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Kanufasching „Uhus“ und „Bivies“

Die Zeit der Trockenübungen ist vorbei. Der Kanu-Faschingsverein Barby bei Schönebeck lädt zum heiteren Programm ein.

Von Thomas Linßner 22.02.2017, 18:30

Barby l Die „fünfte Jahreszeit“ beginnt am 11. November. Dann wird mit viel Spektakel alle Jahre wieder die Monarchie in Deutschland eingeführt. Prinz Karneval, der Schutzpatron von Funkenmariechen und Elferräten, schwingt seitdem in Rathäusern und Verwaltungen das Zepter.

Und in den Sälen der Gasthäuser. So wird es bis Aschermittwoch gehen. Bis dahin wackeln aber noch die Wände. So auch im Rautenkranz, wo die Kanuten Sonnabend und Rosenmontag los toben. Und man in Anspielung auf das Lebensalter einiger Akteure kalauert: „Haaach, die sind ja gar keine Bivies mehr, sondern alles Uhus.“ „Bivies“, Leute bis 40 – „Uhus“, unter 100 …“

In den letzten Jahren hat sich in den karnevalistischen Gruppierungen des Landes eine Altersdurchschnittsabsenkung etabliert. Soll heißen: Durch die Fünkchen im Zuckertütenalter haben sich die Vereine sehr verjüngt. Da dürfen dann auch mal ein paar „Uhus“ dabei sein.

Die Kanuten bestehen seit 65 Jahren. Aus diesem Grund wird der Verein unter Regentschaft von Prinzessin Sandra I. und Prinz Mike II. eine Mammut-Nummer präsentieren, für die das Abba-Musical „Mamma Mia!“ Pate steht. Dabei werden rund 40 Akteure im Alter von 6 bis 66 Jahren auf den Rautenkranz-Brettern stehen, die die Faschingswelt bedeuten. Jens Vogt, der Chef des Vereins: „Es ist zwar kein richtiges rundes Jubiläum: Dennoch sind wir der dienstälteste Verein weit und breit und präsentieren uns mit diesem Auftritt generationsübergreifend.“ Innerhalb dieser 25-minütigen Nummer wird auch das Männerballett auftreten, das in komischer Fußbekleidung daher gewatschelt kommt.

Um aber noch mal auf die „Uhus“, die unter Hundertjährigen, zurückzukommen. Zu denen – und er möge es mir verzeihen – gehört auch Glasermeister Klaus Korinth (78). Er hält, wie auch Horst Börner, Karl-Heinz Hupka und Günter Struve, seinem Verein die Treue. Horst Börner steht sogar als singender Akteur auf der Bühne.

Korinth zählt zur zweiten Gründergeneration des Vereins, als dessen Pioniere Gerd Iser und Fritz Müller gelten, die aber nicht mehr in den „Kranz“ kommen. Korinth war nicht nur Akteur auf dem Parkett, sondern viele Jahre für die Dekoration zuständig. Bis Anfang der 90er Jahre lebte man im Verein nicht sonderlich komfortabel, was die Räumlichkeiten anging. Um die zum Teil großen Dekorationselemente zu bemalen, waren halbwegs beheizte Räume gefragt. Einen solchen hatte Klaus Korinth in seiner Glaserwerkstatt in der Breite zu bieten. Der Raum befand sich im ersten Stock eines Nebengebäudes; eine steile Treppe führte hinauf.

Als Anfang der 70er Jahre das Thema Hexen und Gespenster anstand, spuckten die Deko-Maler in die Hände. In der Werkstatt wurden Vampire, Hexen, Raubritter, Gespenster und anderes teuflisches Zeug gebastelt. „Es machte richtig Spaß, weil man bei diesem Thema sehr kreativ sein konnte“, erinnert sich Korinth. Die Männer waren so in Fahrt, dass sie ein bisschen die baulichen Eigenheiten des Gebäudes aus den Augen verloren.

Als Dracula & Co. fertig waren, passten sie nämlich nicht mehr durch das Treppenhaus. Sie mussten schließlich auseinander genommen und einzeln die Stiege herunter getragen werden.

Apropos Dekoration. Später wich man an den Ort des Ursprungs, nämlich an die Fähre aus. Dort befand sich bis vor ein paar Jahren die alte Schiffsschmiede der Werft. Der Fußboden war zum Teil mit Holzklötzen gepflastert, in der Mitte stand ein Kanonenofen. Bei klirrender Kälte, die ja bekanntlich im Januar/Februar früher mal keine Seltenheit war, machte ein Vorabkommando den Ofen „juckig“. Auf diese Weise erzielte man in dem Raum, in dem die Eulen wohnten, stolze 8 bis 10 Grad. Es kam vor, dass es beim Eintreffen der Malergemeinschaft nicht gleich los ging, weil die Pinsel im Wassertopf noch im Eis steckten. Ehe der Kanonenofen diesen Aggregatzustand änderte, wurde die Zeit mit einem Bier überbrückt.

Und noch was zur Kälte. In einem Jahr bemerkten die Hobby-Künstler eher unterschwellig, dass die Farbe auf den großen Faschingsplakaten trotz niedriger Temperatur recht schnell trocknete. Als sie danach im Rautenkranz aufgehängt werden sollten, sah man die Bescherung: Die Farben waren nicht getrocknet, sondern gefroren und tauten nun.

Wenn die „Uhus“ derartige Episoden zum Besten geben, klingt das für die „Bivies“ wie Geschichten aus der Zeit der Völkerwanderung.

Der Fasching beginnt Sonnabend und Montag um 20 Uhr.