Kiesabbau Abhängig vom Saalekanal

„Neues Kieswerk entsteht zwischen Barby und Calbe“, titelte die Volksstimme im Januar 1993. Doch der Kiesabbau war nur eine kurze Episode.

Von Thomas Linßner 07.03.2016, 15:25

Barby l „Am 6. Januar wurden dort die ersten Ausrüstungen für die Anlage angeliefert, ab April dieses Jahre soll das neue Werk als Kieswerk Zerbst, Betriebsteil Barby, seine Förderung aufnehmen. Arbeitskräfte für diesen neuen Baustofflieferanten werden gegenwärtig noch gesucht“, hieß es am 8. Januar 1993 in der Volksstimme.

Es dauerte nicht lange, da nahm der Betrieb die Förderung auf. Begonnen wurde am Werkleitzer Weg. Das Abbaufeld dehnte sich im Lauf der Jahre in Richtung Rosenburger Damm und nach Süden aus. Wie auch im 1969 begonnenen Kieswerk an der Gnadauer Straße blieben Inseln stehen, wo sich Mineralvorkommen (Tonlinsen) befanden, die beim Abbau Kies und Sand verunreinigt hätten.

Während der Betriebszeit förderten die Bagger immer wieder fossile Überreste eiszeitlicher Fauna ans Tageslicht. Bei Sammlern besonders begehrt waren Mammutknochen und gut erhaltene Backenzähne der Riesentiere.

Im Jahr 2000 liefen die Förderbänder in „Barby Süd“ zum letzten Mal. Etwa 2004 wurden die stationären Aufbereitungsanlagen von einer ungarischen Firma demontiert und abtransportiert. Der Grund für die Einstellung des Abbaubetriebes war der Saalekanal. Sollte der gebaut werden, würde dessen Trasse das Bergbaugelände am Werkleitzer Weg berühren. Dieses landesplanerische Ziel wurde zwar gestoppt, ist aber bis heute nicht endgültig vom Tisch.

Im Sommer 2004 erläuterte Bürgermeister Jens Strube die damalige Situation des Kieswerkes, das sich unter Bergaufsicht befand. Zuständig war das Landesamt für Geologie und Bergwesen Halle (vormals Bergamt Staßfurt), das auch die Verkehrssicherungspflicht inne hatte.

Der mittlerweile neue Eigentümer, eine Firma aus Flechtingen, hatte einen Hauptbetriebsplan zur zeitweiligen Unterbrechung beziehungsweise Stilllegung des Betriebes der Kiesgrube wegen des Saalekanals beantragt. „Der Zeitraum dieser beantragten und auch durch das Landesamt genehmigten zeitweiligen Stilllegung läuft bis zum Februar 2005. Nach Ablauf dieser Frist muss sich der Eigentümer entscheiden, wie er weiter verfahren möchte. Dabei kommen verschiedene Möglichkeiten in Frage: Erneuter Antrag auf zeitweilige Stilllegung, Wiederaufnahme des Betriebes oder Abschlussbetriebsplan, wenn der Betrieb dauerhaft eingestellt werden soll“, hieß es damals.

Nach Aussagen eines Mitarbeiters des Landesamtes für Geologie und Bergwesen Halle ist diese Verfahrensweise nicht unüblich in absatzschwierigen Zeiten. Auch gelte rechtlich gesehen eine Stilllegung bis zu zwei Jahren als Führung eines Betriebes.

Für eine eventuelle Rekultivierung im Falle einer dauerhaften Stilllegung wurde eine Bankbürgschaft hinterlegt, die dem Landesamt für Geologie und Bergwesen Halle bekannt ist.

Im Mai 2009 war der nördliche Abschnitt des Kieswerks „Barby Süd“ erneut Thema in einer Ratssitzung. Wie es hieß, sei eine Renaturierung des nördlichen Bereiches im Herbst 2009 geplant. „Um das Areal aus der Bergaufssicht zu entlassen, werden Bergamt, Naturschutzbehörde, Betreiber und Stadt das Gelände inspizieren. Das ist Voraussetzung für den so genannten Abschlussbetriebsplan. Erst nach dessen Beendigung wird man sich Gedanken über die weitere Nutzung des Terrains machen“, hieß es damals.

Aktuell ist der Betriebsplan bis zum 31. Dezember 2019 verlängert worden. „Barby Süd“ ist damit kein still gelegter Abbau. Es besteht weiterhin die Option, bis zum Saaledeich (Eschen, Johanniswerder) Kies zu fördern. Das würde vermutlich dann geschehen, wenn der Saalekanal endgültig vom Tisch ist.