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Kein Denkmal Freibad nicht mehr authentisch

Das Schönebecker Freibad ist kein Denkmal. Das teilte die Untere Denkmalschützbehörde einem Stadtrad mit.

Von Olaf Koch 05.09.2018, 01:01

Schönebeck l Das hat nur drei Wochen gedauert. Am 7. August stellte der Schönebecker Stadtrat Holger Goldschmidt (FDP) die Anfrage, ob das Freibad nicht womöglich denkmalschutzwürdig ist. Schon am 30. August antwortete die Untere Denkmalschutzbehörde vom Landkreis – vorab per E-Mail. Denn die Mitarbeiter dort müssen gewusst haben, dass noch am gleichen Abend Stadtratssitzung ist. Sie wollten den Vorgang so schnell wie möglich öffentlich machen.

Und so war es also nicht nur Sachsen-Anhalts Staatssekretär für Kultur, Gunnar Schellenberger (CDU), sondern eben auch Holger Goldschmidt, die beide unabhängig voneinander und nichts voneinander ahnend die gleiche Idee hatten. Das Freibad wurde im Jahr 1929 erbaut und in den Jahren 1994/1995 saniert, im Jahr 2015 nochmals teilsaniert. Warum also nicht einmal prüfen lassen, ob das Ensemble denkmalschutzwürdig ist?

„Leider wurde der Antrag negativ beschieden“, machte Holger Goldschmidt in der Stadtratssitzung die Entscheidung der Unteren Denkmalschutzbehörde in Aschersleben öffentlich. „Es war eben ein Versuch, den müssen wir jetzt abhaken.“ In der heutigen Gestalt, so fassen es die Denkmalschützer des Landkreises in ihrer Begründung zusammen, sind weder die Anlage von 1929 noch die DDR-zeitliche Modernisierung des Schönebecker Bades authentisch und anschaulich überliefert. Schutzwürdigkeit gemäß Denkmalschutzgesetzes besteht nach erfolgter Begehung und Prüfung demnach nicht. Es erfolgt somit keine Aufnahme in das Verzeichnis der Kulturdenkmale des Landes Sachsen-Anhalt.

Ausführlich wird seitens der Behörde Auskunft über das Für und Wider der Prüfung erteilt. Demnach ist von der 1929 errichteten Anlage heute leider nur noch ein Gebäude erhalten. Weiterhin blieb die Anordnung von kleinem und mittlerem Becken erhalten. Die anderen beiden Funktionsbauten, die sogenannte Massenumkleide mit Kasse, Eingang, Kiosk und Toilettentrakt sowie das sogenannte Mannschaftsgebäude wurden um 1971 erbaut.

„Das Freibad ist heute vorrangig von den Modernisierungsmaßnahmen der Nachwendejahre geprägt“, schreibt die Denkmalschützbehörde weiter. Die Ursprungsanlage sei nur noch rudimentär ablesbar, nur noch ein Bau dokumentiert den Gebäudebestand der Gründungszeit. „Die Funktionsbauten der 70er Jahre wurden den Nutzungs-anforderungen entsprechend saniert und in ihrer Ansicht überformt. Neue Funktionsteile kamen hinzu.“ Die in einer von Holger Goldschmidt zur Verfügung gestellten alten Postkarte dargestellte Anordnung der Schwimmbecken existiert nur noch bedingt, da das kleine Schwimmbecken verfüllt beziehungsweise abgedeckt wurde, es dient heute als Art Planschbecken mit Brause.

Weiter argumentiert das Landratsamt: „Die in der Postkarte dokumentierte charakteristische Terrassierung des Geländes nördlich des großen Beckens existiert nicht mehr, die Startblöcke am Kopf der Schwimmbecken ebenso wenig.“

Das Bad wurde nach der Wende in den Jahren 1994/1995 umfassend instand gesetzt – wie Zeitzeugen von damals noch wissen als eine Maßnahme mit Ein-Euro-Kräften. Seither sind die Wege und zahlreiche Flächen mit Betonpflaster versehen. Außerdem wurden die Funktionsbauten saniert, die Böden komplett mit Fliesenbelägen ausgelegt. Die technischen Anlagen wurden erneuert, eine Filteranlage auf der Seite zum Fußballplatz errichtet.

„Die Schwimmbecken 1 bis 3 wurden 1995/96 modernisiert und mit Duschen versehen. Becken 2 erhielt 2015 eine Durchströmungsanlage sowie eine große Spaßrutsche“, teilt die untere Denkmalschutzbehörde mit.

Das alles summierte sich nun in den Augen der Denkmalexperten zu der beschriebenen Ablehnung. Schönebecks Oberbürgermeister Bert Kno-blauch (CDU) fand die Idee des Denkmalschutzes für das Schönebecker Freibad durchaus charmant, wenngleich so eine Einordnung für die Kommune nicht nur Rechte, sondern vor allem auch Pflichten gebracht hätte.

Während der Diskussion in der Stadtratssitzung betonte Bert Knoblauch auf eine Kritik des Stadtrates Rolf Wiswede (Die Linke), dass die Stadt sehr wohl Interesse am Erhalt des Freibades habe. Dem gegenüber stehen aber die finanziellen Schwierigkeiten. Ein Spagat, für den es eine Lösung geben muss.