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Konzertjahr Fleißige Rock-Briten in Barby

Das neue Konzertjahr startet der „Rautenkranz“ in Barby mit einem rockigen Höhepunkt. „Wishbone Ash“ machen auf ihrer Europatournee halt.

Von Thomas Linßner 17.01.2017, 16:46

Barby l Die Herren von „Wishbone Ash“ befinden sich im 47. Bandjahr und sind kraftvoll, melodisch und dynamisch wie eh und je. Ihr charakteristischer Sound beeinflusste maßgeblich Bands wie „Thin Lizzy“, „Iron Maiden“ und eine Menge weiterer junger Künstler. Nach wie vor spielen die „Ü-60-Briten“ unglaubliche 150 bis 200 Konzerte im Jahr, verteilt auf zwei Kontinente. Der duale Lead-Guitar-Sound ist das klangliche Aushängeschild von „Wishbone Ash“.

Die Band war 2010 und 2014 schon einmal in Barby. Vor sieben Jahren feierte Bandleader Andy Powell im Rautenkranz seinen 60. Geburtstag. Der Frontmann von „Wishbone Ash“, der als einziger seit Anbeginn dabei ist, wurde am 19. Februar 1950 in London geboren. Am Tag seiner sechsten Null stand er also rockend auf einer Bühne, die dem Briten offensichtlich die Welt bedeutet. Sänger und Leadgitarrist Powell lebt heute in Conneticut (USA) und managt die Band. Die Rocklexika sind sich einig, dass „Wishbone Ash“ mit ihren parallel spielenden Leadgitarren die Rockgeschichte beeinflusste. Verschiedene internationale und nationale Bands wurden davon inspiriert. Zu letzteren zählte die Magdeburger Rockgruppe „Reform“, die besonders Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre diesen Stil für sich entdeckte und auf eigene Art kultivierte.

Seit 17 Jahren ist der „Kranz“ ein internationaler Rocktempel. Zum Auftakt im Jahr 2000 toppte ausgerechnet die ostdeutsche Gruppe „Keimzeit“ alle Besucherrekorde. Als ein paar Wochen später die Magdeburger „Blues Jackets“ auftraten, standen bald mehr Musiker auf der Bühne als Publikum im Saal war. Rückschläge wie diesen erlebte der mutige Organisator erneut im vergangenen Jahr, als die Rockband „The Quireboys“ mangels Publikumsinteresse abgesagt werden musste.

Dennoch ließ sich Veranstalter Frank Bläsing (56) nicht beirren, kleckerte nicht, sondern klotzte: Seitdem liest sich sein Gästebuch wie ein Who’s Who der Pop-Geschichte und das in Klein-Barby: Nach solchen Größen wie „Canned Heat“, „Melanie“ („Ruby Tuesday“), „Slade“, „Nazareth“, „Manfred Man’s Earthband“, „Ten Years After“, „Roger Chapman“, „M3 White Snake“ nun zum dritten Mal „Wishbone Ash“, die in den 1970er Jahren ihre großen Erfolge zwischen Grön- und Feuerland feierten.

Episoden blieben während oder am Rande dieser Auftritte nicht aus. So warf Roger Chapman („Shadow On The Wall“) höchstpersönlich einen allzu kecken Pressefotografen von der Bühne. „Nach dem Konzert war Chapman ganz friedlich und hat mit Elli Walzer hinter dem Tresen getanzt“, erzählt Bläsing. Elli Voigt war eine seiner Kellnerinnen.

Bei „Slade“ („Far far away“)stellte sich heraus, dass Bandleader Dave Hill nicht unbedingt mit seinen Musiker-Kollegen unter einem Dach wohnen wollte. „Den haben wir im Kunsthof Augustusgabe untergebracht, da hatte er seine Ruhe“, erinnert sich Bläsing.

Als Manfred Man 2002 ein grandioses Konzert gab, wurde vorher ausgiebig getafelt. Der Wirt hatte in der Hektik versäumt, dem Meister, der in den 1960ern so bekannt wie die „Beatles“, „Rolling Stones“ und „Kinks“ war, seinen Pudding zu kredenzen. Manfred Man schielte vorwurfsvoll über die Brille und knurrte: „Where’s my dessert?!“ Und noch eine Story, die beweist, dass Rockmusik offensichtlich Jungbrunnen-Qualitäten hat: Der Bassgitarrist von „Ten Years After“ (Woodstock-Festival-Teilnehmer 1969) humpelte über den Saal, als müsse er tags darauf zur Hüftgelenk-OP. „Wir haben gedacht: Das Konzert hält der nie durch“, weiß Frank Bläsing noch genau. Als der Brite dann mit seinem fünfsaitigen Fenderbass auf der Bühne stand, war alles Ungemach wie fort geblasen und von Humpelei keine Spur mehr. Was uns zeigt: Rock ‘n‘ Roll ist gut für die Hüfte.

„Rautenkranz“, 27. Januar, Einlass 20 Uhr, 20.30 Uhr startet die Vorband „Steve Hill“, „Wishbone Ash“ ab 21.30 Uhr.