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Marketing Ringheiligtum mit mehr Potenzial

Der Barbyer Stadtrat startet Diskussion über die bessere Vermarktung der Stadt. Es geht auch um das Ringheiligtum in Pömmelte.

Von Thomas Höfs 26.10.2017, 01:01

Barby l Innerhalb der Stadt Barby, bei Pömmelte steht es: Das deutsche Stonehenge. Seit Archäologen die Reste der Kultstätte im braunen Ackerboden aus der Luft ausmachten, ausgruben und schließlich wieder aufbauten, herrscht Trubel am Ringheiligtum.

Nachdem das Salzlandmuseum als kreiseigener Betreiber der einzigartigen Anlage einen verdeckten Personenzähler einbauen ließ, sind die Besucherzahlen verlässlich. In dieser Saison kamen im Schnitt gut 5000 Menschen im Monat, um sich die Kreisgrabenanlage anzusehen. Damit spielt das Ringheiligtum, was das Bürgerinteresse angeht, in der oberen Liga, sagte am Dienstagabend der für Kultur zuständige Staatssekretär Gunnar Schellenberger (CDU). Als Lokalpolitiker kümmert er sich ebenso auf Kreisebene im Wirtschaftsausschuss um die Weiterentwicklung des Ringheiligtums.

In Zukunft soll ein Mehrzweckgebäude an der Anlage entstehen, erklärte er. Dabei setzt Schellenberger lieber auf Größe. „Wer zu klein baut, baut zweimal“, sagte er. Vor allem aber sieht er das Potenzial, welches noch in der Anlage steckt. Besucherzahlen in der Zukunft von bis zu 20.000 oder 30.000 Besuchern im Monat seien bei entsprechender Vermarktung zu erwarten, schildert er seine Visionen im Barbyer Rautenkranz.

Nach einem holprigen Start, soll die Anlage nun professioneller begleitet werden. Zumal in der unmittelbaren Nachbarschaft eine weitere Ringanlage gefunden und von den Archäologen weitgehend bereits freigelegt wurde. Die Anlagen werfen ein völlig neues Licht auf die Bronzezeit. Lange hatten die Forscher den damals lebenden Menschen große kulturelle Leistungen Tausende Jahre vor der Zeitrechnung nicht zugetraut. Nun wird die Geschichtsschreibung umgeschrieben.

Mit Josef Bühler hatte Dirk Trappe zudem den Mann eingeladen, der mit seinem Unternehmen das touristische Konzept für die Nutzung des Ringheiligtums für den Landkreis geschrieben hatte. In einem Vortrag analysierte er die Schwächen der bisherigen Vermarktung.

Die Vereine und Unternehmen der Region könnten seiner Erfahrung nach viel mehr von der einzigartigen Anlage profitieren. Sie müssten sich fragen, wie die Besucher dazu gebracht werden könnten, Geld in der Region auszugeben, sagte er.

Noch nicht einmal im Rathaus der Elbestadt ist das Thema angekommen. Als Sehenswürdigkeit tauche die Anlage nicht einmal auf, zeigte er auf einem Screenshot von der kommunalen Homepage.

Nicht einmal im Ansatz existiere ein Vermarktungskonzept für die einzigartige Anlage. Dabei, berichtete eine Teilnehmerin des Abends, hatte sich beispielsweise der Glinder Heimatverein überlegt, Infomaterial am Ringheiligtum auszulegen. Schließlich gibt es in dem Elbort ein Lichtmessmuseum. Der Verein habe sein Material aber nicht auslegen dürfen, habe das Salzlandmuseum bestimmt.

Ein großes wirtschaftliches Potenzial sieht Dirk Trappe im Ringheiligtum für die gesamte Wirtschaft der Einheitsgemeinde. „Wenn nur die Übernachtungszahlen durch das Ringheiligtum signifikant ansteigen, reden wir hier über einen Millionenbetrag, der in der Region verdient werden kann“, hatte er einige Zahlen überschlagen. Dazu müssten aber viele Akteure aktiv werden.

Doch bereits in der Einheitsgemeinde Barby verläuft mit der Saale eine natürliche Grenze. Davon berichtete eine Vertreterin aus Groß Rosenburg. Die dortige Burganlage besuchen Schulklassen aus dem Bernburger und Köthener Raum. Aus Barby sei noch keine Klasse vorbei gekommen, schilderte sie. Ihm sei nicht einmal bewusst, welche Sehenswürdigkeiten in den Ortsteilen der Stadt sind, sagte Stadtrat Frank Sieweck. Hier müsse die Kommune vielleicht anfangen.

Aus dem ersten Treffen soll in der Zukunft mehr werden, sagte Stadtrat und Ortsbürgermeister Norbert Langoff. Nach dem Jahreswechsel soll es eine weitere Zusammenkunft geben. Hier könnten sich die Akteure bereits über konkrete Zielstellungen verständigen.

Sinnvoll sei es, berichtete Planer Josef Bühler, nur wenige konkrete Ziele bei einem Konzept zu verfolgen, um sich nicht zu verzetteln. Dann müssten alle schauen, ob sich die Erwartungen in das Konzept in der Realität auch erfüllten. Anschließend müsse dann nachjustiert werden, um die Ziele zu erreichen, gab er den Barbyern mit auf den Weg.

Es sollte mit dem Treffen zunächst ein Anfang einer längeren Debatte werden, sagte Dirk Trappe. Auch im Stadtrat, meinte er, müsse das Thema eine Rolle spielen. Die Kommune müsse sich ebenso mit einigen Fragen befassen und die Rahmenbedingungen vorgeben, schwebt ihm hier als kommunale Aufgabe vor.