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Musiksommer Lob für Atmosphäre in Pretzien

Die Dresdner Bach-Solisten haben Bach und Vivaldi in die Kirche Pretzien gebracht.

Von Thoralf Winkler 03.07.2017, 23:01

Pretzien l Joachim Schäfer kommt in wechselnden Besetzungen schon seit Jahren zum Pretziener Musiksommer und sorgt dort immer für eine volle Kirche. In diesem Jahr hatte er den Schwerpunkt auf Johann Sebastian Bachs musikalische Variationen gelegt.

„Solche Bearbeitungen waren früher ganz normal“, erklärte Schäfer dem Publikum. „Wenn Sie früher bei einem Kollegen abgeschrieben haben, war das für diesen eine Ehre“, sagte er und lässt den nächsten Satz, „aber wenn Sie das heute machen ...“, unvollständig, was das Publikum mit verstehendem Gelächter quittierte.

Johann Sebastian Bach hatte einigen seiner Konzerte Werke von Antonio Vivaldi zugrunde gelegt. Es war interessant zu hören, wie sich die Musik der beiden bedeutenden Komponisten mischte. Teils fühlte man sich an Ausschnitte zum Beispiel aus den „Vier Jahreszeiten“ mit ihren feinen Violinensätzen erinnert, teils überwog Bachs großer orchestraler Klang.

Das alles hatte Schäfer wiederum auch nicht im Original belassen, sondern wiederum auf sein kleines Quartett zugeschnitten. Oft bildeten tiefe Töne des Cellos und der Orgel als Borduntöne einen Kontrast zum Spiel von Violine und Trompete, dadurch wurden Vivaldis ursprüngliche Ideen ein Stück dunkler wiedergegeben. Joachim Schäfers „Bearbeitungen der Bearbeitungen“, bei denen er seine Trompete in vielen Teilen zurückhaltend einsetzte und den anderen Instrumenten Raum gab, boten eine lebendige Sicht auf die Alte Musik.

Daneben standen Orgelwerke von Bach. Mit diesen konnte Ayumi Kitamura zeigen, was sie aus der Pretziener Orgel herausholen kann. Über die tiefen, warm tönenden Holzpfeifen legte sie die hohen Sopranstimmen der Orgel. Ein mächtiger Klang füllte die kleine Kirche, und da war dann auch wieder die Kraft von Bachs Musik zu spüren, die schon seit Jahrhunderten die Menschen begeistert und die Seelen erreicht.

Nach dem Konzert fragte ein Besucher Joachim Schäfer nach seiner Beziehung zu Pretzien. „Hier gibt es eine ganz besondere Atmosphäre“, sagte dieser, „und da gehört nicht nur der Raum dazu. Das Publikum reagiert auf die Musik und das hat wieder Einfluss auf die Musiker. Nur wenn das alles zusammenkommt, dann wird es ein schönes Konzert.“

Das nächste Konzert im Rahmen des Pretziener Musiksommers ist am Sonnabend, 29. Juli, ab 17 Uhr. Zu hören gibt es ein Klavierkonzert. Sofja Gülbadamova spielt Werke von Grieg, Tschaikowsky und Dohnányi.