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Kriminalität Wenn Teenager zu Tätern werden

Von 924 Tatverdächtigen in Schönebeck im Jahr 2017 waren 374 unter 25 Jahre alt.

Von Emily Engels 19.09.2018, 20:13

Schönebeck l Wird die Jugend in Schönebeck immer krimineller? Dazu hat Marco Kopitz, Polizeisprecher vom Revier des Salzlandkreises, eine deutliche Antwort: „Nein, die Zahlen bleiben relativ konstant.“ Grundsätzlich gibt es dennoch einige Tendenzen: Zum einen steigt mit dem Alter die Bereitschaft, kriminell zu werden – 2017 gibt es 61 Tatverdächtige unter 14 und 187 zwischen 21 und 25 Jahren. Und zum anderen, so Kopitz, ist eine Täter-Opfer-Beziehung bei den Straftaten fast immer gegeben.

Das sei vor allem bei den Rohheitsdelikten – dazu zählen Körperverletzung oder Raub – der Fall. Zu Straftaten mit Körperverletzung komme es beispielsweise häufig bei Streits – von Einzelpersonen oder Banden/Cliquen.

14 Täter sind der Polizei dabei im vergangenen Jahr intensiv aufgefallen. Heißt: Sie galten für mindestens zwei Straftaten als tatverdächtig.

Eine weitere Auffälligkeit: Alkohol oder Drogen steigern oftmals die Bereitschaft, straffällig zu werden. Tatverdächtige von Rauschgiftdelikten gab es 2017 zwar mit 16 vergleichsweise wenig, doch Marco Kopitz deutet hier eine durchaus höhere Dunkelziffer. Denn Statistiken belegen, so der Polizeisprecher: „Über 70 Prozent der Heranwachsenden kommen während ihrer Jugend in Kontakt mit Drogen.“

Doch der Polizist weiß auch: „Das bedeutet zum Glück nicht, dass sie alle drogenabhängig werden.“ Wenn konsumiert wird, ist nach wie vor Cannabis der „Spitzenreiter“, auf Platz 2 folgt die chemische Droge „Crystal Meth“. Bei Abhängigen kommt es laut Kopitz häufig zu mehreren Straftaten, die auf die Abhängigkeit aufbauen. Dazu gehört häufig Diebstahl. Entweder von Geld oder Gegenständen, die dann verkauft werden, um wiederum Drogen zu kaufen. Der Polizeisprecher spricht dann von einer „kriminellen Karriere zur Beschaffung von Drogen“.

Diebstahl bleibt neben der Körperverletzung überhaupt eines der häufigsten Straftaten, die Jugendliche in Schönebeck begehen. Von 252 Tatverdächtigen sind 38 unter 21 Jahren und 55 unter 25 Jahren.

Das Feld „Betrug“ ist zwar mit 37 Tatverdächtigen unter 25 Jahren noch übersichtlich, dennoch handelt es sich laut Marco Kopitz um ein Gebiet, in dem es durch das Internet immer vielfältigere Möglichkeiten gibt. „Bei Jugendlichen fängt es beispielsweise damit an, dass sie sich von einem anderen Jugendlichen Geld leihen, ohne die Absicht zu haben, es jemals zurückzugeben“, so Kopitz. Das Internet bietet mit Kleinanzeigenportalen neue Betrugsmöglichkeiten. So bieten Täter beispielsweise etwas zum Verkauf an, erhalten das Geld, verschicken den Artikel jedoch nie – oder besitzen diesen gar nicht. „Täter fühlen sich hier anonym – allerdings lassen sich diese Fälle sehr wohl ermitteln“, so Kopitz.

Die Polizeistatistik gibt auch Einblicke darüber, in welchen Altersgruppen es mehr männliche oder weibliche Tatverdächtige gibt. Hier waren es unter den Kindern unter 14 Jahren 2016 mit 17 und 2017 mit 37 mehr weibliche als männliche Tatverdächtige (16 im Jahr 2016 und 24 im Jahr 2017). Ab 14 Jahren waren es 2016 sowie 2017 jeweils mehr männliche Tatverdächtige als weibliche. So standen beispielsweise in der Gruppe der Heranwachsenden 2016 sowie 2017 je 14 weibliche Tatverdächtige 50 (2016) beziehungsweise 43 (2017) männlichen Tatverdächtigen gegenüber. Alle bereits erschienen Beiträge zur Serie "Zukunft Schönebeck" gibt es hier.