Krankenhaus Calbe Modenschau zum Jubiläum

Ilona Kranemann und Kerstin Thiemann organisieren anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Einrichtung eine Modenschau.

Von Susann Salzmann 27.08.2017, 07:00

Calbe l Vom Krankenzimmer direkt auf den roten Teppich? Oder ist es eher die Teilnahme am Wettstreit um den Titel der am modischsten gekleideten Krankenschwester? Nein, nein, schüttelt Andrea Marterer den Kopf. Sie arbeitet im Calbenser Krankenhaus. Obwohl sich die Krankenschwester nicht auf dem Laufsteg befindet, fühlt sie sich wie ein Model. Einzig und allein die hochhackigen Schuhe fehlen noch. Die Schwestern-Robe sitzt allerdings. Nur zu eng, wie Marterer findet. „Die Arme bekomme ich gar nicht richtig hoch“, kommentiert sie den vergeblichen Versuch. Kaum vorzustellen, wie Krankenschwestern in solch einer Tracht ihre Arbeit verrichten konnten. Denn das, was Marterer trägt, ist eine historische Schwesterntracht aus der Zeit um 1910. Sie ist Bestandteil einer Ausstellung, in der insgesamt über 15 Trachten im Rahmen einer historischen Modenschau gezeigt werden.

Interessierte sollten sich dazu den 9. September vormerken. Es ist der Festtag, an dem das Krankenhaus Calbe auf 150 Jahre Bestehen zurückblickt.

Die älteste Tracht stammt dabei aus dem 13. und 14. Jahrhundert, erklärt die Verwaltungsleiterin Gabriele Lang. Manche der historischen Kleidungsstücke wurden schon einmal bei der 1050-Jahr-Feier der Stadt Calbe gezeigt. 1986 wurde zu diesem Jubiläum eine eigene Arbeitsgruppe gegründet.

„Es war sehr schwierig, auch von altgedienten ehemaligen Mitarbeitern Arbeitskleidung aus der Zeit vor der Wende zu bekommen¨, erinnert sich Lang. Das beginnt schon bei den Häubchen, die die Schwestern damals getragen haben. Von denen war kein originales zu bekommen. „Deshalb haben wir schon damals die Trachten extra maßschneidern lassen“, setzt Lang fort. Und Marterer? Die kann sich mit dem grünen Schwesternkleid nicht recht anfreunden. „Ich kann damit auch nur kleine Schritte machen¨, erzählt die schlanke Krankenschwester. Dazu trägt sie noch eine grüne Haube auf dem Kopf und einen Umhang über dem Kleid, das ohnehin schon die Bewegungsfreiheit einschränkt.

Übrigens: Nicht immer genügen zwei Hände zum Anziehen des historischen Stoffes, meint Ilona Kranemann. Die Assistentin der Verwaltungsleitung hat sich mit der Physiotherapeutin Kerstin Thiemann maßgeblich um die Modenschau gekümmert. „Hier und da brauchen Sie schon mal zwei bis vier zusätzliche Hände“, versichert sie.

Sogar Rundschreiben an langjährige und ehemalige Mitarbeiter seien herausgegangen. Arbeitskleidung von vor 1990 hatte niemand mehr. Wohl aber Kleidungsstücke aus der Gegenwart. Auch die werden gezeigt. Eine Modenschau mit Lernpotenzial. Erklärt werden beispielsweise unterschiedliche Farben, mit denen Qualifikationsunterschiede ausgedrückt wurden. „Früher trugen Lernschwestern schwarze Schürzen, ausgelernte Schwestern weiße“, erinnert Kranemann. Und überhaupt sei die Schwesterntracht jahrhundertelang durch Kleider geprägt worden. Meist sogar noch langärmelig. Als geschichtlichen Hintergrund vermuten die Krankenhausmitarbeiter Ordensschwestern, an dessen Bekleidung sich später die Tracht der Klinikschwestern orientierte. Graue, dunkelgrüne und sogar gepunktete Kleider hängen an dem Kleiderständer. Dem Hygieneaspekt wurde mit diesen, zum Teil bodenlangen, Kleidern kaum Rechnung getragen. „Die Sachen waren auch unfunktional“, meint Lang. Mit den heutigen Hosen und dem kurzärmeligen Oberteil, das Kenner als Kasack bezeichnen, sei alles viel hygienischer. Kurzärmelig, „damit sich die Mitarbeiter nach Behandlungen Hände und Arme desinfizieren können“, sagt Lang.

Am Festtag wird Marterer wohl eines von wenigen Modellen sein, die die Kleidung auf dem Krankenhauslaufsteg präsentieren. Denn: Die Konfektionsgröße liegt meist bei 36 oder 38. „Zum Jahrestag der Stadt trugen das die Auszubildenden vom Krankenhaus - und die waren eben etwas schmaler“, schmunzelt Lang.