Kinderheim Zens Langes Warten hat Ende

Aufatmen in Zens: Die Bauarbeiten für das Kinderheim sind so gut wie beendet. Einweihung ist am 24. September.

Von Olaf Koch 19.08.2016, 01:01

Zens l Jetzt ist ein neuer Anfang in Sicht. 18 Monate nach dem verheerenden Dachstuhlbrand in einem Bauernhaus in Zens, das vom Schönebecker Verein Nestwärme als Kinderheim genutzt wird, ist der Wiederaufbau so gut wie abgeschlossen. „Das war in zweierlei Hinsicht eine Punktlandung: sowohl bei der Bauzeit als auch bei den Baukosten“, erklärte gestern in einem Pressegespräch Nestwärme-Geschäftsführer Remo Kannegießer.

Was der Verein Nestwärme, besonders Willi Kempa, und die beauftragten Unternehmen – eine Baufirma aus Schönebeck, ein Heizungsunternehmen aus Eickendorf und Elektrobetrieb aus Pömmelte – in den vergangenen Monaten dort in Zens leisteten, lässt den Geschäftsführer zu wahren Lobeshymnen ansetzen. „Das hat wirklich super geklappt. Es war eine Zusammenarbeit, wie wir uns das gewünscht haben.“

Wenngleich in den Abendstunden des 7. März 2015 „nur“ der Dachstuhl in Flammen stand, war das alte Bauernhaus nicht mehr zu retten. „Bis auf das Fundament und die vier Außenmauern musste alles komplett umgebaut werden“, erzählt Willi Kempa, der sich in den zurückliegenden Monaten zum Bauleiter des Projektes entwickelte. Die obere der drei Etagen wurde nicht wieder aufgebaut, die anderen beiden entsprechen nun nicht nur modernen Erfordernissen, sondern tragen aktuellen brandschutzrechtlichen Bedingungen Rechnung. Insgesamt belief sich das Bauvolumen auf rund 500 000 Euro.

Immer wieder schauen die Kinder und Jugendlichen, die nach dem schrecklichen Ereignis vor eineinhalb Jahren nicht wie sonst üblich nach einer bestimmten Zeit auseinandergerissen und auf anderen Gruppe der Region aufgeteilt wurden, in Richtung des neuen Hauses. „Sie freuen sich schon auf ihre neuen Zimmer“, drückt es Remo Kannegießer recht diplomatisch aus. Auf den beiden Etagen werden Mädchen und Jungen getrennt untergebracht. Jeder bekommt zudem sein eigenes Zimmer. Für alle wird es eine Gemeinschaftsküche geben, eine Wohnstube und ein Esszimmer.

Und genau dieser Fakt zeichnet das kleine, aber feine Kinderheim des Vereines Nestwärme seit Jahren aus und wird immer wieder lobend vorangestellt: die familiären Verhältnisse. Nach dem Brand machten sich nicht nur die Erzieher stark, in der „Familie“ zusammenzubleiben, sondern eben auch die Kinder und Jugendlichen. Dass das so umgesetzt werden konnte, war vor allem ein Verdienst von zwei Behörden: dem Landratsamt und dem Landesverwaltungsamt. Beide Ämter stellten ohne bürokratische Regeln das Wohl der Kinder ohne Wenn und Aber in den Vordergrund – 18 lange Monate.

Dafür, dass die gewachsene Gemeinschaft der Kinder und Jugendlichen in dem Dörfchen Zens erhalten bleibt, sind alle Beteiligten nun – ohne Übertreibung – unendlich dankbar. Dies wollen die sieben Kinderheim-Bewohner, die zwei von der Inobhutnahmen und andere gemeinsam mit den Betreuern und dem Verein Nestwärme zum Ausdruck bringen: Am Sonnabend, 24. September, ist offizielle Einweihung und Namensgebung des neu aufgebauten Hauses. Dann wird wohl auch der Landwirt Frank Hüsemann eingeladen sein, der sich wie eine bekannte Versicherungsgruppe persönlich sehr stark für den Wiederaufbau engagierte – vor allem finanziell.