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Napoleonplakette Wie die Quadriga nach Schönebeck kam

Sie ist wieder da! Erwin Garrandt hat die Gedenktafel an der Elbe entdeckt. Sie war wegen einer Baustelle abmontiert.

Von Andre Schneider 08.09.2020, 23:01

Schönebeck/Welsleben l Als die schwedische Pop-Gruppe Abba mit dem Titel „Waterloo“ einen Welthit landete, ahnte sie wohl nicht, dass sie ihren Text problemlos auf „Schönebeck“ hätten dichten können. Der kleine Ort in Belgien, der durch das Lied weltbekannt wurde, wurde einst zum Verhängnis für den französischen Kaiser Napoelon Bonaparte. Der kriegerische Kaiser hegte nach einer Niederlage allerdings auch eine Beziehung zu der Stadt an der Elbe – wenngleich nicht ganz freiwillig.

Wir schreiben das Jahr 1807. Der französische Kriegs-Kaiser zeigte einmal mehr seine unrühmlichen Absichten. Er ließ die Quadriga vom Brandenburger Tor in Berlin entführen. Ungeheuerlich! Schließlich gilt das Reiter-Ensemble im Berliner Stadtbezirk Mitte als das Wahrzeichen der heutigen Bundesrepublik.

Aber der Franzosen-Frechdachs hatte die Rechnung ohne den Rest Europas gemacht. Die Quadriga in Paris – das wäre ja noch schöner! Nachdem eine ganze Reihe europäischer Armeen Napoleon 1813 bei der Völkerschlacht bei Leipzig in die Flucht schlug, war der Weg für die Quadriga zurück nach Berlin frei. Die Reise des Wahrzeichens aus Paris begann.

Und sie führte über Schönebeck. Daran erinnert heute eine kleine Plakette an der Elbe. Weil an der Stelle noch vor Kurzem eine Baustelle bestand, war sie für die Öffentlichkeit nicht begehbar. Volksstimme-Leser Erwin Garrandt wies die Redaktion darauf hin, dass sie nun wieder an Ort und Stelle hängt. Eingelassen in die Mauer am Elbtor-Parkplatz. Sie informiert Besucher darüber, dass die Quadriga die Region über Welsleben kommend, über Groß Salze nach Schönebeck passierte. Das Salztor war offenbar zu eng. Darum nahm die Quadriga einen Umweg über die Böttcherstraße, durch das Barbyer Tor zum Marktplatz. Dort herrschte Festtagsstimmung. Tags drauf, am 3. Juni 1814, wurde die kostbare Fracht an der Fährstelle, wo heute Autos parken, über die Elbe verfrachtet und setzte ihren Weg nach Berlin fort. Grund genug für den Elbufer-Förderverein eine Gedenktafel zu installieren.

Doch sie musste kurzzeitig weichen. „Es war mit der Baufirma vereinbart, dass sie die Tafel während der Arbeiten von der alten Mauer abnehmen und dann wieder neu installieren“, erklärt Martin Hennig vom Elbufer-Förderverein. Das Gedenksymbol sei von der Firma entfernt und eingelagert worden und jetzt wieder angebracht – und ist laut Hennig nun zum Hingucker geworden. „In der neuen Mauer kommt die Tafel viel besser zur Geltung.“ Die Zusammenarbeit zwischen Baufirma und Elbufer-Förderverein sei „hervorragend“ gewesen. „Sie haben gute Arbeit gemacht.“

Die Erneuerung der Mauer ist nicht die einzige Erneuerung, die der Verein in der unmittelbaren Umgebung plant. In Kürze soll auch die Salzblume wieder komplett begehbar sein. Dann soll es an dem modernen Denkmal am Flussufer neue Strahler geben. Mit moderner LED-Technik, versteht sich. „Die alten waren anfällig für Vandalismus und haben viel Strom verbraucht“, so Hennig.

Was für Schönebeck ein historischer Fakt ist, ordnet Mathias Hille vom Stadtarchiv doch als „kleine Randnotiz“ im Zuge der Nachkriegszeit der Befreiungskriege ein. Immerhin: Im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz gebe es eindeutige Quellen, die auf die triumphale Rückkehr nach Berlin im frühen 19. Jahrhundert hinweisen – und natürlich auf den Durchzug der Quadriga durch Schönebeck. „Es steht also fest, dass der Transport so stattgefunden hat“, so Hille. Im Stadtarchiv finden sich allerdings keine Akten zu diesem speziellen historischen Ereignis. „Es kann sein, dass damals in Schönebeck keine Akten angelegt wurden, da sich das Ereignis auf eine übergeordnete Behörde bezogen hat oder sie haben sich nicht überliefert“, so Mathias Hille. Obwohl die Elbüberquerung weltgeschichtlich wohl wenig bedeutend ist, ist es doch etwas Besonderes. Dass die schwedische Gruppe Abba irgendwann über Schönebeck singt, wird aber wohl niemals passieren...