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Landwirtschaft Bollen werden eingelagert

Die Zwiebelernte läuft. Im Zwiebelkontor Calbe kommen die Bollen jetzt täglich an und werden eingelagert.

Von Thomas Höfs 04.09.2020, 01:01

Calbe l Täglich rollen die Zwiebeln jetzt bei der Calbenser Handelsgesellschaft an. Das Unternehmen, welches zum Mitteldeutschen Zwiebelkontor gehört, lagert jetzt die Bollen ein. Während vor den Toren der Stadt die Agrargenossenschaft auf den Feldern in der Zwiebelernte ist, kommen die frühen Sorten aus der Region bereits in Calbe an. Zwiebeln, die bei Staßfurt angebaut werden, werden aktuell eingelagert, sagt Heiko Brandt. Der Assistent der Geschäftsführung ist nach zwei mageren Ernten froh, die großen Bollen auf den Förderbändern zu sehen.

Nach zwei sehr schlechten Ernten blicken die Calbenser wieder etwas zuversichtlicher in die Zukunft. Eine durchschnittliche Ernte erwarten sie. Die mit den Landwirten der Region vereinbarten Anbauflächen dürften nun viel eher ausreichen, um den Handel bis zur kommenden Ernte zu beliefern. Rund 15 000 Tonnen Zwiebeln fasst der Calbenser Standort. Die leeren Hallen werden von den Mitarbeitern in diesen Tagen vorbereitet und dann gefüllt.

Dabei hilft den Calbensern die Natur. Sie hat es so eingerichtet, dass sich die Zwiebel bei richtiger Lagerung über einen sehr langen Zeitraum hält. Bis in den Oktober hinein, so die Schätzung, werde die Ernte und damit die Lieferung andauern.

Die Ernte auf den Feldern läuft dabei in mehreren Schritten. Zunächst wird der Zwiebel das grüne Lauch abgeschlagen. Erst einige Tage später werden die Bollen dann aus dem Boden geholt. „Jetzt brauchen wir keinen Regen mehr“, sagt Heiko Brandt. Wie bei anderen Feldfrüchten auch, ist Feuchtigkeit der große Feind für eine lange Lagerung. Die Schale der Zwiebeln muss trocken sein.

Deshalb sind die Erntefahrzeuge auf den Äckern nach kühlen Nächten meistens erst am frühen Nachmittag bei der Arbeit zu sehen. Dann hat sich die Feuchtigkeit verflüchtigt. Dunkel und kühl gelagert, warten die Zwiebeln, bis sie in handelsübliche Mengen abgefüllt, beim Endverbraucher landen. Täglich verlassen rund 25 Tonnen des Gemüses die Stadt Calbe. Zwei große Supermarktketten beliefert das Unternehmen.

Damit sich die Bollen monatelang in den großen Hallen am Stadtrand halten, müssen die Mitarbeiter allerlei Vorkehrungen treffen. In den Hallen herrscht deshalb in diesen Tagen rege Geschäftigkeit. Zwiebeln werden in große Kisten abgefüllt und in Hallen eingelagert, die auch gekühlt werden können. In anderen, älteren Hallen, wird die Umgebungsluft später über große Rohre von unten in die Zwiebeln geblasen. Das alles dient der langen Haltbarkeit.

Als in den vergangenen beiden Jahren die heimischen Ernten gering ausfielen, musste das Mitteldeutsche Zwiebelkontor die Bollen zukaufen, um die Lieferverpflichtungen zu erfüllen. Das sei für das Unternehmen in der Regel aber kein Problem gewesen, weil anderswo die Ernten besser waren. Die Zwiebel begleitet die Calbenser bereits seit rund 400 Jahren. Auch früher gab es immer wieder Rückschläge beim Zwiebelanbau. Noch vor einigen Jahren hatten die Landwirte mit zu viel Wasser auf den Feldern zu kämpfen. Heute ist es die Trockenheit. Ob das Wetter allerdings weiter so trocken und heiß bleibt, muss abgewartet werden.

Wegen der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Vorschriften für die Durchführung öffentlicher Veranstaltung findet in diesem Jahr das Bollenfest nicht statt. Die Calbenser haben eine eigene Bollenkönigin. Die Einwohner lieben das Fest, weil es sich an einem Wochenende nur um die Zwiebel dreht. Nicht wenige Bürger decken sich dabei mit dem leckeren Gemüse ein. Die Zwiebelhändler setzen während des Festes nicht unerhebliche Mengen der Frucht ab. In diesem Jahr müssen die Bürger darauf verzichten.

Bis zuletzt hatte der Bollenverein noch gehofft, dass die Veranstaltung noch durchgeführt werden könnte. Die Stadt sagte das Fest aber ab. Die Einhaltung der Regelungen sei nicht zu überwachen. Jede Menge Personal müsste bereitstehen, um die Regelungen überwachen zu können. Das überfordere den Veranstalter, hieß es zur Begründung.

Auf das Zwiebelmus müssen die Einwohner der Saalestadt nun ein weiteres Jahr warten. Denn die Köstlichkeit gibt es nur auf dem Bollenfest, versichert das Mitteldeutsche Zwiebelkontor. Ebenso entfällt der traditionelle Rundgang der Bollenkönigin mit den befreundeten Majestäten durch die Lagerhallen. Vielleicht kann im kommenden Jahr das Bollenfest wieder gefeiert werden. Dann hat die Bollenkönigin ihren großen Auftritt. Bislang verlief das Jahr für sie, die die Stadt überall vertritt sehr ruhig.