spielt das musikalische Aushängeschild des Salzlandkreises in der Französischen Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt. Jedes Jahr organisiert die Vertretung des Landes Sachsen-Anhalt in Berlin ein Adventskonzert, doch für die Philharmonie ist es heute eine Premiere.

Die Stimmung im Bus ist ruhig. Manche der Musiker lesen, andere beschäftigen sich mit ihren Smartphones. Was fast alle verbindet? Sie haben ihr Instrument mit in den Bus genommen und teilweise neben sich, teilweise in den Fächern über ihnen, verstaut. „Sein Instrument lässt man nicht aus der Hand“ erklärt Alexander Apolzan, der übrigens schon seit 1982 Mitglied der Philharmonie ist.

Wie es sich mit der Aufregung verhält, frage ich nach: „Die hält sich in Grenzen. Es kommt immer darauf an, was anliegt und das heutige Programm haben wir schon dreimal gespielt“, antwortet er – die Ruhe in Person. Auch bei seiner Kollegin Susanne Visontay ist von zermürbender Nervosität nicht viel zu spüren: „Aufgeregt bin ich nicht, es handelt sich mehr um eine positive Spannung. Ich bin einfach glücklich, dort zu spielen, man fühlt sich schon ein bisschen geehrt.“

So bahnt sich der Bus seinen Weg über die Autobahn. Als sich die Sonne senkt, erreichen wir schließlich Berlin. Endlich angekommen, denke ich, aber da kenne ich den Berliner Berufsverkehr nicht allzu gut. Vom Stadtrand bis zu unserem Ziel vergehen noch weitere 40 Minuten. Doch die Musiker lassen sich davon keineswegs aus der Ruhe bringen.

Als wir schließlich ankommen, wartet auf sie ein reichliches Buffet. Doch erstmal wird sich umgezogen und natürlich – geprobt. Danach haben die Musiker immer noch genügend Zeit das Essen zu genießen. Oder mal eben für eine Zigarette nach draußen zu verschwinden. Die Tür behält dabei immer jemand im Blick, von außen kommt man nämlich nicht mehr herein. So passiert es auch mir, dass ich wiederholt klopfen muss, da meine „Wachdame“ gerade doch mal verschwunden war.

Mit ein wenig Verspätung – die Schlange am Eingang lässt einfach nicht nach – kann das Konzert endlich beginnen. Rund 600 Gäste sind erschienen. Unter ihnen die Botschafter von Montenegro und der Ukraine. Auch kulturelle Prominenz ist an diesem Abend anwesend, Sängerin Petra Zieger sitzt in der ersten Reihe.

Was dann folgt, ist ein perfekt abgestimmtes Programm. Die Philharmonie, unter der Leitung des Chefdirigenten Gerard Oskamp, begeistert unter anderem mit eindringlichen Stücken von William Boyce, Felix Mendelssohn Bartholdy und Pjotr Iljitsch Tschaikowski. Begleitet werden sie, bei drei ihrer Stücke, von den glasklaren Stimmen der Sängerinnen Christina Maria Heuel und Henriette Schein. Immer abwechselnd liest die Schauspielerin Andrea Beckmann zwischen den Stücken weihnachtliche Gedichte, beispielsweise von Theodor Storm oder Theodor Fontane, vor. Die perfekte Ergänzung zur Musik.

Schon von Anfang an gelingt es dem Orchester die Zuschauer sofort in seinen Bann zu ziehen. Ja, sie folgen dem anfänglichen Wunsch der Stellvertretenden Ministerpräsidentin des Landes Sachsen-Anhalt, Petra Grimm-Benne, und lassen sich von der Musik verzaubern.

Kein Wunder also, dass das Konzert wie im Flug vergeht. Nach reichlich Applaus verschwinden die Musiker schnell nach unten in ihren Aufenthaltsraum, die Instrumente werden verstaut, die Arbeitskleidung – schwarze Konzertgarderobe – wird ausgezogen. Und schon sitzen wir auch wieder in unserem Bus. Er bahnt sich seinen Weg zurück durch das nun nächtliche Berlin. Die Stimmung unter den Musikern, sie ist – wie schon zu Beginn unserer Reise – ruhig, beruhigt, möchte man fast schon sagen. Das Konzert ist geschafft. Es war ein voller Erfolg.