1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Windmüller von echtem Schrot und Korn

EIL

Mühlentag Windmüller von echtem Schrot und Korn

Am Pfingstmontag ist Deutscher Mühlentag. Dann lädt auch der Sachsendorfer Mühlenverein zu Führungen auf sein gepflegtes Gelände ein.

Von Thomas Linßner 31.05.2017, 01:01

Sachsendorf l Die Sachsendorfer Mühlenfreunde halten ihre 1819 gebaute Windkraft am Pfingstmontag von 10 bis 18 Uhr offen. Und nicht nur das: Es findet auch wieder ein Preiskegeln auf der automatischen Anlage neben der Mühle statt. Ab 15 Uhr entführt Bauchtänzerin Conny ihre Besucher mit ihrer Tanzshow in den Orient. Am Fuße der Mühle werden Stellmacher-Utensilien ausgestellt und von Vereinsmitglied Reinhard Höfflin erklärt. Der Rassegeflügelzuchtverein Lödderitz/Breitenhagen präsentiert seine gefiederten Zuchterfolge.

Die Sachsendorfer Windmühle ist ein gutes Beispiel für die Schaffenskraft des heute 26-köpfigen Fördervereins, der sie in den 1990er Jahren komplett sanierte und funktionstüchtig machte. Wie Vereinsvorsitzender Martin Häniche sagte, freut man sich über zwei Neuzugänge, die nach Jahrzehnten in Bayern wieder in die alte Heimat zurückfanden und nun im Mühlenverein mitarbeiten. Die Aktivisten der ersten Stunde gingen kurz nach der Wende ans Werk, um aus dem traurigen Holzskelett wieder eine Mühle zu machen. Der mittlerweile verstorbene Gustav Radespiel, der in die Windmüller-Dynastie Liebeherr eingeheiratet hatte, initiierte die Gründung eines Mühlenvereins. So bekam man Leute aus Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) und Fördermittel. Der Verein profitierte von den damals üppigen Förderungen des Staates.

Bei Führungen werden den staunenden Besuchern Pfingsten auch verschiedene Fachbegriffe erklärt, die im Müller-ABC eine Rolle spielen. Warum heißt das Lager der Rutenwelle beispielsweise ausgerechnet Katzenstein? A, weil es in der Tat ein Stein ist, und B, weil er bei Erhitzung nach Katzenurin riecht. Oder die Funktion des Kammrades, welches die vertikale Drehbewegung der Flügel in eine horizontale übersetzt. Es hat einen Durchmesser von 3,10 Meter. Gustav Radespiel & Co. holten es aus Pabstorf (bei Halberstadt), wo eine Mühle stand, der nicht mehr zu helfen war. Abgesehen von dem komplizierten Einbau war der Transport spannend. Das Teil jagte wegen seiner Überbreite dem Spediteur einen Schauer über den Rücken. Eine Genehmigung für die Sonderfuhre, deren Mangel die Behörden heute in Schnappatmung versetzen würde, holte man damals nicht ein.

Mittlerweile haben auch die Hobby-Windmüller mit Nachwuchssorgen zu kämpfen. „Die Kinder gehen lieber zur Feuerwehr oder spielen Fußball, als alte Windmühlen zu pflegen“, sagt Martin Häniche. Heute beschränken sich die Pflegearbeiten auf regelmäßige Kontrollgänge. Damit ein heftiger Sturm keinen Schaden anrichten kann, müssen die Bremsen immer wieder überprüft oder die Holzzähne im Kammrad nachgeschlagen werden.

„Eigentlich müssten sich die Ruten der Mühle alle paar Wochen mal drehen, damit sich kein Wasser absetzt“, hebt Häniche die Augenbrauen. Doch das sei mit einigem Aufwand verbunden, der aus beruflichen oder Altersgründen nicht immer möglich sei. Die 13 Meter große Sachsendorfer Bockwindmühle ist voll funktionstüchtig. Sie wird am Pfingstmontag mahlen, beziehungsweise schroten, so der Wind weht. Ein Erlebnis für alle Beteiligten.