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Kita in Calbe Schach lernen mit Gummibärchen

In der Arbeiterwohlfahrt-Kita in Calbe lernen 18 Vorschulkinder das komplexe Schachspiel.

Von Susann Salzmann 25.02.2018, 23:01

Calbe l Wissen Sie, wie die Figuren auf dem Schachbrett nebeneinander angeordnet werden? Sechs Knirpse der Arbeiterwohlfahrt-Kindertagesstätte „Haus des Kindes“ stellen die korrekte Anordnung innerhalb von Sekunden her. Dabei arbeiten sie zusammen, was zu einem fehlerfreien Ergebnis führt. Nicht immer ist es leicht, das strategisch anspruchsvolle Brettspiel den insgesamt 18 Vorschulkindern beizubringen, ohne sie dabei zu überfordern. Ein entsprechend pädagogischer Ratgeber hilft der „Kinderschach-Expertin“ Kirstin Kirst dabei. Inzwischen wurden durch das begeisterte Mitmachen der Kleinsten zudem anfängliche Zweifel der Kita-Leiterin Heike Espenhahn zerstreut. Von Überforderung keine Spur. Stattdessen machten sich aber zahlreiche positive Effekte im Verhalten und den Fähigkeiten der Kinder bemerkbar, resümiert sie.

„Schach lernt den Kindern viel über Mathe und Geografie“, kommentiert Espenhahn, und Kirst - zugleich stellvertretende Kita-Leiterin - hebt vor allem das Lernen unter dem Mantel des Spielens hervor. „Sie merken eigentlich gar nicht, dass sie etwas lernen“, versucht Kirst den spielerischen Prozess im Vordergrund zu verdeutlichen.

Jeder Stunde werde derzeit eine Spielfigur gewidmet. Neulich ist es der Turm gewesen. Wie der ziehen darf? „Nur gerade und nicht diagonal“, stellt der fünfjährige Ian fest. Zur Überprüfung der Fertigkeiten drapiert Kirst auf dem Schachbrett fast zwei handvoll Gummibärchen. Die gilt es einzusammeln. Durch entsprechende Züge des Turmes. Die zwei gegnerischen Schachfiguren stehen - mit Ausnahme der Gummitierchen - mutterseelenallein auf dem Feld. Viel Zeit bis zum ersten Zug lässt Ian nicht vergehen - und heimst den ersten Punkt beziehunsweise das Gummibärchen ein.

Ian gehört zur Gruppe, in der auch Oscar, Lena, Leonie, Till und Alexa Gummibärenschach, Bauernschach und zig andere kindgerechte Schachvarianten kennenlernen. Insgesamt 18 Vorschulkinder. Das schon nach wenigen Stunden spürbare positive Ergebnis: „Die Kinder kommunizieren besser miteinander und werden konzentrierter“, hakt Espenhahn ein und verweist auf eine scheinbar zunehmende Entwicklung, bei der Kindern längere Konzentration immer schwieriger fällt. Mit negativen Auswirkungen in der Schule.

„Keine Kurve machen“, erklärt Ian seiner Spielpartnerin Alexa noch einmal die Spielregeln. Auch wenn die Kinder noch nicht lesen können, so arbeitet Kirst dennoch mit den Koordinatenfeldern. Sie werden kindgerecht in die Erklärungen eingebunden. „So prägen sich den Kindern schonmal Buchstaben ein“, meint Kirst.

Ziel des einwöchigen Kurses, an dem die Kinder freiwillig teilnehmen können, ist am Ende des Kita-Jahres ein kleines Schachturnier unter Anleitung und mit Begleitung der Schachspieler der Turn- und Sportgemeinschaft (TSG) Calbe. Spartenleiter Klaus Krausholz hatte der Betreuungseinrichtung bereits im Jahr 2015 die Anregung zum Kinderschachspiel vermittelt.