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Motorradclub Heiße Öfen und fliegende Torten

Beim 25. Bikertreffen des MC Ghostbusters in Cörmigk trafen sich unzählige Motorrad-Fans zu Benzingesprächen.

Von Ute Nicklisch 30.05.2017, 13:06

Cörmigk l Für schwache Nerven oder gar zart besaitetet Persönchen alles andere als der passende Ort. Motorengeräusche jenseits der 100 Dezibelmarke, schwere Jungs und jede Menge heiße Rockmusik machten das 25. Bikertreffen des MC Ghostbusters (MC, Abkürzung für „Motorradclub“) Cöthen/Anhalt-Bernburg auf dem Cörmigker Sportplatz aus. Inzwischen als Mekka der Bikerszene bekannt zog es von Donnerstag bis Sonntag wieder hunderte Freaks und Liebhaber dieser Szene in das kleine Örtchen bei Bernburg. Harley-Schrauber, Jap-Chopper, Tourer und Sportler ließen die Bikerherzen höher schlagen. „Da ist so gut wie nichts original dran“, sagt Ole aus Schönebeck und schaut mit leuchtenden Augen zu seiner Harley rüber. So wie er schrauben viele Biker ihre Schätzchen selbst zurecht. „Eine Chopper muss bullern, wenn sie nicht bullert, ist sie nicht gut“, gerät der Biker schnell ins Schwärmen. Jedes Jahr kommen die Freebiker aus Schönebeck und Burg, so werden diejenigen ohne Vereinsmitgliedschaft genannt, nach Cörmigk. „Wir wollen einfach nur Fun und vom Alltag abschalten“, erklärt Biker Uwe.

Unter der schroffen Männergang steuert auch Nadine als einzige weibliche Bikerin ihre eigene Harley. „Die sind alle ganz friedlich“, stellt die eher zarte Frau aus Burg bei Magdeburg schnell klar. Durch ihren Freund kam sie zu diesem eher männerlastigen Hobby und möchte es nicht mehr missen. „Es ist ein Gefühl von Freiheit“, erklärt die Bikerin. Freiheit scheint überhaupt auch das Zauberwort der gesamten Veranstaltung zu sein. „Hier können wir einmal so sein, wie wir sind. Hier muss nicht auf Etikette geachtet werden“, erklärt Steini als Mitglied der Gastgeber und Spielmanager der Veranstaltung. „Hier sprechen alle die gleiche Sprache – wir sind hier alle per Du und Nachnamen gibt’s bei uns nicht“, so der Hallenser weiter.

„Angefangen haben wir mal mit einem kleinen Armeezelt und drei weißen Tauben“, weiß auch der Vizepräsident des MC Ghostbusters Jürgen Herbst zu erzählen. Das Lied von den Tauben, so erzählt er weiter, wird bis heute auf jeder Veranstaltung gespielt. Nur gab es am Wochenende, inzwischen 25 Jahre später, zwei große Showbühnen und unzählige Menschenmassen auf dem Cörmigker Sportplatz. Besonders am Freitagabend landeten die Biker neben „Eschengrund“ aus Deutschland und „The Headlines“ aus Schweden mit der bekannten Band „Unantastbar“ aus Südtirol eine Geburtstagsfete der Sonderklasse – bei bester Stimmung und Gästezahlen im vierstelligen Bereich.

Und wer am Sonnabendmittag wieder fit war, nahm an der sonnabendlichen Ausfahrt mit um die hundert Bikern teil. Ziemlich beliebt sind immer wieder die testosteronlastigen Spielchen etwa um das lauteste Bike, beim Bierbüchsen zermalmen oder etwa einer Tortenschlacht mit Puddingkugeln. Am Ende der Wettbewerbe schließlich gewann Biker Daniel aus der Schweiz einen Rundflug über das Festgelände. Zudem galt es, das lauteste und das schönste Motorrad, den ältesten Biker, den größten Club und die weiteste Anreise mit einem Pokal zu prämieren.

Als lautestes Bike ging Mike, genannt „das Biest“, mit dröhnenden 130 Dezibel hervor. Der kräftige Kerl mit tatoobesetzten Armen freute sich wie ein Kind. Und irgendwie ist auch das ganze Spektakel mit einer Art riesigen Spielwiese für Kerle zu sehen. Und obwohl so manche Typen in ihren Lederjacken, tätowierten Armen und finsterem Blick für den Außenstehenden wohl fast beängstigend wirken mögen, so herrscht dennoch eine ganz entspannte und lockere Atmosphäre. „Hier ist noch nie etwas passiert“, weiß auch Cheforganisator Herbst zu bestätigen. Und überhaupt sei die unbeschreiblich kameradschaftliche Gemeinschaft untereinander der Reiz an der ganzen Geschichte, macht Herbst seine Aufgabe als Chefbiker klar.