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Kultur Der andere Orchestereinblick

Maximilian Freitag möchte Orchestermusiker werden. Was passt da besser, als ein Freiwilliges Soziales Jahr in Schönebeck?

Von Heike Liensdorf 14.12.2018, 04:44

Schönebeck l Öffentlichkeitsarbeit, Organisation eines Konzertablaufes, Kartenvertrieb, Einblicke in Ton- und Beleuchtungstechnik, Regie- oder Technikassistenz ...: Das Freiwillige Soziale Jahr Kultur bei dem Hausorchester des Salzlandkreises ermöglicht so manche Eindrücke und Erfahrungen. Maximilian Freitag hat schon viele gemacht und freut sich auf alle, die da noch kommen werden.

Der 19-jährige Salzwedeler ist der erste FSJler bei der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie. Nach dem Abitur wollte er sich noch etwas Zeit lassen, bevor er seine beruflichen Weichen stellt. Über die Landesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (LKJ) Sachsen-Anhalt hat er sich um ein FSJ im Bereich Kultur beworben. Fünf Stellen hat er angeschrieben und zwei Zusagen bekommen. Neben dem hiesigen Orchester hätte er auch noch in der Heimat bleiben können – beim Verein Aktion Musik/Local Heroes. Doch er musste nicht lange überlegen: „Diese Stelle bringt mir mehr, wenn ich Orchestermusiker werden will. Ich kann erfahren, wo was auf und hinter der Bühne passiert.“

Für den Berufswunsch macht der 19-Jährige seinen Onkel „verantwortlich“. Jens-Peter Dossin ist Musikschullehrer – und auch sein Lehrer gewesen. Seit dem dritten Lebensjahr spielt der Salzwedeler Geige. „Ich war zum Instrumentenkarussell in der Musikschule. Und da ich wusste, dass mein Onkel Geige spielt, wollte ich das auch. Unbedingt. Kein anderes Instrument hat mich so begeistert“, erzählt Maximilian Freitag schmunzelnd.

Vor vier Jahren ist er auf Bratsche, auch Viola genannt, umgestiegen. „Bei der Geige habe ich für mich das Maximum erreicht“, erzählt er und berichtet auch gleich von seinem Erfolg: „Bereits nach einem Jahr bin ich zum Landesjugendorchester in Halle gekommen.“ In Salzwedel hat er mit beiden Instrumenten im Kammerorchester der Kreismusikschule mitgewirkt.

Sein Spiel kann er auch während des Freiwilligen Sozialen Jahres verbessern und schulen. Anita Bader, Geschäftsführerin der Kammerphilharmonie, habe ihm für die Zeit in Schönebeck einen neuen Lehrer in Magdeburg organisiert. Christoph Schinke. „Ich bin darüber sehr glücklich. Er ist ein super Lehrer und bringt mich wirklich weiter“, schwärmt er.

Seit Anfang September ist Maximilian Freitag schon an der Elbe, noch bis zum Ende des Schönebecker Operettensommers. „Ich nehme alles an Wissen und Erfahrungen mit, was mir angeboten wird“, sagt er. So sei er schon bei verschiedenen Praktika-Vorspielen dabei gewesen. Wenn Recherche anliegt, übernimmt er das. Aber auch Kopierarbeiten. Bei Konzerten ist er dabei, wenn es zeitlich passt. Querbeet halt. So, wie er es sich auch gewünscht hat.

Jeder FSJler muss an seiner Arbeitsstelle ein Projekt absolvieren, so sieht es der Träger vor. Welches das ist, ist freigestellt. Bedingung sei, erklärt der Altmärker, dass man dadurch lernt, mit Zeit und Kosten umzugehen, dass das Projekt der Kultur dient und dass mehrere Leute eingebunden sind.

Mit einer ganz besonderen Aufgabe möchte er seine Zeit hier krönen: Wenn beim Schönebecker Operettensommer 2019 „Boccaccio“ gespielt wird, ist er als zweiter Regieassistent fest eingebunden. Darauf freut er sich jetzt schon riesig. Auch schon ein bisschen aufgeregt? „Geht eigentlich“, sagt der Salzwedeler. Er lasse alles auf sich zukommen. „Ich werde mich eher freuen als Angst haben, dass etwas schiefgeht. Alle sind hier super nett.“

Maximilian Freitag hört jede Musikrichtung gern. „Ich bin da sehr vielseitig erzogen worden.“ Wenn es klassisch sein soll, dann mag er die Romantik und die Klassik. Er selbst spielt gern „Märchenbilder“, eine Komposition von Robert Schumann.

Nach den ersten Monaten kann der 19-Jährige sagen, dass er nicht nur von der Arbeit bei der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie begeistert ist, sondern auch vom Orchester selbst. „Ich finde richtig gut, was die Musiker spielen, ein richtig gutes Programm.“ Und ja, er würde gern mal mitspielen – egal, ob es nur ein Stück oder auch ein ganzes Konzert sei.

Und danach, wie geht es nach dem FSJ weiter? „Ich will Viola im Bereich Orchestermusik studieren. Die Aufnahmeprüfungen sind nächstes Frühjahr. Das Studium beginnt dann im Wintersemester. Am liebsten würde ich nach Lübeck oder Hannover gehen, aber ich werde auch in Städten wie Berlin, Bremen oder Hamburg vorspielen.“