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Lichtmess Vorbereitungen zum großen Event

Am Sonntag, 4. Februar, beginnt der Lichtmess-Umzug in Glinde um 14 Uhr. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.

Von Thomas Linßner 01.02.2018, 16:42

Glinde l Eine Episode zu Beginn, die zeigt, welchen Stellenwert die Lichtmess für die Glinder hat. Als im Zuge der Hochwasserschadensbeseitigung 2017 der zeitliche Ablauf besprochen wurde, schwebte eine energische Forderung über allen an Planung und Bau beteiligten Häuptern: Baut wie ihr wollt - Hauptsache zu Lichtmess sind die Straßen begehbar. (Halb Glinde wird neu gepflastert.)

In den vergangenen Wochen hämmerte, sägte und polterte es in den Gehöften des Dorfes heftiger als sonst. Was gebaut wird, bleibt natürlich bis zum 4. Februar ein Geheimnis. Erst wenn sich an jenem Tag die Hoftore öffnen und ihre ulkigen Gefährte den Blicken der Besucher frei geben, herrscht Klarheit. Auch untereinander wissen die jeweiligen Männergemeinschaften nicht, was gebaut wird. Deswegen inspiziert Lichtmess-Vorstand Christoph Randel die einzelnen Bastel-Kollektive, um „Doppelbauten“ schon im Vorfeld abzubiegen. Er übernahm diese, wie auch die Moderatoren-Tätigkeit, von dem verdienstvollen Uwe Sevecke, der aus gesundheitlichen Gründen kürzer tritt.

Ein Trupp werkelt auf dem Hof von Gero Weinhardt. Hier ist ein Vehikel zentraler Bestandteil, das alle Jahre erneut den Anforderungen des jeweiligen Umzugsbildes angepasst wird und das die Männer „Trailer“ nennen. In diesem Jahr wurde das Mobil auf Maße gebracht, die eine „Lustgrotte“ tragen. Mehr wollten die Akteure freilich nicht verraten. Nur so viel: Am Sonntag werden sich auf dem Hänger ein paar „heiße Damen mit Hasenohren“ lasziv um einen Herren räkeln.

Traditionell treffen sich alle Lichtmess-Aktiven am letzten Sonnabend des alten Jahres im Wirtshaus „Goldener Anker“, wo quasi der Startschuss fällt. Die Bauerei beginnt dann kurze Zeit später, vier Wochen vor Lichtmess.

Die Vorstände haben genug mit der Organisation und dem Drumherum zu tun, sodass sie vom Bauen der Umzugsbilder befreit sind. Es handelt sich um jene Herren, die beim Umzug in Frack und Zylinder hinter dem Sonnenträger marschieren.

Am Sonnabend, 3. Februar, klappert eine Abordnung bestehend aus Vorständen und Musikanten alle rund hundert Haushalte ab, wo beim Bratwurstblasen (und einsammeln) der Grundstock fürs Männerfrühstück Sonntagvormittag gelegt wird. Wobei der traditionelle Begriff „blasen“ noch aus Zeiten stammt, wo man in der Tat ins Horn stieß. Heute erledigen das Akkordeon und Gitarre.

Der Lichtmess-Sonntag beginnt dann schon mal mit viel Spektakel. In den Morgenstunden lärmen die jungen Burschen durchs Dorf, um böse Geister zu vertreiben. Im Anschluss daran findet das Männerfrühstück statt, bei dem sich Aktive, Freunde der Lichtmess und Ehrengäste für die weiteren Tagesaufgaben stärken. Wie Christoph Randel sagt, wird dazu nicht eingeladen. „Wer sich verbunden fühlt, der kommt“, unterstreicht er. An Personen und Persönlichkeiten herrscht kein Mangel. Auch Minister und Landtagsabgeordnete fanden bisher den Weg nach Glinde. Dafür werden 450 Brötchen in der Barbyer Bäckerei Brabant geordert, was eine ebenso lange Tradition hat, wie die Bratwürste von Helmi Eckart.

In DDR-Tagen waren den SED-Oberen Männerfrühstück und Lichtmess suspekt. „Das war für die ideologisch nicht einordbar“, zitiert der Vorstand ältere Zeitzeugen. Damals brachten die Glinder es fertig, das Fest mit begehrten lukullischen Dingen attraktiver zu machen. Mit einem Calbenser Fleisch- und Wurstwarenbetrieb hatte man einen Deal gemacht, dass so leckere Sachen wie Schinken, Wiener Würstchen oder Hausmacherwurst den Weg an die Elbe fanden.

„Bei uns gab es auch kein Schließmuskelbräu, sondern solche Biersorten wie Gambrinus und Luxator“, erinnert sich Vorstand Christoph Randels Vorgänger Uwe Sevecke launig. (Mit „Schließmuskelbräu“ ist Schönebecker Bier gemeint, das in dem Ruf stand, den Stuhlgang zu forcieren …) Kurios mutet an, dass es ausgerechnet die Schönebecker Brauerei war, die oben genannten Edelmarken bei der Konkurrenz orderte.

Am Sonntag wird das Volk wieder in Massen nach Glinde strömen, um die originellen, ulkigen und zuweilen tiefsinnigen Schaubilder zu betrachten. Und nicht nur die. Wenn die Vorstände in ihren vornehmen Fracks der Kapelle folgend durch das Dorf marschieren und man am Ende den Winter symbolisierenden Sonnenbuckel verbrennt, wird den Besuchern das Besondere dieses Festes bewusst. Dabei wird das Lied „Der Mai ist gekommen“ gespielt. Eine Andeutung auf den nahenden Frühling.