Operettensommer Premiere begeistert

Es gab die 22. Premiere des Schönebecker Operettensommers. "Der Vogelhändler" begeisterte das Publikum.

Von Klaus-Peter Voigt 24.06.2018, 23:01

Schönebeck l Bange Blicke wanderten den ganzen Tag über zum Himmel. Wer am Morgen die Tasche für die Auftaktvorstellung zum sommerlichen Musiktheater packte, legte neben Kissen sicherheitshalber Decke und Regenumhang dazu. Sicher schien sicher. Die Wetterkapriolen kündigten einen feuchten und kühlen Nachmittag an. Während das Thermometer tatsächlich auf um die 15 Grad Celsius fiel, öffneten sich die Himmelsschleusen nicht. Glück gehabt …

Fast bis auf den letzten Platz waren die Sitzreihen unter Bäumen ausverkauft. Auf den Parkflächen standen Fahrzeuge mit Kennzeichen aus Braunschweig, Berlin und Halle neben den vertrauten Kürzeln SLK und SBK. Der Berg übt augenscheinlich Magnetwirkung aus. Helmhard Kraft und Ute Wagner aus dem Bernburger Umland wurden wie andere Gäste auch am Eingang von Kammerphilharmonie-Geschäftsführerin Anita Bader persönlich begrüßt. Für sie sei es eine doppelte Premiere, räumten die beiden ein. Es sei der erste Operettensommerbesuch überhaupt und in der Pause sprachen sie von einem „tollen Erlebnis“.

Der Eingangsbereich zeigte sich wie in den vergangenen Jahren liebevoll vom Ausstatter Toto gestaltet. Zwei goldene Schweinchen blickten fröhlich in die Runde. Sie wären käuflich, verkündete Anita Bader. Im kommenden Jahr sollen beide Exemplare während der „Philharmonischen Phreunde Pheier“ versteigert werden. Die Stadtwerke überraschten zudem mit einem eigenen Stand, offerierten dort kühle Cocktails.

Trotz des trüben Wetters kam keine schlechte Laune auf. Gunnar Pfau, Schüler einer neunten Klasse, der beim Operettensommer einen Ferienjob gefunden hat, und Regieassistentin Sarah Zucker griffen kurz vor Beginn der Vorstellung noch einmal zum Besen und fegten die letzten Blätter von der Bühne. Dann die offizielle Eröffnung der diesjährigen Festspiele: Landrat Markus Bauer (SPD) sparte nicht mit Lob für die Kammerphilharmonie. Sie sei „großartig und vielseitig“. Wohl auch mit Blick auf die Debatten um die künftige Finanzierung des Klangkörpers nannte er es eine Herausforderung, diese sicherzustellen.

Es folgte eine fast dreistündige Unterhaltung vom Feinsten. Darsteller und Musiker spielten sich schnell in die Herzen der Zuschauer. Temporeich und fröhlich ging es auf der Bühne zu. Beifall gab es, als Regisseurin Katharina Kutil im feschen Kleid als Wirtin auftrat. Inbrünstig versuchte die dralle Dame – allerdings erfolglos - sich Mann zu angeln: „Ich liebe es, wenn sie grob sind“. Nach der Pause gab es aus ihrem Mund eine wichtige Nachricht, die mit Ahs und Ohs aufgenommen wurde. 2019 wird es auf dem Bierer Berg „Boccaccio, oder Der Prinz von Palermo“ geben, eine Operette in drei Akten von Franz von Suppé.

Der Schlussapplaus der Premiere sprach für sich. Zu den letzten Klängen der Zugabe schunkelten viele Zuschauer im Stehen mit. Operettenherz, was willst du mehr?

Karten unter Telefon (03928) 40 04 29.