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Mobilität Kaum E-Autos im Salzlandkreis

Zu hohe Anschaffungskosten und zu wenige Ladestationen - das sind die Hauptargumente, die gegen ein Elektro-Auto sprechen.

Von Paul Schulz 19.06.2020, 01:01

Schönebeck l Das Auto: Vom biologischen Nachwuchs mal abgesehen, das „liebste Kind“ des Deutschen. Zumindest dann, wenn der Motor brummt. Denn der Anteil der flüsterleisen Elektro-Autos ist durchaus überschaubar. Im Salzlandkreis sind laut Kraftfahrt-Bundesamt derzeit (Stand 1. Januar 2020) lediglich 60 reine E-Autos zugelassen. Hinzu kommen noch 63 Plug-in-Hybride. In Summe also 123 Fahrzeuge, die rein elektrisch beziehungsweise zum Teil elektrisch angetrieben werden – das entspricht 0,12 Prozent der Personenkraftwagen im hiesigen Kreis. Insgesamt sind nämlich 105.418 Pkw im Salzlandkeis angemeldet.

In Sachsen-Anhalt gibt es nur im Jerichower Land (55), im Landkreis Stendal (55) und im Altmarkkreis Salzwedel (57) noch weniger reine E-Autos. In der Landeshauptstadt Magdeburg sind mit 265 zugelassenen Fahrzeugen die meisten Elektro-Autos unterwegs.

Doch warum sind E-Autos die ungeliebten Kinder? Dieser Frage geht die „Mobility Studie 2020“ des TÜV-Verbandes nach. Die repräsentative Umfrage hat ergeben: Für 48 Prozent sind die hohen Anschaffungskosten eine große Hürde. Denn E-Autos und Plug-in-Hybride sind mehrere Tausend Euro teurer als ihre Geschwister mit Verbrennungsmotoren. Zudem monieren 47 Prozent die zu geringe Reichweite und 39 Prozent geben an, dass es zu wenige Ladestationen gibt.

In Schönebeck gibt es jedoch vereinzelt Ladestationen, auch Ladesäulen genannt. So zum Beispiel eine Ladesäule mit zwei Ladepunkten auf dem Parkplatz des Solequells. Diese Station wurde im vergangenen Jahr von den Stadtwerken Schönebeck (SWS) installiert. „Die Anzahl der Nutzer und somit auch die getankte Energiemenge hat seit Eröffnung der Ladesäule stetig zugenommen“, teilt Julia Teige, SWS-Bereichsleiterin Vertrieb, mit. Die durchschnittlich 20 bis 35 Nutzer im Monat würden die Säule aber nicht annähernd voll auslasten. „Auch ist erkennbar, dass die wenigsten Fahrzeuge dabei aus Schönebeck oder der näheren Umgebung kommen. Die meisten Fahrzeuge sind durchreisende Kunden“, so Julia Teige.

War die Nutzung der Ladesäule für die Fahrer anfangs noch kostenfrei, so werden seit dem 1. Januar 38 Cent pro Kilowattstunde fällig. Hinzu kommen noch 1,49 Euro je Ladevorgang.

Eine weitere Ladestation gibt es auf dem Parkplatz an der Friedrichstraße, vor dem Elektronikfachgeschäft Euronics. Kreisweit stehen übrigens in Bernburg die meisten Lademöglichkeiten für E-Autos und Plug-in-Hybride bereit. Das geht aus dem Ladesäulenregister der Bundesnetzagentur hervor. Auch in Calbe, Staßfurt, Aschersleben und Nienburg sind Lademöglichkeiten vorhanden.

In Sachsen-Anhalt gibt es laut dem Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr rund 2300 Elektrofahrzeuge. Diesen stehen 695 öffentlich zugängliche Ladepunkte zur Verfügung (Stand Februar 2020).

Damit hinkt das Land dem eigenen Ladeinfrastrukturkonzept, das im März 2018 von der Landesregierung beschlossen wurde, noch weit hinterher. Darin wurde nämlich geplant, bis zum Jahr 2020 1300 öffentlich zugängliche Ladepunkte für Elektrofahrzeuge zu schaffen. Es müssten also noch rund 600 Ladestationen – und zwar innerhalb diesen Jahres – errichtet werden, um die selbst gesetzte Vorgabe zu erfüllen.