Marktplatz Mängel beseitigen

Kritik regt sich in den Reihen der Stadträte und bei Bürgern der Stadt wegen des neuen Marktplatzes. Daran wird zwar noch gebaut, doch die Bauqualität wird angezweifelt.

Von Olaf Koch 19.01.2016, 17:13

Schönebeck l Manfred Pöschke ist sauer. Der Stadtrat hat irgendwie das Gefühl, dass das, was er sagt, nicht ernst genommen wird. Schon im Herbst des vergangenen Jahres machte er in der Stadtverwaltung auf die in seinen Augen mangelhafte Bauausführung der Pflasterarbeiten auf dem neu gestalteten Marktplatz aufmerksam. Wenngleich vom Bauamt ein Vorort-Termin mit dem Stadtrat und Vertretern von Baufirmen gemacht wurde, die Antworten hat Pöschke damals zur Kenntnis genommen – aber vom Inhalt ist er nicht überzeugt.

Manfred Pöschke ist Mitglied der Fraktion „Rettet die Altstadt“. Warum die Bürgerinitiative gegründet wurde, sagt der Name. Doch dieser Tage scheint es, dass die Gruppe nicht nur für die Altbausub-stanz der Kernstadt zuständig ist, sondern auch für Neues, was mitten in der Stadt gebaut wird. „Ich bin nach wie vor nicht zufrieden“, berichtet der Salzelmener im Gespräch mit der Volksstimme. Auch andere Stadträte monieren die Qualität der Arbeiten.

„Es ist noch nichts abgenommen.“

Inzwischen kümmert sich auch Oberbürgermeister Bert Knoblauch um diese Angelegenheit. Bei einem Pressetermin im Bauamt nahm er teil – was zeigt, dass ihm nicht nur die Kritik der Stadträte (teilweise auch aus seiner eigenen Fraktion) wichtig ist, sondern er möchte damit zeigen: Baufirmen und Bauamt arbeiten ordentlich. „Wir haben einen Blick auf alles und werden diesen auch in Zukunft haben“, so der Oberbürgermeister.

Den wichtigsten Fakt stellt Baudezernent Guido Schmidt gleich zu Beginn des Gespräches fest. „Es ist noch nichts abgenommen.“ Damit ist die beauftragte Baufirma nach wie vor in der Pflicht. Teile des Marktes, die unter anderem an die Elbstraße und den Brückenaufgang grenzen, sind bereits fertig. Die Steine wurden verlegt, die Fugen verdichtet. „Aber wir wollen keine Teilabnahme machen. Das hätte zur Folge, dass wir für jene Bereiche dann in der Verantwortung wären“, macht der Baudezernent deutlich.

Einige Mängel sind dort deutlich zu sehen: Die Natursteine wurden nicht gerade verlegt, mal sind Fugen breiter, mal enger oder es gibt gar keine Fuge. Auch der von den Stadträten kritisierte Höhenversatz zwischen den einzelnen Steinen und den Randeinfassungen steht noch auf der Liste der Bauleute. Dass es an diesen und wohl auch an anderen Stellen noch Nacharbeiten geben wird, wissen sowohl die Vertreter des Bauamtes als auch der Baufirmen. Vor allem jetzt, im mittleren Teil des neuen Marktes, ist der Versatz deutlich zu erkennen. Dieser wird damit begründet, dass die Steine längst nicht abgerüttelt sind. Beide Seiten – Stadt und Baufirmen – versprechen, dass der Markt selbstverständlich in einer ordentlichen Qualität gebaut wird.

Der Protest aus Teilen der Bevölkerung, dass der Naturstein womöglich ungeeignet ist und nicht die geforderte Qualität zeigt, weisen Stadt und Baufirmen unisono zurück. Der auf dem Marktplatz verbaute Granitstein kommt auch China aus der Provinz Fujian. Da im Steinbruch beim Abbruch naturgemäß Abweichungen auftreten, werden die Lieferungen in Schönebeck in Stichproben untersucht: auf Wasseraufnahme, Druckfestigkeit, Maßhaltigkeit, Verfärbungen und Verpackung der Anlieferung. „Die benannte offensichtlich mindere Qualität kann ich nicht bestätigen“, betont Ingenieur Thomas Iden.

Trotzdem werden von Kritikern Kanten und Eckabrüche des Natursteines bemängelt. Teilweise wurden diese Steine auch eingebaut oder sind später beim Abrütteln leicht beschädigt worden. „Bei größeren Abplatzungen werden die Steine nochmals ausgetauscht“, so Iden weiter. Er verweist darauf, dass es sich um Natursteine handelt, Abweichungen von einem Betonstein in Indus-triequalität sind demnach unvermeidbar.

Dass es nach Fertigstellung zu weiteren Problemen mit dem Stein kommen wird, sehen die Experten nicht. Auch dann nicht, wenn schwere Fahrzeuge den Markt befahren. Eine Gewichtsbegrenzung wird es nicht geben. Lediglich im Zuge der allgemeinen Verkehrsführung wird der Bereich für Fahrzeuge bis zu 3,5 Tonnen begrenzt.

Beanstandet wird von Manfred Pöschke und einigen anderen Stadträten noch ein weiter Punkt auf dem Markt. In Richtung Elbe wurden Rinnsteine verlegt. Diese enden aber plötzlich vor dem Eckgeschäft „Kilz“. Laut Wasserwaage der Stadträte müsste das in der Rinne gesammelte Wasser bei Starkregen genau in das Geschäft fließen. Der Grund: Es fehlt am Ende der Rinne ein Abfluss. „Das ist uns bekannt“, so Ingenieur Thomas Iden.

„Ich werde die Ecke genau beobachten.“

Seinen Berechnungen nach dürfte das dargestellte Problem kein Problem sein. Der Grund: Es gibt ein leichtes Gefälle in Richtung Markt. „Bisher sind mir keine Unstimmigkeiten bekannt. Aber wir hatten seit Mitte Oktober, seitdem diese Fläche fertig ist, auch noch keinen Stark- regen. Ich werde diese Ecke genau beobachten“, sagt Iden.

Strom und Wasser für Markttage oder andere Veranstaltungen wurden bereits verlegt. Ein Leser aus Eggersdorf trat an die Redaktion heran, ob auch an eine Hülse für einen eventuellen Weihnachtsbaum gedacht wurde? „Selbstverständlich“, so Baudezernent Guido Schmidt. Für einen Baum wurde ein Fundament in einer Größe von zwölf Kubikmeter gegossen. Der Weihnachtsbaum kann bis zu 17 Metern hoch werden. Jetzt fehlt nur noch jemand, der zum nächsten Fest Baum, Transport und Aufstellung sponsert.