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Museum In neuem Glanz zum Neustart

Das Friedensfahrtmuseum in Kleinmühlingen öffnet ab dem 1. Juli wieder seine Pforten. Außerdem werden Hinweisschilder aufgehübscht.

Von Kaya Krahn 21.06.2020, 23:01

Kleinmühlingen l Es ist unsagbar warm im Auto vor dem Radsportmuseum „Course de la Paix“ in Kleinmühlingen. Das hat man davon, wenn man zu früh kommt. Doch schnell steht Horst Schäfer in der Tür und hält sie auf. Also schnell raus aus der Hitze und Hinein in das Sammelsurium von Erinnerungen an die „größte osteuropäische Sportveranstaltung“. Vor dem Eintreten ein Blick von Schäfer auf die neben dem Eingang stehende Flasche Desinfektionsmittel – Hände reinigen. Kaum ist das erledigt deutet er auf einen großen Tisch. Zwei Themen liegen dem Museumsleiter momentan besonders am Herzen: die baldige Öffnung und dazu passen – aufgearbeitete Schilder des Museums.

Noch vor kurzem wollte er das Museum noch nicht wieder öffnen: Die Auflagen seien zu streng, wenn auch wichtig und richtig, aber das Erlebnis des Museums würde dadurch verloren gehen. „Das Museum heißt eigentlich nur Museum, weil es einen Namen brauchte, eigentlich ist es viel mehr eine Begegnungsstätte“, erzählt Horst Schäfer. „Wir wollen hier auch alte Radrennen schauen und dann werde ich lebhaft, und ich möchte das auch für die Besucher, dass sie lebhaft werden“, meint er weiter.

Prinzipiell bräuchte er pro Besucher 10 Quadratmeter Platz – an sich eigentlich kein Problem: „Ich will hier aber keine Polizei spielen, und schauen, dass sich die Leute auch nur in einem Raum aufhalten und dass sich ihre Wege nicht kreuzen“, sagt Schäfer. Außerdem seien die Ausstellungsräume eben nur ein kleiner Teil des Museumsbesuchs: „Letzte Woche waren zwei Radfahrer da, mit denen habe ich fast dreieinhalb Stunden zusammengesessen und wir haben erzählt“, schildert er. Dabei seien die Ausstellungsstücke vielmehr Anregung für eigene Erinnerungen zum Berichten gewesen, als reines Exponat. Er sprüht vor Begeisterung, wenn er von seinen Erinnerungen und Fahrradfreunden spricht – die Öffnung ab dem 1. Juli scheint nun wirklich an der Zeit zu sein.

Warum er sich nun doch für eine Öffnung entschieden hat? „Ich hoffe darauf, dass vielleicht schon ab dem 1. Juli für Museen ähnliche Regeln gelten wie für Gastronomie“, erklärt er den Entschluss. Doch auch wenn nicht: Horst Schäfer hat kreative Ideen für die kommende Zeit: „Dann mache ich eben das Fenster auf und lasse drinnen ein Rennen über den Beamer laufen, und die Leute können sich mit Abstand und Stühlen draußen verteilt hinsetzen und sehen trotzdem was.“

Was aber natürlich trotzdem fehlen würde, ist die Gemütlichkeit, die durch eine gemeinsame Tasse Kaffee oder ein Stückchen Kuchen entstehen würde, schildert der Museumsleiter.

Doch vielleicht können darüber etwas die neuen Schilder hinweg trösten, für die ein Sportfreund, der anonym bleiben möchte, die Sanierungskosten übernommen hat. Er übernahm die 416,50 Euro teure Rechnung des Schönebecker Fahrzeugbau, welcher die Schilder aufarbeiteten und neu lackierten. „Solche Menschen braucht man, man kann sich immer auf sie verlassen“, sagt Horst Schäfer. „Ich bin sehr, sehr dankbar.“ Angebracht hat die neuen Schilder Tino Liebick. Er ist auch Mitglied des Vereins für Radfreizeit, Radsportgeschichte und Friedensfahrt – dem Träger des Radsportmuseums in Kleinmühlingen.

Die neu gemachten Schilder sind ein guter Anfang, Horst Schäfer plant aber noch mehr: „Wir wurden schon häufig gefragt, warum wir vorne an der L65 zwischen Schönebeck und Calbe kein Schild haben, was uns ausweist“, berichtet er. „Jetzt bin ich aber mit dem Grundstückseigentümer vorne an der Ecke im Gespräch, und der hätte nichts dagegen, wenn wir da ein Schild aufstellen würden“, fügt er freudig hinzu. Auf einem Privatgrundstück ein Schild aufzustellen, sei nämlich deutlich einfacher, als eines im öffentlichen Straßenverkehrsraum. Wie das Schild aussehen soll, ist bereits klar: Wie das Geschenk, dass Horst Schäfer von Tarek Aboul Zahab und dessen Sohn bekam – zumindest was die Form angeht. Stolz zeigt Horst Schäfer den durchsichtigen Rennfahrer auf einem Holzsockel. Auf dem goldenen Element unter ihm steht auf Arabisch „Friedensfahrt“.

Tarek Aboul Zahab lebt im Libanon und ist mittlerweile 80 Jahre alt. Er nahm 1965 an der Friedensfahrt teil – und übergab seine Startnummer dieses Jahr dem Museum.

Horst Schäfer habe Tarek Aboul Zahab bereits früh sehr bewundert, mittlerweile sei er ein guter Freund, schildert er. Und diese Bewunderung ist für das Museum essentiell gewesen: „Wäre Tarek nicht gewesen, gäbe es das Museum nicht. Er ist so stolz, bei der Friedensfahrt dabei gewesen zu sein und lebt den Frieden so sehr – er ist ihm heilig, vermutlich weil es im Libanon so gefährlich ist“, so der Museumsleiter. Nun soll diese Bewunderung von Schäfer sowie das Hochhalten der Friedensfahrt von Tarek Zahab als Wegweiser für ankommende Gäste dienen – eine schöne Idee.

Doch etwas sehr wichtiges fehlt für dieses Vorhaben noch: das passende Schild. Denn trotz Platz und Motiv muss erst einmal das Geld für ein solches Schild da sein. Gerade nach der langen Schließung auf Grund der Corona-Pandemie. „Wir haben es ohne Schulden geschafft“, sagt Horst Schäfer, „aber so langsam werden unsere Ersparnisse knapp. Wir brauchen jetzt wieder die Spenden der Gäste, dann können wir damit wieder unsere laufenden Kosten etwas decken.“

Dass das Museum ohne Schulden aus der Krise gekommen ist, ist nicht selbstverständlich. Der Verein für Radfreizeit, Radsportgeschichte und Friedensfahrt hat deswegen bereits früh Maßnahmen ergriffen, um die laufenden Kosten möglichst gering zu halten; etwa alle Stecker in dem Museum herausgezogen und die Heizung abgedreht. Seit Anfang März ginge das so, die Kosten hätten sich dadurch tatsächlich deutlich gesenkt. „Das ist schon enorm, was alleine der Lautsprecher und der Beamer verbrauchen, nur weil der Stecker steckt“, meint Museumsleiter Schäfer. Sie würden jeden Tag notieren, wie viel Strom verbraucht wird.

Dass nun wieder Besucher kommen dürfen, ist für das Museum gut. Auch wenn es vorerst nur mit Anmeldung funktioniert. Doch bereits für den kommenden Monat hat sich eine Radgruppe angemeldet – auf ihre Verpflegung im Museum müssen sie aber noch verzichten. „Aber die Gaststätte im Ort hat jetzt auch wieder geöffnet“, sagt Horst Schäfer. „Da kann man dann absprechen, ob vielleicht dort eine Kleinigkeit gegessen werden kann.“ So sind die Aussichten für die kommenden Wochen erst einmal gut – und das Wetter, das lockt ja auch zum Radfahren nach draußen.

Radsportmuseum „Course de la Paix“, Grabenstraße 20, Kleinmühlingen. Anmeldung 039291/46 55 70 oder per E-Mail unter info@radsportmuseum.de