Musik Spaß mit Max und Moritz

Die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie hat ein Stück zu Max und Moritz im Dr.-Tolberg-Saal in Bad Salzelmen gespielt.

Von Jörn Wegner 19.01.2017, 18:24

Schönebeck l Nicht unumstritten ist die Geschichte von Max und Moritz. Zwei Jungs mischen das Spießbürgertum einer Kleinstadt mit ihren Streichen ordentlich auf. Die Witwe Bolte, deren Dasein sich auf Lebensmittelhortung beschränkt, treiben sie zur Weißglut; dem „braven“ Lehrer Lämpel nehmen sie die einzige Freude des Tages, seine Pfeife, indem sie sie mit Sprengstoff füllen.

Die Lämpels, Boltes und Böcks der damaligen Zeit kritisierten, dass Max und Moritz aus den Streichen immer ungeschoren davon gekommen seien. In Zeiten der Prügel-Pädagogik ein schwerer Vorwurf. Heute wird eher die Härte des Stücks angeführt, schließlich endet der siebte Streich für die beiden anarchischen Kinder mit der Todesstrafe in einer besonders brutalen Form. „Mit Geknacke“ zermalmt am Ende Meister Müllers Mühle Max und Moritz.

Wilhelm Buschs Geschichte konnten zahlreiche Schönebecker Kinder am Donnerstagvormittag im Dr.-Tolberg-Saal verfolgen. Die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie hatte eine Vertonung auf die Bühne gebracht, die Schauspielerin Andrea Beckmann las Wilhelm Buschs Reime vor.

Den Kindern aus verschiedenen Schönebecker Kindergärten und den Förderschulen hat es offenbar gefallen. Manchmal lauschten sie andächtig der Geschichte, dann wieder riss die Dramatik der Musik die Kinder von den Stühlen.

Der Thüringer Komponist und Dirigent Wolfgang Hocke hatte 1980 Wilhelm Buschs Klassiker als Kinderkonzert vertont. Freuen können sich die jungen Zuschauer der nächsten Aufführung – am 24. April in Aschersleben – auf viel leicht verständliche Musik voller Dynamik. Wie ein Film ohne Bild leitet Hockes Komposition durch die Geschichten von Max und Moritz.

Nach Ende des rund 45-minütigen Kinderkonzerts begannen die Kammerphilharmoniker mit einer Art unterhaltsamer Instrumentenkunde. Jeder Streich in Hockes Stück wird von einem anderen Soloinstrument dominiert: Witwe Bolte begleitet die Trompete – ein Instrument, das die Kinder noch selbst erkannt haben. Schwieriger wurde es bei der Posaune und beim Horn. Wie man den Klang seines Instruments mit der Hand regulieren kann, zeigte Hornist Özgür Yilmaz den Kindern. „Das Fagott kann auch Lustiges spielen“, sagte Dirigent Gerard Oskamp. Das Holzblasinstrument mit dem tiefen Ton begleitet Schneidermeister Böck in seiner Auseinandersetzung mit Max und Moritz. Die Kinder kannten es aus dem Evergreen der Musikpädagogik, Prokofjews Peter und der Wolf, als Instrument des Großvaters.

Max‘ und Moritz‘ Ende unter dem Mühlstein wird in Hockes Vertonung vom Kontrabass begleitet. Grund genug auch das Konzert mit dem gemeinsam gesungenen Lied von den drei Chinesen und ihrem Kontrabass zu beenden.

Ein Wermutstropfen blieb bis zum Schluss die Akustik. Gerade wenn sich Schlagzeug und Bläser an dramatischen Stellen besonders ins Zeug legten, gerieten sie oftmals in Konkurrenz zur ebenfalls lauter werdenden Erzählerin. Die bewegte sich über die volle Länge des Konzerts zwischen den Musikern. Das Ergebnis war ein Klangbrei, der die Ohren klingeln ließ. Von der Geschichte dürften sowohl Kinder als auch Erwachsene dann nicht mehr viel mitbekommen haben, denn der Text ging dabei völlig unter.