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Neu im Amt Chef der Verwaltung ist Boxtrainer

Barbys neuer Bürgermeister Torsten Reinharz (SPD) tritt seinen Dienst an. Der 53-Jährige wird sieben Jahre die Einheitsgemeinde lenken.

Von Thomas Linßner 01.02.2017, 00:01

Barby l Beim Neujahrsempfang der Sozialdemokraten sorgte Torsten Reinharz Anfang des Jahres in seiner kurzen Ansprache für Heiterkeit. Ein Lehrer-Kollege der Berufsbildenden Schulen Schönebeck sei sehr verwundert gewesen, nachdem er von Reinharz Wechsel in die Kommunalpolitik gehört hatte: „Überleg dir das: Du hast dann nicht mehr um 15 Uhr Feierabend und vor allem keine Schulferien mehr!“

Und nicht nur das: Die Stadt Barby schiebt einen imposanten Schuldenberg vor sich her, immer wieder gibt es Kritik, dass die Verwaltung zu behäbig arbeite. Dennoch wollte es PSV-Boxtrainer Torsten Reinharz im vergangenen Jahr wissen, als er seinen Hut mit Erfolg in den Ring der Wahlkämpfer warf. Die SPD-Fraktion hatte nach einem Kandidaten gesucht.

Der 53-Jährige ist zwar kein Parteimitglied, sitzt aber seit 1996 für die SPD-Fraktion im Barbyer Stadtrat.

Hätte er sich damals träumen lassen, dereinst Bürgermeister zu werden? „Nie und nimmer“, sagt Reinharz lächelnd, „ich war doch ein Auswärtiger.“

Der gebürtige Güstrower kam 1989 nach Barby. „Meine Frau stammt aus Dresden, ich aus Mecklenburg: Wir wollten uns irgendwo in der Mitte der DDR niederlassen“, erinnert er sich. Beide hatten gerade das Studium an der Uni in Potsdam abgeschlossen. Die Wahl fiel schließlich auf die kleine Stadt an der Elbe, die gute berufliche Voraussetzungen bot. Während Frau Tina eine Anstellung in der Polytechnischen Oberschule Friedrich Engels (POS) fand, wurde Torsten Reinharz Berufsschullehrer für Sport und Geschichte an der BBS des Volksgutes. Damals wohnte die Familie im Plattenbau Pömmelter Straße, bis sie 1994 in das eigene Haus in der Spittelbreite zog. „Als wir in der unruhigen Zeit des Herbstes 1989 nach Barby kamen, hatten wir das Gefühl, dass man uns gut aufnehmen würde“, sagt der 53-Jährige. Der damalige Schulleiter Klaus Vorreier (mit dem Reinharz später in der SPD-Fraktion saß) und Bürgermeister Jens Strube hätten sich gekümmert. Vor allem erstmal um eine Wohnung.

Von 1994 bis 1996 absolvierte Reinharz ein berufsbegleitendes Studium für das Lehramt an Gymnasien im Fach Sozialkunde, seit 1994 war er Lehrer an der Berufbildenden Schule in Schönebeck.

Heute beginnt nun der neue berufliche Lebensabschnitt als Chef der 8670-Seelengemeinde Barby. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mich das kalt lässt“, beantwortet er die Frage, ob er „aufgeregt“ sei. Zwar weiß Reinharz, wie der kommunale Hase läuft, eine Verwaltung leiten ist aber ein anderes Ding. Auch die Erwartungshaltung der Bürger sei bisher spürbar gewesen. Das zeichnete sich schon ab, als Torsten Reinharz im Wahlkampf Karten verteilte, auf denen die Leute Wünsche und Vorschläge formulieren konnten.

Heute will er sich seinen Mitarbeitern im Sitzungssaal vorstellen. Und einige wenige persönliche Utensilien auf den Schreibtisch im Bürgermeisterzimmer stellen. Dazu gehört ein gestalteter Familienkalender, der die Enkelkinder zeigt.

Einer der ersten offiziellen Termine wird am Freitagabend die Teilnahme einer Jahreshauptversammlung der freiwilligen Feuerwehr sein. Und das „Männerfrühstück“ der Glinder Lichtmess am Sonntag. „Die alten Kameraden werde ich dort aber nicht singen“, grinst SPD-Mann Reinharz.