Nilgans Umstrittener Vogel

Wenn es um die Nilgans geht, teilen sich die Meinungen. Der Exot ist auch in der Region keine Seltenheit mehr.

Von Emily Engels 26.09.2015, 01:01

Schönebeck/Barby l Aggressiver Vogel, Plage, angreifslustig - die Nilgans genießt hierzulande keinen guten Ruf. Ursprünglich aus Afrika wurde die Nilgans zunächst in Großbritannien in Zoos gehalten. Von dort aus breitete sie sich über den Ärmelkanal in Nord-Frankreich, in den Benelux-Ländern und in Deutschland – seit etwa 1995 auch in Sachsen-Anhalt – aus. Jetzt sind auch in Schönebeck und Barby die exotischen Vögel keine Seltenheit mehr. Was für viele Einwohner zunächst beängstigend erscheint, sieht Michael Wunschik vom Naturbund entspannter.

„Auf den sieben Flusskilometern zwischen Schönebeck und Magdeburg habe ich in den letzten fünf Jahren durchschnittlich zwei bis sechs Nilgans-Paare gesehen“, so der Naturschützer. Die Anzahl der Tiere sei über diesen Zeitraum hinweg nicht nur konstant geblieben, auch ein Rückschritt anderer Wasservögel und -tiere sei nicht aufgefunden worden. Dennoch versteht Wunschik, warum andere Menschen zunächst beängstigt sein können. „Die Nilgans ist ein sehr mutiger und robuster Entenvogel“, erklärt er. So solle der afrikanische Vogel schon das ein oder andere Tier aus seinem Nest vertreiben. „Sogar gegen Schwäne oder Raubvögel nimmt die Nilgans es auf. Vor diesem Mut erschrecken andere Vögel häufig zunächst“, so Wunschik.

Das Argument der Jagdvereine, dass die Nilgans sich zu schnell verbreite, kann er nicht unterstützen. „Die Nilgans wird sich selber limitieren“, meint er. „Es könnte schon sein, dass die Population erst etwas ansteigen wird, danach werden sich die Tiere jedoch selber zur Konkurrenz.“

Anders sieht dies Kreisjägermeister Jens Hennicke. „Im Salzlandkreis gibt es mittlerweile etwa 44 Gänsepaare“, erzählt er. „Die Nilgans verdrängt heimische Tiere und ich habe definitiv einen Rückgang von Enten und Graugänsen beobachten können.“ Dass die Nilgans in das Jagdrecht aufgenommen wird, will Hennicke unbedingt. „Wir dürfen das Thema nicht aus den Augen verlieren“, meint er.

Dass die exotische Gans in manchen Bundesländern wie Hessen oder Niedersachsen bereits gejagt werden darf und auch hier in das Jagdrecht aufgenommen werden soll, findet Naturschützer Wunschik bedauerlich. „Solange man den Einfluss des Vogels auf unsere heimischen Tiere noch nicht nachvollziehen kann, lohnt es sich zunächst, eine abwartende Haltung einzunehmen“, rät der Vorsitzende des Naturbundes.

Anderer Meinung ist Jens Dedow, Vorsitzender der Jägerschaft Schönebeck. „Die Nilgans gefährdet unsere heimischen Vögel. Unter einem heimischen Ökosystem verstehe ich etwas anderes“, so der Vorsitzende. Durch ihre Anpassungsfähigkeit könne die Nilgans sowohl auf dem Wasser als auch auf dem Land gut zurecht kommen. „Die Nilgans muss unbedingt in unser Jagdrecht aufgenommen werden“, stimmt er deshalb der Meinung von Hennecke zu.

Während die Jägerschaft - so auch Jens Hennicke und Jens Dedow - sich einig ist und dafür sorgen will, dass auf die exotische Gans aus Afrika geschossen werden darf, sieht Naturschützer Michael Wunschik das Ganze gelassener. „Ich rate jedem, die Schönheit der Nilgans zu genießen“, empfiehlt er.