1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Sie lässt sich nicht unterkriegen

Nach dem Krebs Sie lässt sich nicht unterkriegen

Wie sich ihr Leben durch einen Gehirntumor verändert hat - darüber berichtet Claudia Richter im Freizeitzentrum „Future“ in Schönebeck.

Von Maria Anderl 17.11.2016, 19:00

Schönebeck l Sie war 20 Jahre alt, hatte vor einem halben Jahr angefangen zu arbeiten, als der Krebs plötzlich und unerwartet in ihr Leben trat. 2004 wurde bei Claudia Richter ein Gehirntumor diagnostiziert. Ihr Leben hat sich seitdem sehr verändert. Sprechen und Gehen fällt der 32-Jährigen schwer, sie kämpft, sie arbeitet hart an sich, doch die Erfolge kommen nur spärlich.

Im Jugendzentrum „Future“ erzählt Claudia an diesem Tag von ihrem Leben, ihrem Kampf gegen die Krankheit. Immer an ihrer Seite ist ihre Mutter Christiane, die im Jugendclub arbeitet, die Veranstaltung, welche vom Bundesprogramm „Demokratie leben“ gefördert wird, mit organisiert hat. Sie richtet auch die ersten Worte an die Jugendlichen, die gekommen sind, um Claudia zuzuhören: „Wer von euch hat schon einmal mit der Krankheit zu tun bekommen?“ Manche der Jugendlichen melden sich, nicken zustimmend. „Ja“, sagt Christiane eindringlich, „keiner ist vor Krebs geschützt!“ Ihre Tochter hat es getroffen.

„Es fing alles mit leichten Kopfschmerzen an, dann kam auch noch Schwindel dazu“, berichtet Claudia. Von der Diagnose bis zur Operation vergingen nur wenige Tage. Insgesamt war Claudia 14 Monate in Behandlung, durfte zwischendrin aber immer wieder nach Hause.

Für die Gäste hat Claudia einen Film vorbereitet. Bilder und Videosequenzen sind zu sehen, die ein junges, glückliches Mädchen zeigen. Ein Mädchen, das begeistert tanzt, sich an ihrem Leben freut. Es folgen andere Bilder. Von Claudia im Krankenhaus oder wie sie zu Hause ihre Übungen macht, das Gehen trainiert. Die Kinder und Jugendlichen sind während der ganzen Veranstaltung äußerst ruhig. Das emotionale Thema geht ihnen sichtlich nahe. Da ist es auch vollkommen in Ordnung, dass Tränen fließen. Interessiert lauschen sie Claudia und Christiane bei ihren Erzählungen. Beispielsweise als Christiane berichtet, wie sie all das eigentlich als Elternteil erlebt hat. „Man fühlt alles mit, was den Kindern passiert. Wenn Claudia Magenschmerzen hatte, dann hatte ich die sofort auch.“

Mit den Händen formt sie später einen Kreis, er ist so groß wie ein Tennisball, so groß wie Claudias Tumor war, fügt sie hinzu: „Als man uns damals sagte, dass sie einen derart großen Gehirntumor hat, ist für mich alles wie im Film abgelaufen. Warum passiert gerade uns so etwas Schreckliches, dachte ich mir.“ Eine Frage, die sich wohl jeder stellen würde.

Gegen Ende können die Jugendlichen Fragen stellen: Was Claudias größter Wunsch sei, will jemand wissen? „Eine Gesund-Mach-Maschine“, antwortet die 32-Jährige mit einem Lachen. Ob es jemals Momente gab, in denen Claudia aufgeben wollte, will ein anderer wissen: „Daran habe ich nie gedacht. Meine Mutter hat mir viel Kraft gegeben!“ Dass die beiden fest zusammen halten, ist hier jedem klar. Sie lassen sich nicht unterkriegen, komme was wolle. Was demnächst kommt? Eine Reise nach Australien, schon zum siebten Mal fliegen Claudia und Christiane in das weit entfernte Land. „Diesmal sind wir über Weihnachten und Silvester dort“, erzählt Christiane. Während es in Deutschland dann besonders kalt ist, können die beiden die Feiertage im warmen Sonnenschein verbringen.