Kurioses in Barby Beleuchteter Stopfpilz

Die Wanderausstellung „Energiegeschichte(n)“ des Netzbetreibers Avacon ist in der Christlichen Sekundarschule Barby zu sehen.

Von Thomas Linßner 26.08.2017, 01:01

Barby l Der erste Bundeskanzler Deutschlands ging als großer Staatsmann in die Nachkriegsgeschichte ein. Weniger bekannt ist, dass Konrad Adenauer als Erfinder Ambitionen verspürte. Für ein „Notzeitenbrot“ erhielt er sogar das Patent. Des damaligen Kölner Oberbürgermeisters erdachter Insektentöter konnte jedoch weniger überzeugen, da nicht nur die Mücken, sondern auch der Anwender tödlich geendet hätte. Auch einen beleuchteten Stopfpilz hatte Adenauer zum Patent angemeldet. Seine Objektbeschreibung liest sich wie eine Blaupause für heutige Fördermittelanträge: Die Erfindung bringe „eine erhebliche Verbesserung gegenüber den im Gebrauch befindlichen Unterlagen und eine Erleichterung der Arbeit unter Einsparung von Licht, indem sie die aus einem durchscheinenden Material herzustellenden Unterlagen von innen her ...“, und so weiter. Doch das Amt lehnte ab, weil es so eine Stopfhilfe bereits gab. Und wer hatte sie erfunden? Die Schweizer!

Diese und andere interessant-kuriose Geschichten erfährt man derzeit im „Raum 11“ der Christlichen Sekundarschule am Markt. In den nächsten drei Wochen wird die Ausstellung ebenda gezeigt.

Nachdem sie in den vergangenen Tagen nur für Schüler des Hauses offen stand, kann ab Montag die Öffentlichkeit gucken kommen. Schüler des Hauses fungieren dann als Erklärer.

Der Historiker Dr. Tim Müller vom Museum für Industriegeschichte Hannover eröffnete die Ausstellung vor wenigen Tagen. Er hatte zuvor selbst seine Schularbeiten gemacht, was den aktuellen Standort betrifft. Die Elbe sei für Barby schon immer ein „Energiestrom“ (Schifffahrt, Schiffsmühlen) gewesen; das Licht der Aufklärung sei von den Herrnhutern im 18. Jahrhundert nach Barby getragen worden.

Tim Müller erklärte die einzelnen Exponate mit kleinen Fußnoten: „Die Menschen waschen heute viel zu oft ihre Wäsche.“ Früher hätten sich die gut Betuchten keine Waschmaschine gekauft, sondern dafür eine Magd eingestellt. Was im Zuge der technischen Revolution irgendwann freilich anders wurde. So zeigt die Schau auch einen Wechsler für Bügeleisen. Ihr schwerer Stahlkörper wurde mit Gas erwärmt. Damit die Hausfrau (oder das Stubenmädchen) fleißig im Akkord bügeln konnte, hatte man ein Gestell entwickelt, auf das sogenannte Hohleisen gestellt wurden. Von unten wärmte ein Gasbrenner Bügeleisen 1, während Nummer 2 gerade in Betrieb war.

Aus heutiger Perspektive darf man den Staubsauger mit Haartrockenhaube unter der Rubrik „Kurioses“ einordnen. Daran muss sich auch der Satiriker Loriot orientiert haben, als der den Sketch mit dem „Einhandsaugblaser Heinzelmann“ („Sie haben ein gepflegtes Heim, das macht viel Arbeit und wie ist es mit der Frisur ... ?“) schrieb. Ohne Quatsch: Es ist ein Staubsauger zu sehen, dessen Abluft über elektrische Heizwendel erwärmt und in eine Haartrockenhaube geleitet wird. Die Dame des Hauses konnte also Staubsaugen und sich gleichzeitig die Frisur in Form bringen.

Aber natürlich sind nicht nur Kinkerlitzchen ausgestellt: Die Besucher erfahren etwas über die Erfindung der Glühlampe, die Anfänge des Telefons oder die ersten Töne „aus der Konserve“. Oder aber etwas über Gasglühstrümpfe, die noch bis in die 1950er Jahre auch in Barby als alternative Lichtquelle galten.

 

Sekundarschule Barby, Eingang Markttor, geöffnet ist montags bis donnerstags von 13.30 bis 15 Uhr, Raum 11.