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LKA-Infomobil Selbst der Hund hat nichts gehört

Das Infomobil des Landeskriminalamtes hat in Schönebeck Station gemacht.

Von Ulrich Meinhard 27.01.2017, 00:01

Schönebeck l Als der Hauseigentümer um 3 Uhr nachts in die Küche ging, um ein Glas Wasser zu trinken, wunderte er sich über die offene Terrassentür. Er glaubte zuerst, seine Frau hätte sie offen gelassen. Erst dann bemerkte er, dass die Wohnung ausgeräumt war.

Schauergeschichten wie diese kamen auf dem Schönebecker Marktplatz zur Sprache. Dazu muss gesagt werden, sie waren allesamt nicht erfunden, sondern tatsächlich passiert. Wie etwa die Geschichte vom Ehepaar, dass in seinem Haus in der oberen Etage schlief - und der Hund ebenfalls. Am Morgen der Schock: Einbrecher hatten in der Nacht sämtliche Wertsachen mitgehen lassen. Und keiner hatte etwas gehört - auch der vierbeinige Wächter nicht.

Schnell, präzise, nahezu lautlos gehen Ganoven oft vor, wenn sie in Wohnungen einbrechen. Wie sich Menschen schützen können, war ein Haupthema beim Besuch des Infomobils des Landeskriminalamtes gestern in der Elbestadt. Die beiden Schönebecker Regionalbereichsbeamtinnen Petra Peters und Brigitte Horn hatten im Rahmen ihrer Präventionsarbeit das Infomobil angefordert. Und die beiden Kriminalhauptmeister des Landeskriminalamtes (LKA), Bernd Neumann und Fred Brehmeier, waren dem Ansinnen gerne gefolgt. Zwischen 9 und 14 Uhr konnten sie Bürgerinnen und Bürger rund um das große Thema Sicherheit beraten. Beide hörten sich auch die Geschichten der Menschen an, viele haben bereits leidvolle Erfahrungen mit Kriminellen gemacht, ob es der Raub der Handtasche war, der Diebstahl des Fahrrades oder der Einbruch in die Wohnung.

Zu den Tricks der Einbrecher, das war im Infomobil zu lernen, gehört in der Regel das vorherige Ausspionieren einer Örtlichkeit. Sie wollen wissen: Wie viele Personen leben in einem Haus? Wann gehen sie zur Arbeit, wann zu Bett? Gibt es neuralgische Stellen, die rasch geknackt werden können? Welche Wertgegenstände können ergaunert werden? Ist eine Autobahn in der Nähe, über die schnell die Flucht ergriffen werden kann?

Kriminalhauptmeister Bernd Neumann riet den Ratsuchenden, außergewöhnliche Beobachtungen zu notieren, etwa das Kennzeichen eines Autos, das verdächtig erscheint, Personenbeschreibungen von Unbekannten, deren Verhalten seltsam anmutet. „Ruhig auf das Bauchgefühl hören“, machte Neumann Mut, auf Signale zu achten. So könne es heutzutage durchaus verwundern, wenn sogenannte Zeitungsdrücker an der Tür klingeln. Das sei schließlich eine aus der Mode gekommene Art des Zeitschriftenverkaufs. „Was aber wiederum nicht heißt, dass jeder Zeitungsdrücker automatisch ein verkappter Einbrecher ist“, relativierte Neumann. Gesundes Misstrauen sei angesagt.

Ein Bürger, der sich im Imfomobil des LKA umsah, gab den Tipp: „Wenn man reich ist, muss man sich tarnen - und etwa alte Schlüpfer auf die Wäscheleine hängen.“ Bernd Neumann setzt vielmehr auf eine „wachsame Nachbarschaft“, die aufeinander aufpasst und mysteriöse Beobachtungen nicht für sich behält. „Das ist etwas, was den Täter stört“, weiß der LKA-Mann. Durchschnittlich liegt der Wert eines Einbruches für die Ganoven zwischen 200 und 300 Euro, der Schaden für die Betroffenen geht freilich oft in die Tausender, von psychischen Folgen ganz zu schweigen.

Ein weiteres Hauptthema war der Diebstahl von Fahrrädern. Auch hochmoderne Schlösser würden keinen 100-prozentigen Schutz bieten, sagte Neumann. Es gelte, den Dieben das Leben so schwer wie möglich zu machen. Wenn sie zu viel Zeit zum Aufbrechen eines Fahrradschlosses benötigen, gefalle denen das gar nicht.