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Neubau „Bahnsteig 2“ wird modernisiert

Zwar hat der Gnadauer Bahnhof kein Empfangsgebäude mehr - dafür wird der Bahnsteig modernisiert.

Von Thomas Linßner 28.03.2017, 05:00

Gnadau l Die Deutsche Bahn realisiert gegenwärtig den Neubau des „Bahnsteig 2“ in Gnadau. Die Entwurfsplanung sah vor, dass der Außenbahnsteig mit einer Länge von 155 Meter und einer Breite von mindestens 2,75 Meter erneuert und mit einem Blindenleitsystem ausgestattet wird.

Die Investitionskosten wurden mit rund 350.000 Euro angegeben. Es ist vorgesehen, das vorhandene Wetterschutzhaus weiter zu nutzen und entsprechend der neuen Bahnsteighöhe umzusetzen. Auch das vorhandene Wegeleit- und Informationssystem soll ergänzt werden.

2015 war das historische Bahnhofsgebäude abgerissen worden. „In meiner Stellungnahme an das Landesverwaltungsamt, die ich unter Hinzuziehung des Ortschaftsrates Gnadau vorgenommen habe, machte ich noch einmal deutlich, dass sich der Eisenbahnhaltepunkt bereits seit 1839 an der Bahnlinie Magdeburg-Halle befindet, welche zu eine der ersten Fernstrecken Deutschlands zählt“, sagte Bürgermeister Jens Strube damals.

Er sprach von „einem erheblichen Eingriff in die historisch gewachsene Bahnhofsstruktur. Der Bahnhof sei ortsbildprägend und erhaltenswert“. Die von der Deutschen Bahn AG vorgetragenen Gründe würden keinesfalls den Abbruch des Baudenkmales rechtfertigen, fügte er hinzu.

„Ich erinnere in diesem Zusammenhang auch daran, dass der Abbruch und eine Neugestaltung des Haltepunktes keinesfalls der geplanten Aufnahme von Gnadau in das Unesco-Weltkulturerbe entgegenstehen dürfen“, mahnte der Bürgermeister im Januar 2015.

All dieses Einwände nützten nichts.

Mit dem Bahnhof verbanden besonders ältere Bürger Erinnerungen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges waren Fahrleitung und zweites Gleis als Reparation an die Sowjetunion abgebaut worden. Kohlenklau durch die Bevölkerung war an der Tagesordnung. Weil sich hier ein drittes Gleis befand, pausierten die langsamen Güterzüge oft in Gnadau, um schnellere Personenzüge vorbei zu lassen. Eine gute Gelegenheit für die frierenden Menschen, um Briketts aus dem Bitterfelder Raum „umzuleiten“.

Der 12,4 Kilometer lange Bahnstreckenabschnitt von Schönebeck bis zur Saalebrücke bei Calbe wurde am 9. September 1839 eingeweiht und gilt als eine der ältesten Trassen Deutschlands.