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Kinderbetreuung Aktuell rund 80 Prozent Auslastung

Der Calbenser Stadtrat wird sich erneut mit der Kindertagesstätte Märchenland befassen.

Von Thomas Höfs 24.04.2019, 01:01

Calbe l Die Ankündigung der Stadtverwaltung, den Mietvertrag über das Gebäude der Kindertagesstätte Märchenland nicht zu verlängern, hat die Johanniter kalt erwischt. Die Johanniter, die Erzieher und die Eltern setzen sich für einen Fortbestand der Einrichtung ein, sagt Stephan Klauert. Der Magdeburger Regionalvorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe war zuletzt mehrfach in Calbe und hat dort Sitzungen der Ausschüsse des Stadtrates verfolgt. Den Calbenser Standort, sagt er, wolle er nicht aufgeben.

Knapp 40 Kinder gibt es aktuell in der Einrichtung. Früher waren es mehr. Doch als der zuständige Mitarbeiter für den baulichen Brandschutz bei der Kreisverwaltung wechselte, bekam die Einrichtung nach der Schilderung von Mitarbeitern und des Vorstandes Probleme. Der bauliche Brandschutz sei in der Vergangenheit immer als gegeben angesehen gewesen. Die obere Etage sei über die Drehleiter der Feuerwehr gut erreichbar, hatte es immer geheißen, erinnern sich Mitarbeiter und der Vorstand. Mit dem Mitarbeiterwechsel in der Behörde habe sich die Ansicht schlagartig geändert. Nur über eine weitere, fest mit dem Gebäude verbundene Treppe, so die Ansicht, sei die obere Etage sicher zu nutzen.

Seither verzichtet die Einrichtung auf die Nutzung der oberen Räume und hat damit die Kapazität verringert. Das Treppenthema sei aber lösbar, meint Stephan Klauert. Die Johanniter könnten sich vorstellen, auch einen Teil der notwendigen Investitionen zu tätigen, kündigte er an. Der Schritt der Verwaltung sei zumindest ungewöhnlich, meint der Vorstand. Mehrere Optionen sind aus der Sicht der Johanniter für die Zukunft denkbar. So könnte der Träger aktiv nach einer anderen Immobilie suchen, um weiter in der Stadt tätig zu sein. Dabei, so erklärt er, hätten sich die Johanniter bereits in der Stadt umgesehen. „Wir halten die Augen offen und haben schon Alternativen entdeckt“, sagt er. Noch bleibt den Betreibern der Einrichtung etwas Zeit. Denn erst zur Mitte kommenden Jahres soll der auf 25 Jahre geschlossene Pachtvertrag auslaufen.

Morgen Abend bei der Stadtratssitzung liegt den Volksvertretern ein Antrag der Fraktion FWG/UFC vor. In dem Antrag fordern die Stadträte einen Beschluss des Stadtrates, die Verlängerung des Pachtvertrages in den Ausschüssen des Stadtrates zu diskutieren. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass der Stadtrat dies beschließt.

Dabei ist die Landschaft der Kindertagesstätten in der Volksvertretung seit Jahren immer wieder ein Thema. Aktuell beschäftigt sich der Stadtrat mit der Novellierung des Kinderförderungsgesetzes (Kifög). In diesem Zusammenhang muss die Kommune die eigene Satzung überarbeiten und an die neuen gesetzlichen Vorschriften anpassen. Dabei kam Bürgermeister Sven hause (parteilos) auch immer wieder auf die Belegung der auf dem Papier zur Verfügung stehenden Plätze zu sprechen. Die Kindereinrichtungen in der Saalestadt haben eine Kapazität von 422 Plätzen. Aktuell belegt sind aber nur 339 Plätze. Das entspricht einer Auslastung von nur rund 80 Prozent. In den kommenden Jahren dürfte sich das Ergebnis noch weiter verschlechtern. Angebot und Nachfrage, so deuten die Prognosen der Bevölkerungsentwicklung hin, dürften sich weiter auseinander entwickeln. Müssen deshalb in der Zukunft Einrichtungen schließen? Nicht unbedingt, meint Stephan Klauert. Die Träger könnten alle gemeinsam die Zahl ihrer Plätze reduzieren und sich so der geringeren Nachfrage anpassen. Außerdem betreibt die Stadt selbst eine Einrichtung. Wenn sie das Angebot verringern wollte, könnte sie hier direkt eingreifen.

Trotz der freien Kapazitäten in der Auslastung der Einrichtungen sei es für die Eltern bei einer Schließung gar nicht so einfach, einen Platz in einer der anderen Einrichtungen zu bekommen, schildert er aus den Gesprächen mit den Eltern. Eltern berichten nach der Kontaktaufnahme zu anderen Einrichtungen von Wartezeiten. Entsprechende Briefe liegen der Lokalredaktion vor. Außerdem würde die Vielfalt bei der Auswahl einer Kindereinrichtung leiden, sagt Stephan Klauert. Die Kindertagesstätte Märchenland ist die kleinste Einrichtung in der Stadt. Dieses Alleinstellungsmerkmal werde von den Eltern sehr geschätzt, weiß er. Die fast familiäre Betreuung komme bei den Familien sehr gut an. Jeder Erzieher kenne jedes Kind und alle seien wie eine große Familie. Es wäre für die Stadt ein Verlust, wenn die Einrichtung einfach schließen müsste, meint er. Er hofft nun auf eine sachliche Entscheidung des Stadtrates.